Die Tote auf dem Opferstein: Kriminalroman
Ideen und interessanten Gesichtspunkten weiterhelfen konnte. »Sollen wir ins Bett gehen? Ich möchte morgen früh zur Arbeit.«
»Klar, aber darf ich meinen Gedanken vorher noch abschließen? Ich wollte nur sagen, dass ihr euch bei diesem Fall wahrscheinlich von konventionellen Denkschemata verabschieden solltet. Verlasst die gewohnten Gleise. Ihr könntet ja mal mit Marianne Ekstedt reden, die das geistige Zentrum in der Stadt betreibt, nur um euch einen Eindruck von ihrer Sicht auf das Leben zu verschaffen. Vielleicht bringt euch das weiter.«
»Kannst du dir Folke in einem geistigen Zentrum vorstellen?«, fragte Robban.
Sofia grinste. »Vergiss doch mal Folke. Du könntest doch jemand anderen mitnehmen. Karin zum Beispiel. Oder du fährst alleine hin. Für den Anfang könntest du zumindest dieses Buch lesen.« Sofia reichte ihm ein schmales Heft. Zerstreut griff Robban danach und dachte an die Entdeckung von Margareta Rylander-Lilja.
»Wir haben auch Drogen gefunden oder besser gesagt, Gift«, sagte er. »Wir sind nicht sicher, ob es tödlich oder nur berauschend wirken sollte. Alkaloide – das ist doch dein Bereich.«
»Das hatten die Opfer eingenommen? Geraucht oder getrunken? Wenn man sich damit auskennt, findet man diese Stoffe überall. Ich kann stundenlang im Klassenzimmer stehen und mir vor dösenden Schülern den Mundfusselig reden, aber sobald ich erwähne, dass in der Natur Pflanzen vorkommen, die man rauchen kann, spitzen sie alle die Ohren.«
»Du verrätst ihnen doch nicht etwa, welche Pflanzen das sind?«
»Spinnst du? Natürlich nicht. Aber das lässt sich leicht im Internet recherchieren. Die Schüler sind ja nicht blöd.«
Robban kratzte sich am Kopf.
»Es ist auch eine Gruppe von Rollenspielern involviert. Die laufen in Verkleidung rum …« Robban schien mit sich selbst zu reden. Sofia trank ihr Glas aus und stellte es ins Spülbecken.
»Rollenspieler. Davon gibt es in Glastonbury jede Menge. Ehrlich gesagt, wusste ich gar nicht, dass das so viele Leute machen. Es gibt generell unheimlich viele, die auf der Suche sind und wissen wollen, worin eigentlich der Sinn des Lebens besteht.«
»Und zu welchem Schluss bist du gekommen? Was ist der Sinn?«, fragte Robban.
»Keine Ahnung. Dass es einem gutgeht und man in sich selbst ruht, würde ich sagen.« Sie küsste Robban auf die Wange. »Jetzt gehen wir ins Bett.«
»Guten Morgen.« Als Karin die Augen öffnete, stand Johan mit verstrubbelten Haaren und dem großartigsten Frühstückstablett vor ihr, das sie je gesehen hatte.
»Guten Morgen. Danke für den schönen Abend«, lächelte Karin.
»Danke gleichfalls.«
»Geht der richtig?« Karin zeigte auf den dreibeinigen Wecker, der ein angenehmes Ticken von sich gab und anzeigte, dass es Viertel vor sieben war.
»Ja. Wann musst du bei der Arbeit sein?«
»Gegen acht. Aber das ist ja nur ein Katzensprung von hier. Frühstück im Bett, welch ein Luxus! Oder bekommen das alle deine Mädels?«
»Alle meine Mädels? Du scheinst ja ein tolles Bild von mir zu haben, es stimmt jedoch nicht ganz mit der Wirklichkeit überein. Ich weiß nicht, ob ich ›leider‹ oder ›Gott sei Dank‹ hinzufügen soll.«
»Inwiefern stimmt es denn nicht? Sind es gar nicht so viele Mädels, oder bekommen die das Frühstück nicht alle im Bett serviert?«
Johan lachte. Karin mochte sein Lachen.
Während er unter der Dusche stand, suchte Karin nach einem Fön. Johan hatte gesagt, es könnte einer im Arbeitszimmer sein. Als sie dort im Schrank ein vielversprechendes Kabel entdeckte, fiel ihr Blick auf etwas anderes.
»Hast du den Fön nicht gefunden?« Johan stand mit nassen Haaren im Bademantel hinter ihr.
»Was ist das da?« Karin zeigte auf einen zwei Meter langen Pfahl aus dunklem Holz. In der Mitte war ein Gesicht hineingeschnitzt, das ungefähr dreißig Zentimeter hoch war. Am meisten interessierte Karin jedoch das, was fehlte. Die Nase. Sie war abgehackt.
»Das war mal das verzierte Bein eines Bettes, das im Kalmarer Schloss gestanden haben soll.«
»Wie schade, dass es kaputtgegangen ist.«
»Das Bett?«
»Das auch, aber ich meinte vor allem das Gesicht.«
»Das ist absichtlich so. In dem Raum hatte einmal ein dänischer König übernachtet. Er schlief in dem Bett, das damals vier solcher Pfosten hatte. Nachdem der König wieder abgereist war, befürchtete man, sein Geist befände sich noch im Raum und wolle die Gastgeber ausspionieren. Deshalb hackte man allen Holzfiguren in dem Zimmer
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