Die Tote auf dem Opferstein: Kriminalroman
Symbols zeigte. Auf der einen Seite ein Galgen, auf der anderen Pfahl und Rad.
Der Mann, der ihnen die Tür öffnete, war etwa fünfzig Jahre alt und saß tatsächlich im Rollstuhl. Der Schäferhund an seiner Seite fixierte Robban und Folke reglos.
»Kommt rein. Die Schuhe könnt ihr anbehalten.« Er machte eine Kehrtwende und rollte durch den langen Gang. Robban folgte ihm. Folke blickte sich um und hielt Ausschau nach dem Hund.
Als sie den Raum betraten, saß das Tier bereits neben dem Computer. Die Jalousien waren heruntergelassen, und es war zwar nicht stockduster, aber ziemlich dunkel. Die Luft war warm, und überall surrten Computer. Robban zählte fünf Notebooks, die allesamt in Betrieb waren. Daneben gab es vier normale Desktop-Computer mit ebenso vielen Flachbildschirmen. Langsam gewöhnten sich die Augen an die Dunkelheit.
»Okay. Was steht an?«, fragte Hektor.
»Eine Person, die sich Esus nennt, und eine Website mit dieser Adresse.« Diese Information hatten sie von den Rollenspielern erhalten. Robban legte den Zettel mit der Adresse neben Hektors Tastatur.
Der Raum war größer, als er zuerst gewirkt hatte. Eine Wand war komplett von einem tiefen Lagerregal aus Holz verdeckt. Das oberste Fach war mit Kartons gefüllt, deren Aufdruck verriet, dass sie Chipstüten der Marke Estrella enthielten. In der Mitte waren Zweiliterflaschen Joltcola aufgereiht. Mindestens dreißig Stück. Das Regal daneben war voller Software und Bücher, und in einem blauen Müllsack auf dem Fußboden befand sich eine Anzahlleerer Colaflaschen, die auf einen immensen Verbrauch hindeuteten.
»Mein Gott.« Das war die Stimme von Folke, der soeben den Raum betreten hatte. Wie versteinert stand er vor dem Regal mit den Chips und den Flaschen. »Joltcola?«
»Extra viel Koffein. Ich importiere die selbst aus den USA. Ihr könnt euch gerne eine Flasche nehmen.« Während er antwortete, kamen seine Finger nicht einen Augenblick zur Ruhe.
Folke verschlug es fast die Sprache. Robban blickte von einem zum anderen und überlegte fieberhaft, wie er ihn stoppen konnte.
»Du wirst vorzeitig sterben. Ist dir klar, wie viel Zucker …« Folke wurde unterbrochen.
»Wenn ich schon einen Autounfall überlebt habe, habe ich mir auch ein Laster verdient, finde ich. Cola und Chips sind wirklich ein recht unschuldiges Vergnügen.«
»Acrylamid …«, begann Folke, doch Robban fiel ihm ins Wort.
Er erzählte Hektor kurz, wie die Rollenspielveranstaltung funktioniert hatte, und erklärte ihm, dass alle Teilnehmer unterschiedliche Rollen innehatten und eigene Namen bekamen. Die Finger flogen über die Tasten, und kurz darauf erschien auf dem Bildschirm ein Suchergebnis. Robban sah beeindruckt zu.
»Hast du dir die Beiträge auf dieser Seite mal angesehen?«
Robban zog einen Stapel Papiere aus der Tasche.
»Ich habe das alles gelesen, aber ich kann nicht behaupten, dass mich das in Bezug auf unsere Ermittlungen klüger gemacht hätte.«
Schnell blätterte Hektor Robbans Papierstapel durch und wandte sich wieder dem Computer zu. »Es scheintnoch mehr zu geben. Ich glaube nicht, dass ihr alles gefunden habt«, sagte Hektor. »Manchmal muss man Mitglied sein, um weitere Informationen zu erhalten. Außerdem gibt es einige Foren, in denen die Mitglieder unterschiedliche Niveaus beziehungsweise Befugnisse haben, und daher müssen wir auf die höchste Ebene gelangen, um die Seite vollständig zu sehen.«
»Und wie macht man das?«, wollte Robban wissen.
»Entweder man arbeitet sich hoch, oder man schummelt ein bisschen.«
»Wie denn?«
»Ich versuche jetzt, als Administrator hineinzukommen.«
»Braucht man denn kein Passwort, um sich einzuloggen?«
Robban sah sich verstohlen nach Folke um.
»Nun … wenn mich die Seite nach meinem Administrator-Passwort fragt, gebe ich stattdessen einen Bit-Code ein. Man könnte sagen, dass ich die Einstellungen verändere, während der Server die Passwörter vergleicht. Mit dem Erfolg, dass ich eingeloggt werde.«
»Sieht man das denn nicht? Ich meine, merkt niemand, dass du da warst?« Robban senkte die Stimme. »Du bist dazu ja eigentlich nicht berechtigt.«
Hektors Finger bewegten sich noch immer hektisch über die Tastatur, doch nun hielt er inne.
»Wenn wir ein schnelles Resultat wollen, sollten wir mit diesen Dingen nicht zu kleinlich sein. Und die Antwort lautet: Nein, das Schöne ist, dass niemand meinen Besuch bemerkt, weil ich nichts kaputtmache. Man muss nur ein bisschen aufpassen, falls
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