Die tote Autorin (German Edition)
Bund meiner Hose. Mein Freund schrie, ich solle abhauen und mich in Sicherheit bringen. Ich wollte helfen, hatte aber keine Chance.
Die Polizei konnte ich nicht rufen, weil ich kein Handy dabei hatte und im ganzen Haus kein Telefon war. Als ich gerade aus dem Raum rennen wollte, tauchte plötzlich Marc mit einer Pistole in der Hand auf und grinste mich an. Ich erschrak zu Tode. Er schob mich auf die Seite, betrat das Büro und rief den beiden zu, mit der Schlägerei aufzuhören. Was aber nichts nützte. Da fiel ein Schuss und Robert brach zusammen. Nun stritt Marc mit dem fremden Mann. Ich sah noch, wie sie anfingen, alles zu Boden zu werfen. Anscheinend ahnte Marc nicht, dass wir den Leuchtturm schon gefunden hatten. Während die beiden weiter alles zerschlugen und sich anschrien, rannte ich davon. Ich rannte und rannte und wollte nur noch eins: Das gemietete Auto erreichen und verschwinden. Erst im Auto fiel mir auf, dass ich auf der Flucht den Leuchtturm verloren hatte. Aber das war mir egal, ich hatte Angst und dachte nur noch daran, an einen sicheren Ort zu gelangen. Ich fuhr zurück ins Hotel, wusste aber auch, dass Marc oder der Fremde oder vielleicht auch beide bald auftauchen würden. Da habe ich plötzlich an dich gedacht und fand den Mut dich anzurufen. Danke, dass du zu mir gekommen bist und mich hierher gebracht hast.»
Elisa stützte sich mit den Ellbogen auf den Tisch, legte den Kopf in ihre Hände und liess die Tränen einfach laufen. Als sie später auf die Armbanduhr schauen wollte, sagte sie:
«Ich habe auch meine Uhr auf der Flucht verloren!»
«Elisa, wir müssen zur Polizei gehen.»
Frau Boss versuchte ihre Gedanken zu ordnen, aber sie schien damit genauso Schwierigkeiten zu haben wie Elisa. Sie schlug ihr deshalb vor, einen Tag auszuruhen. Danach würden sie zusammen überlegen, wie sie vorzugehen hätten. Elisa war wohl an beiden Tatorten gewesen und die Gründe ihrer Anwesenheit waren nicht gerade nobel zu nennen, aber sie war bestimmt keine Mörderin.
Der Brief
Der Inspektor war in Gedanken versunken, als das Telefon läutete. Unter den Dorfbewohnern, die er über Lora befragt hatte, war auch der Postbeamte gewesen. Für McLee waren diese auf Dörfern die Auskunftsstelle schlechthin. Er hatte ihm sicherheitshalber seine Visitenkarte hinterlassen, falls er sich noch an etwas erinnern sollte.
Ebendieser Beamte meldete sich jetzt mit unsicherer Stimme:
«Guten Tag, Herr McLee . Heute ist ein Brief für Frau Fiorente angekommen. Das ist sehr ungewöhnlich, da sie, seit sie hier wohnt, nie Post erhalten hat», wiederholte er seine Aussage der ersten Befragung. McLee bedankte sich, legte auf, lehnte sich auf dem Stuhl zurück und dachte an die Manuskripte, die in Loras Holzhaus gefunden worden waren.
Nach kurzer Überlegung beauftragte er jemanden aus seinem Büro, den Brief bei der Poststelle sowie alle Manuskripte aus Loras Haus zu holen.
Meine Liebste, begann der Brief. Ich hatte dir versprochen, mich nicht zu melden und auch sonst in keiner Art und Weise zu versuchen, mit dir Kontakt aufzunehmen. Daran habe ich mich jahrelang gehalten. Aus Liebe zu dir. Doch nun kann ich es nicht mehr, denn ich werde bald sterben. Ich muss dich einfach noch einmal sehen, deshalb werde ich dich in den nächsten Tagen besuchen. In Liebe und Freundschaft, dein Ricky
Der Poststempel war acht Tage alt. Auf der Rückseite des Briefes stand Rickys Adresse. Der Inspektor liess alles stehen und liegen, rief seinen Assistenten hinzu und fuhr los. Als er, dort angekommen, an der Tür läutete, öffnete eine Frau. Sie war nicht gerade freundlich und eher unsympathisch, aber der Inspektor liess sich nicht beeindrucken, stellte sich und seinen Kollegen vor und bat eintreten zu dürfen.
«Sagen Sie uns bitte, wer Sie sind?» , fragte er höflich.
«Ich bin Claudia Rosell. Was wollen Sie?»
«Sind Sie mit Herrn Ricky Rosell verheiratet?»
«Ja», antwortete sie. «Wo ist er jetzt? Wir möchten ihm gern einige Fragen stellen», sagte McLee.
«Er ist tot», entgegnete sie. Noch eine Leichte, dachte der Inspektor.
«Oh, unser Beileid, Frau Rosell, das wussten wir nicht».
Die Frau schien nicht gerade in tiefer Trauer zu sein und deshalb sprach McLee weiter.
«Wie und wann ist er gestorben?»
«Gestern, Selbstmord.» McLee atmete tief ein.
«Hat er einen Abschiedsbrief hinterlassen?»
«Weiß ich nicht, habe nicht
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