Die tote Autorin (German Edition)
fragte, wo mein Freund sei, wusste er von nichts. Ich ging nach Hause und fand Robert schlafend auf dem Sofa.
Als er aufwachte, fragte er nicht, wo ich gewesen war, und auch in den nächsten Monaten nicht, wenn ich wieder bei Marc war. Diese neue Bekanntschaft machte mich süchtig, mein Körper schrie nach seiner Leidenschaft, seiner Macht, seiner Lust. Marc wurde mein Geliebter und wir trafen uns regelmässig. Robert liebte ich weiterhin sehr und wir verstanden uns gut. Er hatte die Dreierbeziehung ohne Eifersuchtsszenen hingenommen. Er liebte mich, das weiss ich. Aber ich war unfähig, ihm treu zu bleiben. Mit Marc erlebte ich eine mir unbekannte Art von Sexualität, obwohl mein Freund genau so gut war, einfach auf seine Art. Irgendwann fiel mir auf, dass mein Geliebter oft mitten in der Nacht komische Anrufe bekam. Wenn ich ihn danach fragte, wurde er regelmässig wütend. Eine Reaktion, die ich bei Robert nie erlebt hatte, und so verzichtete ich auf weitere Fragen.
Meine Neugier war aber doch stärker und so fing ich an herumzuschnüffeln. Ich hörte Gespräche ab und fand heraus, dass Marc und zwei andere Menschen etwas mit Diamanten zu tun hatten, die irgendwo versteckt waren. Ich erzählte Robert, was ich wusste, und zusammen entschieden wir, die Diamanten selbst zu holen. Ich gab ihm meinen Schlüssel von Marcs Wohnung. Und während ich mit Marc ausgegangen war, durchsuchte Robert seine Wohnung mehrmals. Marc hatte aber Verdacht geschöpft, weil mein Freund einmal vergessen hatte das Licht auszuschalten. Marc war sich sicher gewesen, es ausgeschaltet zu haben. Eines Abends, er hatte mich zum Diner eingeladen, wollte er danach unbedingt sofort nach Hause gehen und nahm mir jede Chance, Robert zu warnen. Er wurde von uns erwischt. Zu unserer Überraschung blieb Marc ruhig und bat uns sogar Platz zu nehmen. Er erzählte uns die Geschichte von den Diamanten, die bei einem Transport gestohlen wurden. Er schlug eine Wette vor: Wer die Diamanten zuerst findet, bekommt die Hälfte, die anderen müssen sich den Rest aufteilen. Wir waren einverstanden. Die Diamanten haben uns so verblendet, dass wir nicht einmal nachdachten, wer sonst noch darüber Bescheid wissen konnte. Auf die Idee, dass auch dies ein abgekartetes Spiel sein könnte, waren wir nicht gekommen.»
Linda unterbrach das Gespräch. Beide Frauen brauchten ein wenig Ruhe. Zusammen kochten sie etwas und versuchten, die Gedanken dabei ein wenig ruhen zu lassen. Nach dem Essen erzählte Elisa weiter: «Als wir uns zu dem Haus schlichen, in dem der Schüssel versteckt war, sahen wir eine Frau auf der Veranda sitzen. Wir beobachteten sie längere Zeit, sie bewegte sich aber nicht. Robert sagte mit zitternder Stimme, dass die Frau tot sein musste. Ich schaute ihn an und sah, wie er kreideweiss wurde. Ich fragte, was los sei, und er antwortete, die Frau sei die Millionärin. Ich sagte ihm auf den Kopf zu, dass ich ihm nicht glaube. Er wiederholte, sie sei Lora Fiorente, ja, die richtige Lora Fiorente. Als ich ihn fragte, ob er sich wirklich sicher sei, behauptete er, dieses Gesicht niemals vergessen zu können. Er überzeugte mich. Wir waren beide durcheinander, als uns dort die Vergangenheit einholte. Wir waren an diesem Ort, weil wir den Leuchtturm mit dem Schlüssel brauchten und hatten nicht damit gerechnet, die Frau zu treffen, die wir Jahre zuvor gesucht hatten. Was hatte die Millionärin mit dem Leuchtturm zu tun? Und mit den Diamanten?, fragte ich mich. Aber dann zog mich Robert an meiner Jacke vorwärts und wir schlichen ins Haus. Es war offen. Alles war geordnet und sauber. Wir schauten uns zuerst nur um, gleichzeitig wussten wir aber, dass wir schnell sein mussten, bevor Marc uns erreichte.
Wo er war, wussten wir nicht genau, wir hatten uns am Flughafen verabschiedet und uns gegenseitig viel Glück gewünscht. Wie ehrlich die Wünsche waren, erfuhr ich erst später. Wir machten keine Unordnung, denn ich entdeckte sofort die vielen Bilder, die aufgehängt waren und auf einem war der Leuchtturm aufgeklebt, und soviel wir wussten, musste darin der Schlüssel sein. Ich entfernte den Turm und sagte zu Robert, dass wir gehen sollten. Ich hatte den Satz noch nicht fertig ausgesprochen, als plötzlich ein fremder Mann im Raum stand. Den Leuchtturm hatte ich im Arm, was der Fremde aber nicht sehen konnte. Er ging sofort auf meinen Freund los und die beiden schlugen sich. Ich versteckte den Leuchtturm unter meinem Pullover und schob ihn in den
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