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Die Tote im Badehaus

Die Tote im Badehaus

Titel: Die Tote im Badehaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sujata Massey
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fahren.
    Als Hugh mir die Wohnungstür öffnete, merkte ich sofort, daß das Hausmädchen dagewesen war. Vorher war es schon ordentlich gewesen, aber jetzt war alles wie geschleckt. Die CDs und die Zeitschriften waren offenbar alphabetisch geordnet, die Fenster glänzten ohne einen einzigen Putzstreifen, und überall roch es nach Reinigungsmittel mit Fichtennadelgeruch. Wenn ich auch so etwas vollbringen sollte, steckte ich in Schwierigkeiten.
    »Weshalb hast du mich in der Arbeit angerufen? Du hättest alles vermasseln können.« Ich schüttelte den Kopf, als er mir eine Tasse Tee anbot.
    »Ich wollte nur wissen, welche Kleidergröße du hast. Du hast nicht zurückgerufen, deshalb mußte ich einfach nehmen, was Fumie mir mitgebracht hat.«
    »Tragen Putzfrauen wirklich so etwas?« Ich hielt das schwarze Polyesterkleid mit der gerüschten weißen Schürze hoch. Es sah aus, als würde es aus einem nicht jugendfreien Video stammen.
    »Keine Sorge, es ist frisch gewaschen.« Er führte mich in sein Zimmer und ging hinaus. Ich sah mich um und stellte fest, daß da wirklich ein Triptychon aus Sumoringern an der Wand hing. Das Siegel des Künstlers konnte ich allerdings nicht erkennen. Beim Versuch, es aus der Nähe zu betrachten, stieß ich mit der Ferse gegen ein Rudergerät und fluchte.
    Das einzige andere Möbelstück im Raum war ein massives Empirebett. Ich setzte mich auf die Bettkante und zog mein konservatives Arbeitskostüm an. Irgend etwas kam mir merkwürdig vor. Als ich ganz ausgezogen war, wurde mir klar, was es war: Ich hatte keine Gänsehaut. Nirgendwo im Zimmer entdeckte ich ein Heizgerät. Hugh hatte Zentralheizung, die erste, die mir in einem japanischen Wohnhaus untergekommen war.
    Ich hängte meine Sachen in seinen Wandschrank und fuhr unwillkürlich mit der Hand durch die lange Reihe seiner Anzüge. Die feinen Materialien und Farben waren zu teuer, als daß ich sie hätte bestimmen können: Graubraun, Blaugrau und Pechschwarz. Was sagte das über ihn aus, daß er so teure Sachen trug? Ich schloß die Schranktür und ging ins Wohnzimmer. Hoffentlich würde er mir nicht ansehen, daß ich herumgeschnüffelt hatte.
    »Die Länge steht dir gut«, sagte er, als er das zu kurze Kleid betrachtete. Er hatte sich Notizen auf dem Faltplan gemacht, und sein verletzter Knöchel ruhte auf dem Beistelltisch. Der Verband ragte ein paar Zentimeter unter seinen grauen Flanellhosen hervor. Er hatte mir zwar ohne Krücken die Tür geöffnet, aber er hinkte immer noch leicht.
    »Hast du eine Bibel?« fragte ich ihn. Mir war plötzlich eine Idee gekommen.
    »Tut mir leid, ich bin vom Glauben abgefallen.«
    »Eins von denen tut es auch.« Aus dem Bücherregal holte ich einen großen, in Lederimitat gebundenen Gesetzesband. »Jetzt siehst du wie ein Zeuge Jehovas aus.«
    Während wir das Auto mit einem Plastikeimer und Putzmitteln beluden, erklärte ich ihm meinen Plan. Es gab keinen vernünftigen Grund, weshalb sich ein gaijin im Anzug in der Vorstadt herumtreiben sollte. Außer natürlich, er war in Sachen Religion unterwegs.
    »Wenn ich den Mund aufmache, bin ich verloren«, stöhnte Hugh.
    »Niemand erwartete von dir, daß du großartig Japanisch sprichst. Aber wenn du einen ehemaligen amerikanischen Soldaten spielst, sollte dein schottischer Akzent möglichst nicht zu hören sein.«
    »Keine Chance, Mann.« Er übte einen kalifornischen Valley-Boy-Akzent, bei dem ich die ganze Zeit kichern mußte, bis wir auf dem Shuto Expressway waren, wo mich die plötzlichen Spurwechsel völlig verwirrten. In der kurzen Zeit schaffte ich es nicht, die kanji- Zeichenzu lesen; Hugh dirigierte mich, und ich folgte gehorsam.
    »Wie lange müssen wir denn noch fahren? Das hat überhaupt keinen Spaß gemacht.« Ich rieb meine verspannten Nacken- und Schultermuskeln, als wir endlich die Staus von Yokohama hinter uns gelassen hatten und auf einer verkehrsarmen Mautstraße fuhren.
    »Den Schildern nach zu urteilen noch etwa eine Stunde. Du kannst schneller fahren, aber du siehst ja, niemand fährt mehr als hundert Stundenkilometer.« Hugh stellte seine Lehne zurück und streckte sich aus.
    »Du hast gut reden, bei deinen ganzen Verwarnungen«, sagte ich und drückte aufs Gas.
    »Nur wegen Falschparkens. Weshalb sollte ich denn zu schnell fahren wollen? Wenn man schneller als hundert fährt, geht dieser blöde kleine Summer los. Da, hörst du, schon ist es soweit! Rei Shimura, ich habe hier ein Mobiltelefon. Ich könnte sofort die Polizei

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