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Die Tote im Badehaus

Die Tote im Badehaus

Titel: Die Tote im Badehaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sujata Massey
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Bettdecke ein.
    »Ach komm, du hast für Informationen bezahlt! Spielt es denn eine Rolle, in welcher Form? Kleider oder Bargeld?« Ich erklärte ihm, was Miss Yokoyama angedeutet hatte.
    »Mich stört nur, daß sie mich hintergangen hat«, murrte er, als wir oben fertig saubermachten. »Wenn ich gewußt hätte, daß sie Geld will, hätte ich es ihr gegeben. Aber sie hat sich sichtlich für die Kleider begeistert.«
    »Japanische Frauen dürfen kein Interesse an Geld zeigen. Das zeigt sich auch an der Höhe des Lohns. Du verdienst bestimmt fünfmal so viel wie ich.« Ich schleppte die schwere Tüte mit den Telefonbüchern nach unten.
    »Das wußte ich nicht. Aber tust du nicht trotzdem das, was du gerne machst?« Er stieg langsam hinter mir die Treppen hinunter.
    Ha. Ich stellte mir vor, wie ich im Schnellzug zu meinem schrecklichen neuen Job in Osaka fuhr, während ich herumlief und die Lichter und Heizgeräte ausschaltete. Wir hatten eine kleine Unstimmigkeit darüber, ob die Tür zum Wohnzimmer offengestanden hatte oder nicht; am Ende hob ich hilflos die Hände und erlaubte ihm, die Tür zu schließen.
    »Ist die Eingangstür abgesperrt?«
    »Sieh nach!« rief ich zurück. In der Küche dachte ich noch daran, den Boiler abzuschalten und meine Putzmittel einzusammeln. Dann verschwand Hugh mit seinem Gesetzbuch durch die Hintertür, und meine Wartezeit begann. Irgendwie waren diese letzten Minuten allein die schlimmsten; nach meiner Uhr waren es nur zwölf Minuten, aber ich hatte das Gefühl, es sei eine halbe Stunde. Endlich hörte ich, wie der Windom schnurrend durch die Gasse auf der Rückseite fuhr, und ich ging mit den Büchern und meinen Mülltüten hinaus.
    Ich hatte mich verrechnet. Das Auto, das vor dem Tor hielt, war ein weißer Mercedes. Ich versteckte mich rasch hinter einem Kamelienbusch und lauschte. Die Autotür ging auf und Schritte kamen über den Gartenweg näher. Ich sah schwarzglänzende Lederhalbschuhe und eine dunkelblaue Hose.
    Mein Blick wanderte nach oben, und ich sah Seiji Nakamuras Gesicht.
    Er blieb stehen und sah sich um. Offenbar hatte er gewußt, daß geputzt werden sollte, denn er hatte einen Umschlag mit Bargeld am Eingang hingelegt. Wir hatten ihn genommen, um keinen Verdacht zu erregen.
    Mir kam ein anderer Gedanke – was, wenn er auf ein Stelldichein mit der Putzfrau gehofft hatte? Weshalb sollte er sonst während der Arbeitszeit nach Hause fahren? Ich dachte an den Spitzenbody, der in seinem Wandschrank hing.
    Die Schritte kamen näher. Er durfte mich einfach nicht entdecken. Ebenso fürchterlich war die Vorstellung, daß Hugh vorfuhr. Nakamura war an mir vorbeigegangen, ohne mich bemerkt zu haben. Er schlich außen an der Küche entlang und blickte durch die Fenster. Er war mißtrauisch.
    Jetzt oder nie, ich mußte fliehen. Ich richtete mich auf und ging auf Zehenspitzen in Richtung Gartentor.
    Der Wind fing sich in den Tüten mit meinen Utensilien, so daß das Plastik knisterte. Ich lief schneller, denn ich wollte so schnell wie möglich von dem Grundstück runter. Ich hörte Nakamuras Schritte auf dem Zementboden. Er kam zurück. Ein brummender Motor näherte sich. Bleib nicht hier stehen, dachte ich, während ich mit dem Riegel kämpfte und endlich hinaus auf die schmale Straße trat.
    »Wer ist da?« brüllte Seiji Nakamura, als Hugh in die Straße einbog. Ich rannte an Nakamuras Mercedes vorbei und verließ mich darauf, daß Hugh langsam fuhr, mir folgte und mich auf der Hauptstraße auflas.
    Doch dazu kam es nicht. Hugh legte den Rückwärtsgang ein und fuhr zurück. Er bog leise um die Ecke und verschwand im Nirgendwo.
    Ich rannte weiter. Ich hörte, wie Mr. Nakamura mir nachbrüllte, als ich an zwei Hausfrauen vorbeilief, die große Augen machten. Am Anfang hatte ich nur Angst gehabt, von Nakamura erwischt zu werden, aber jetzt dachte ich auch an die Polizei.
    Ich warf einen kurzen Blick über die Schulter, sah Nakamura aber nicht; ich verringerte mein Tempo, keuchend vor Angst und Erschöpfung. Meine Lage war nicht besonders erfreulich. Ich hatte mich in einer japanischen Vorstadt verirrt, ohne Geld und mehrere Meilen von einem Bahnhof entfernt. Außerdem hatte ich keine Ahnung, wie ich Hugh wiederfinden sollte. Die cremefarbenen Häuser dieses Viertels, die beim ersten Mal so verführerisch ausgesehen hatten, wirkten jetzt spöttisch und bedrohlich zugleich. Mir war alles außer Kontrolle geraten, schienen sie zu sagen. Ich hatte versagt.
     
    Ich war den ganzen

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