Die Tote im Keller - Roman
gefunden wurde. Woher hätten Heinz Becker und sein Kumpan diesen versteckten, alten Erdkeller kennen sollen? Es wäre viel einfacher für sie gewesen, die Tote einfach in irgendeinen Graben am Weg zu schmeißen oder in irgendein Wäldchen zu legen. Aber der Erdkeller, dafür waren genaue Kenntnisse der lokalen Verhältnisse erforderlich. Und ich glaube, dass weder Becker noch sein Geschäftspartner darüber verfügten.«
»Dann müssen wir eben weiter nach dem Täter suchen«, konstatierte Birgitta.
I rene hatte das Wochenende frei. Den Samstagvormittag verbrachte sie mit zwei intensiven Trainingseinheiten im Dojo. Zuerst trainierte sie eine Gruppe von Polizistinnen, von denen mehrere den blauen Gürtel in Angriff nehmen wollten. Sie legten sich sehr ins Zeug, und Irene war ausgesprochen stolz auf sie. Beim zweiten Training hatte sie es mit einer gemischten Gruppe zu tun, überwiegend waren es jedoch Männer. Jeder wollte eine Runde gegen Irene kämpfen, da sie einmal Europameisterin gewesen war. Und obwohl dieser Titelgewinn schon mehr als zwanzig Jahre zurücklag, war sie immer noch sehr gut.
Den Rest des Samstags hatte sie damit verbracht, vor ihrem Haus Schnee zu schippen und die Wäscheberge abzutragen. Die Waschmaschine lief auf Hochtouren. Wie bei vier Leuten so viel Schmutzwäsche anfallen konnte, war ihr ein Rätsel. Seltsamerweise hatte Irene den Eindruck, dass der Wäscheberg mit zunehmendem Alter ihrer Töchter wuchs. Wir tragen unsere Kleider nicht mehr auf, sondern wir waschen sie kaputt, dachte sie. Sie sagte jedoch nichts, da die beiden Mädchen gerade damit beschäftigt waren, das Haus zu putzen. Bei Familie Huss fand der monatliche Haushaltstag statt. Irene hatte ihn bereits vor etlichen Jahren eingeführt und fand, dass er gut funktionierte. Einmal im Monat musste die ganze Familie ran. Dann putzten alle gemeinsam. Krister war jedoch dieses Mal ausgenommen, da er im Prinzip den ganzen Weihnachtsputz allein erledigt hatte. Er hatte sogar in der Küche Vorhänge mit
Weihnachtsmuster aufgehängt. Wenn er es nicht gemacht hätte, hätte das niemand getan. Vorhänge waren irgendwie nicht Irenes Ding, wie die Zwillinge das ausgedrückt hätten. Außerdem war Krister den ganzen Tag bei der Arbeit und würde erst gegen Mitternacht nach Hause kommen.
Eigentlich wäre es mal wieder an der Zeit gewesen, Sammie das Fell zu stutzen, aber dafür war es draußen noch zu kalt. Es war ratsam, dass er sein langes Fell noch eine Weile behielt. Im März würde er dann aussehen wie ein Schaf, das den Winter auf der Weide verbracht hat, aber das kratzte ihn nicht weiter. Er verabscheute jede Art der Haarpflege! Das war in seinem zwölfjährigen Hundeleben immer so gewesen. Nicht umsonst hieß die Rasse »Irish Softcoated Wheaten Terrier« oder übersetzt: »Irischer, weichpelziger, weizenfarbener Terrier«. Damit war Sammie sehr treffend beschrieben: Er hatte lockiges Fell, das kaum haarte, aber sorgfältig gekämmt und gestutzt werden musste. So ein arbeitsaufwändiges Fell war mit einem Terrier kaum vereinbar! Irene hatte sich oft gefragt, wer auf die Idee gekommen war, eine solche Rasse zu züchten.
Sie war gezwungen, ihn zu kämmen, weil sie sonst nie mehr Fasson in seinen Pelz bringen würde. Sie stellte ihn also auf den Tisch in der Waschküche. Er wusste, was ihn erwartete, und er hatte schlechte Laune. Mit eingeklemmtem Schwanz versuchte er Irene nervös auf dem Tisch auszuweichen. Es war, als versuche man, ein Pferd im Galopp zu beschlagen. Das hatte ihre Mutter früher immer gesagt. Aber Irene war das schon gewohnt und beherrschte die Tricks. Sie klemmte sich seinen Kopf unter den Arm und begann, sein weiches Fell zu bürsten. Sie hielt die eine Hand an seinen Hals unter dem einen Ohr und bürstete mit der anderen.
Sie spürte plötzlich ganz deutlich einen harten, walnussgroßen Knoten unter den Fingern. Eine ungefährliche Fettgeschwulst, versuchte sich Irene sofort einzureden. Sie wusste jedoch sehr gut, wie sich weiche Fettgeschwulste anfühlten. Sie saßen unter der Haut und bewegten sich leicht auf der darunterliegenden Muskulatur. Dieser Knoten saß fest. Sie begann,
Sammie abzutasten. In der rechten Leiste saß ein fast ebenso großer Knoten und am Hals ein dritter, haselnussgroßer.
Irene überrieselte es eiskalt. Sie wusste, was das bedeuten konnte. Im April wurde Sammie dreizehn, ein beachtliches Alter für einen Hund. Falls es sich nur um einen Tumor handelte, konnte man versuchen, ihn
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