Die Tote im Keller - Roman
verbreitete sich der Gestank von Besäufnis im Verhörraum. Das aufgedunsene
Gesicht des Indianers glänzte vor Schweiß, und seine rotunterlaufenen Augen verrieten, dass es ihm alles andere als gut ging.
»Dieses Mal nicht. Wir wollen nur ein paar Fragen stellen«, erwiderte Fredrik, als das Keuchen des Indianers verebbt war.
Er stellte Irene und sich vor.
»Was soll der Scheiß? Was für Fragen? Da müsst ihr schon meinen Anwalt kommen lassen! Ich sage kein …«
»Immer mit der Ruhe! Es geht nicht um Sie.«
Der Indianer sah Fredrik erstaunt an. Langsam verarbeitete sein von Drogen vergiftetes Gehirn die Information.
»Nicht?«, war der einzige Kommentar, der ihm dazu einfiel.
Unbeholfen erhob er sich vom Stuhl.
»Dann bleibe ich hier keine Sekunde länger sitzen.«
»Setzen!«, kommandierte Fredrik.
»Verdammt! Wenn es gar nicht um mich geht, dann …«
»Es geht um Mord.«
Sein Hintern erstarrte einen halben Meter über dem Stuhlsitz. Mit offenem Mund starrte er Fredrik an.
»Was soll der Scheiß?«, murmelte er und ließ sich kraftlos auf den Stuhl zurücksinken.
Eine Sekunde lang befürchtete Irene, dass er danebenlanden würde, aber er schaffte es.
»Ich kann eine Tasse Kaffee holen, falls Sie eine haben wollen«, bot sie ihm an.
Der Indianer richtete seine blutunterlaufenen Augen auf sie und grunzte etwas. Es hatte den Anschein, als hätte er etwas Stimulierendes dringend nötig.
»Mit Milch und Zucker?«, fragte sie.
»Zucker. Viel Zucker.«
Sie stand auf, öffnete die Tür und gab dem Wärter auf dem Korridor ein Zeichen, auf das sie sich vorher verständigt hatten. Der Wärter lächelte verschwörerisch und verschwand Richtung Kaffeeautomat.
»Einmal mit Zucker, einmal mit Milch und einmal schwarz«, rief sie ihm hinterher.
So unauffällig wie möglich ging sie zu ihrem Stuhl zurück, der Indianer hatte seine gesamte Aufmerksamkeit ohnehin Fredrik zugewandt.
»Was … was soll der Scheiß … was für ein Mord? Ich habe, verdammt noch mal, keinen …«
»Wissen wir. Aber einer deiner Kumpel steht unter dringendem Mordverdacht«, fiel ihm Fredrik ins Wort.
Der Indianer versuchte ihn zu fixieren, was ihm nicht gelang. Seine Augäpfel zitterten. Irene fühlte sich an einen Glücksspielautomaten erinnert. Die Augen des Indianers hätten leicht für zwei Kirschen durchgehen können. Aber für den Jackpot waren drei nötig. Außer einem Riesenkater würde also kein Gewinn für ihn herausspringen.
Er sagte nichts, sondern glotzte Fredrik weiterhin an, bis der Wärter mit ihrem Kaffee eintrat. Erst als der wieder gegangen war und die Tür hinter sich geschlossen hatte, sagte der Indianer:
»Wer?«
Fredrik tat so, als hätte er ihn nicht gehört, und fragte:
»Was haben Sie am Freitagnachmittag gegen halb zwei getan? «
Statt zu antworten, schlürfte der Indianer Kaffee.
»Los, antworten Sie schon! Sonst behalten wir Sie wegen Begünstigung eines Straftäters in Untersuchungshaft.«
Der Indianer zuckte mit den Achseln.
»Sie wissen es vielleicht nicht, aber wir haben Freitagnachmittag kurz nach drei nach Ihrem Wagen fahnden lassen. Die gesamte Polizei in Västra Götaland hat nach der Karre gesucht, und Sie haben nichts Besseres zu tun, als besoffen durch die Gegend zu fahren und sich dabei erwischen zu lassen!«
Der Indianer nippte wieder am Kaffee und schien nicht zuzuhören. Aber Irene sah, dass ihm seine wirren Gedanken durch den Kopf schossen und irgendeinen Halt suchten. Er konnte einem fast leidtun.
»Was soll der Scheiß …? Wieso habt ihr nach meinem Wagen gefahndet?«, murmelte er schließlich.
»Ein Zeuge hat ihn gesehen, als Sie Heinz Becker und zwei andere Personen in Ringön mitgenommen haben. Und zwar am selben Ort, an dem wir einen Laster gefunden haben, den sie geklaut hatten. Nach dem Mord.«
»Was für ein verdammter Mord?« Der Indianer stöhnte.
»Der an dem kleinen blonden Mädchen, das Heinz Becker dabei hatte. Wie hieß sie noch gleich …?«
Fredrik tat, als würde er nachdenken. Irene beobachtete den Indianer, ohne erkennen zu lassen, mit welcher Spannung sie seine Reaktion erwartete. Er runzelte seine stark gepiercten Brauen, und Irene hatte den deutlichen Eindruck, dass er wirklich versuchte zu verstehen, was Fredrik gesagt hatte.
»Was sagen Sie da … Heinz hat die kleine Russin kaltgemacht? «
Er sah genauso erstaunt aus, wie er klang.
»Ist Ihnen nicht aufgefallen, dass sie nicht dabei war, als Sie die drei aufgelesen haben?«, fragte
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