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Die Tote im Maar - Eifel Krimi

Die Tote im Maar - Eifel Krimi

Titel: Die Tote im Maar - Eifel Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Toten?
    »Die Särge?«, fragte Luise mit einem Unterton, als wäre ihr schlecht geworden. »Das Totenmaar hat gebrüllt …« Sie unterbrach sich. »Ich sehe Polizei und den Rettungsdienst.«
    »Du legst die Karten? Jetzt? Ist die Polizei diese Militärfigur?« Eine solche gab es nämlich in ihren Bildkarten, und vor hundert Jahren könnte so die Polizei ausgesehen haben.
    »Ich stehe in der Auffahrt und halte mir ein Fernglas vor die Augen, Isabel«, sagte Luise.
    Ja klar, wie doof war ich denn. War die Rettung vor Ort, weil es jemanden zu retten gab?
    »Da sind Risse, und an manchen Stellen gibt es Aufwerfungen.«
    »Luise, bitte. Wovon sprichst du?«
    »Was? Ja. Die Erde, der Boden. Es sieht wüst aus da unten. Und das Totenmaar ist noch immer in Bewegung, oder wellt sich der See sonst auch so? Und da schwimmt komisches Zeug drauf. Schaumkronen?«
    Sie hatte das Fernglas und stellte mir Fragen. Ich gehörte nicht zu den Neugierigen, aber ich würde schauen und fragen. Für den unwahrscheinlichen Fall, dass jemand schon wusste, was passiert war. Als ich Luise meine Absicht mitteilte, geschah ein Wunder.
    »Ich komme mit, bin in wenigen Minuten da, warte auf mich.« Das hatte sie tatsächlich gesagt und aufgelegt. Das Wunder war, dass Luise niemals größere Strecken zu Fuß zurücklegte. Das würde sie aber müssen, weil hier vor lauter Wagen kein Durchkommen war. Die wenigen Minuten waren demnach eher geizig gerechnet worden.
    Das Wunder blieb aus. Luises Wagen hielt vor dem Institut, sie stieg aus, wie immer in Stiefeln und einem Knäuel Wäsche am Leib. Ich würde nicht fragen, wie viele Kleiderschichten sie trug, aber ich fragte mich ernsthaft, wie sie es geschafft haben konnte, zwischen den Einsatzwagen durchzukommen. Das offenbarte sich beinahe auf der Stelle, denn der Ausweis war gelb und lag gut sichtbar auf der Ablage des BMW .
    »Feuerwehreinsatz?«, fragte ich ungläubig. Dass sie Ministrantin hatte werden wollen, wusste ich, aber auch noch zur Feuerwehr?
    Sie wurde rot, räusperte sich und fuhr sich mit dem Zeigefinger in »Ich hab’s«-Wickie-Manier unter der Nase herum. Dann griff sie aufs Armaturenbrett und nahm den Ausweis weg.
    »Ein Scherzartikel«, flüsterte sie. »Ich hab ihn im Internet entdeckt, sogar mit einem Schreibfehler, dass er gar nicht offiziell ausgestellt sein kann. Papa hat mich durchgewinkt, aber auf sein Donnerwetter kann ich mich gefasst machen.« Das konnte sie bestimmt, denn Luises Vater war, seit ich denken konnte, bei der Freiwilligen Feuerwehr und der netteste Mensch unter der Sonne, nur für ihre Späße fehlte ihm manches Mal das Verständnis.
    »Den Rest müssen wir aber zu Fuß gehen«, verkündete ich.
    Luise schaffte, was ich gestern in Brombeere nicht gekonnt hatte, sie setzte souverän einen Fuß vor den anderen, ohne in einer der vielen Lagen hängen zu bleiben. Mir war meine Jeans lieber.
    So musste sich jemand fühlen, der sich auf eine Pilgerreise begab, dachte ich. Wir begegneten allen möglichen Leuten, der ganze Ort war auf den Beinen, wie es schien.
    »Hallo, Luise, Isabel«, wurden wir begrüßt.
    »Weißt du von einem Todesfall, oder ist es nur Neugier?« Sina Frühauf, die eine Bäckerei im Ort betrieb, schwang einen Korb. Ich wagte einen Blick und musste schmunzeln. Darin waren lauter kleine Sandkuchen, geformt wie Vulkane.
    »Neugier«, sagte ich ehrlicherweise. »Ich nehme zwei, bitte.« Wir tauschten Geld gegen Ware, und ich reichte einen der Kuchen an Luise weiter.
    »Das nenne ich geschäftstüchtig«, sagte Luise und kaute auf ihrem Kuchen. »Papa hat gesagt, ich muss es für mich behalten, aber es wurde Verstärkung angefordert – die Wasserschutzpolizei.«
    Das ließ ich mir durch den Kopf gehen. Es würde nämlich bedeuten, sie hatten zumindest eine Vermutung, vielleicht eine schlimme.
    »Ich ertappe mich dabei, nach bekannten Gesichtern Ausschau zu halten«, sagte ich.
    Ein bekanntes fehlte, und das ergab keinen Sinn, denn Sophia Schäfer wäre unter normalen Umständen die Erste beim Totenmaar am Schauplatz eines … was auch immer es gewesen war.
    Wir gingen einige Schritte, dann verhakte sich mein Turnschuh in einer Wurzel, die unter die Erde gehörte. Hier war wirklich so einiges verkehrt.
    Auch die toten Fische, die bäuchlings im Wasser trieben.
    Die meisten Leute schienen abzuwarten, was denn nun weiter geschehen würde. Galen stand etwas abseits, an einen Baum gelehnt. Ihn hätte ich beinahe übersehen. Völlig ruhig beobachtete er

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