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Die Tote im Maar - Eifel Krimi

Die Tote im Maar - Eifel Krimi

Titel: Die Tote im Maar - Eifel Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Sarg aussuchen oder so«, regte Luise an.
    »Da bedarf es nur eines Blickes«, sagte ich. »Probeliegen muss niemand. Und wofür ist das Glöckchen?«
    »Das ist meins, wenn mich Caramello beißt.«
    Wer zum Teufel war Caramello? Ich erfuhr es nicht sofort.
    »Viel schlimmer hätte es nicht kommen können, Isabel. Vincent Klee glaubt, dass er Schuld auf sich geladen hat.«
    Dass Luise bereits so vertraut mit Vincent Klee war, war mir entgangen. »Was phantasierst du dir da zusammen?« Sie hatte die Karten befragt, erklärte ich es mir, doch mir blieb keine Zeit zur Erwiderung.
    »Und Fabian kam heute später aus der Schule, mit einem Käfig – und einer Ratte.« Luise kniff die Lippen zusammen.
    Das Rätsel um Caramello war gelöst. Ich argwöhnte, dass Galen mit im Spiel war. In Schalkenmehren gab es keine Tierhandlung, jemand musste Fabian chauffiert haben.
    »Caramello?«, fragte ich. »Ich dachte, er wollte eine weiße Ratte haben.«
    »Sie hat auch nur ein kleines braunes Büschel im Nacken«, gab Luise Auskunft. Wie sie da so verloren stand, mit ihrem Totenglöckchen in der Hand, tat sie mir leid. Ich musste lachen. Dann deutete sie auf das Innere des Instituts und auf die Flasche, und ich ging die Kräuterlimonade kühlen.
    Anschließend schauten wir uns die Särge an. Ich kannte sie ohnehin schon, und Luise lief in Turbogeschwindigkeit durch die Ausstellung.
    »Der weiße dahinten, der ist hübsch.«
    »Der weiße dahinten ist ein Kindersarg. Luise, komm hier raus! Ich weiß deinen unerschrockenen Einsatz wirklich zu schätzen, aber das Schlimme ist nicht, einen Sarg auszusuchen, das Schlimme wird sein … das Schlimme wird sein, Katharina dort hineinzulegen.« Wovor ich mich außerdem fürchtete, sagte ich ihr nicht. Vor dem neuerlichen Anblick. Ihr Körper würde sich in Windeseile zersetzen, jetzt, im Beisein von blankem Sauerstoff.
    »Das kannst du doch nicht tun, nicht du!«, sagte sie zutiefst erschrocken. »Sie wurde ermordet, Isabel. Vielleicht gibt es den Mörder immer noch. Und du siehst Dinge und hast Erscheinungen. Du wusstest vor ein paar Tagen ja nicht einmal mehr, wie du von der Kapelle zum Landgut gekommen bist. Ein Glück, dass Johnny dabei war. Du hast völlig neben dir gestanden. Und wenn Vincent Klee nicht ganz so undurchsichtig wäre, wäre ich sehr froh, dass er hier ist.«
    »Sprechen wir von dem Mann, der Schuld auf sich geladen hat, meinst du den?«, konnte ich mir nicht verkneifen zu fragen.
    »Auch wenn ich nicht weiß, welche Schuld, aber da ist etwas, und es hat mit einer blonden Frau zu tun. Ich finde es noch heraus«, sagte sie.
    Wir nahmen wieder unsere alte Couch in Beschlag. Damals war es meist auch Kräuterlimonade gewesen, und genauso tiefschürfende Gespräche jenseits aller Vernunft. Das Totenglöckchen lag auf dem kleinen Tisch vor uns und schaute mich die ganze Zeit nur stumm an.
    »Ich habe in der Kapelle die Glocken läuten hören«, sagte ich.
    »Wenn du es sagst, hat es eine Bedeutung.« Luise hatte ihre Stiefel ausgezogen und ein Bein über das andere geschlagen. »Du hast von einem Unwetter erzählt, obwohl es nur ein bisschen geregnet hat. Die Glocken hast du unterschlagen. Du hast wahrscheinlich noch viel mehr unterschlagen.« Sie verzog den Mund. »Ich auch. Ich habe Katharina damals im Ort gesehen …«
    Ich wurde unversehens in meine Kindheit zurückkatapultiert. Angespannt wartete ich, was auf das Sehen im Ort folgte, meine Hand hielt das Glas fester. Der Geschmack der Limonade verursachte kein Kribbeln auf der Zunge. Von der Sekunde an, in der Luise meine Mutter erwähnt hatte, schmeckte ich absolut gar nichts mehr.
    »Es sah aus, als würde sie auf jemanden warten. Oder auf etwas.« Luise schüttelte den Kopf. »Ach, ich kann es nicht beschreiben, aber es kam mir komisch vor. Und als ich sie grüßte, sah sie mich an, als würde sie mich nicht erkennen. Das ist mir im Gedächtnis geblieben, weil ihr Verhalten so anders war als sonst.«
    Lange nachdem Luise ihre Stiefel wieder angezogen hatte und damit die Treppe hinuntergepoltert war, saß ich noch immer auf der Couch. Meine Gedanken zu ordnen war unsinnig, denn es waren nicht meine, es waren die von Luise.
    Sie hatte ihr Glöckchen wieder mitgenommen.
    Es war mir egal, ob Vincent Klee irgendeine Schuld auf sich geladen hatte. Konnte das nicht beinahe jeder irgendwie von sich sagen? Nur war es ihm nicht egal, was mit meiner Mutter geschehen war, und mir auch nicht. Ich war nicht der Typ, der

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