Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tote im Maar - Eifel Krimi

Die Tote im Maar - Eifel Krimi

Titel: Die Tote im Maar - Eifel Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
Vom Netzwerk:
dass ich kaum Luft bekam.
    »Oh, Isabel! Es ist ganz grauenhaft … Das bist du, und du sitzt doch neben mir.«
    Aufschluss über das Gesehene gab mir das nicht. Ihr Gerede verwirrte mich nur. Von Luise erfuhr ich rein gar nichts. Sie war viel zu durcheinander.
    Ich musste nachsehen, aber das hieß auch, ich musste sie allein nach Hause fahren lassen.
    »Ich schaue nachher nach dir«, versprach ich.
    Sie lachte. »Du schaust nach mir ?« Aber ihr Lachen gefiel mir nicht.
    Luise wischte pausenlos über ihre Augen und versuchte mir einzureden, sie tränten vom Staub.
    Sie ließ den Motor an, und ich angelte nach dem Feuerwehreinsatz-Hinweiskärtchen, ein umgedrehtes »W«, wie mir auffiel, und platzierte es wieder gut sichtbar auf dem Armaturenbrett. »Die kleinste aller Lügen.« Ich zwinkerte, aber meine Freundin reagierte kaum.
    Galen registrierte ich erst, als er sich mir in den Weg stellte. Seine Miene unergründlich.
    Aber er sagte wenigstens etwas. »Auf dem Friedhof ist alles in Ordnung, und niemand ist auferstanden.« Er schloss für einen Moment die Augen. »Niemand auf dem Friedhof«, betonte er.
    Bis mir bewusst wurde, dass er mich nur ablenken wollte, fuhren Polizei, der Wagen der Taucheinheit und der Krankenwagen schon an uns vorbei.
    Er sah mich an, dann umarmte er mich wie schon Luise zuvor. Galen Blocher hatte mich nicht mehr umarmt, seit …
    »Sag es mir!«, verlangte ich.
    Und jetzt verlangte ich das Gleiche von demjenigen, der das Tuch vom Gesicht meiner Mutter genommen hatte.
    Ich stand Katharina Friedrich gegenüber, die Zeit war stehen geblieben.
    »Sie ist doch … sie kann nicht …« Sie ist doch meine Mutter, hatte ich sagen wollen, sie kann nicht aussehen wie ich. Aber sie tat es.
    »Was auch immer an der Oberfläche stattfand, dadurch wurde in der Tiefe offenbar etwas ausgelöst. Die Tote muss in einem Seitenhohlraum des Vulkankraters gelegen haben, und da gab es keinen Sauerstoff«, erklärte mir der Gerichtsmediziner. »Die Tat geschah bereits vor vielen Jahren – der Mord an Ihrer Mutter.«
    Seine Stimme war einfühlsam, als hätte sich eine Hand auf meine Schulter gelegt, um mich zu trösten. Mir fiel auf, dass er graue Augen hatte. Sie passten gut zu seinen Haaren.
    »So wurde ihr Körper vor der Zersetzung bewahrt«, erklärte er.
    Vor etwas anderem war sie aber nicht bewahrt worden.
    Er hatte eine merkwürdige Formulierung gewählt. Was auch immer an der Oberfläche stattfand …
    Die Hand auf meiner Schulter war die von Galen. Irgendwie schafften wir es hinaus aus diesem Reich des Todes.
    Und wurden erwartet. Vincent Klee von der Wasserschutzpolizei.
    Er sah in mich hinein, ich war sicher, er tat genau das.
    Auf dieser Bahre lag meine Mutter, die ich seit neunzehn Jahren nicht mehr gesehen hatte, von der ich geglaubt hatte, sie wäre an einem schönen Ort, weit weg von Schalkenmehren, weit weg von mir.
    Meine seltsamen Tagträume aber hatten es besser gewusst.
    Warum tauchte erst jemand aus den Tiefen der Erinnerung auf, um dann aus dem Totenmaar zu steigen?
    Luise hatte uns entdeckt, lief über den Gehweg und stellte sich schützend neben mich.
    Über Vincent Klees Gesicht ging ein kleines Lächeln, und ich dachte, dass es für ihn ein Leichtes wäre, den ersten unterkühlten Eindruck zu löschen. Nur glaubte ich nicht, dass er das überhaupt wollte. Sein Lächeln, ein kleines Versehen.
    Auf einer Seite der getreue Galen, auf der anderen meine beste Freundin. So standen wir vor dem Gebäude und warteten auf … worauf?
    »Es gibt noch einiges aufzuklären in Schalkenmehren«, sagte Vincent Klee, und es klang irgendwie bedrohlich. »Eine Frau, die neunzehn Jahre verschollen war und dann unter diesen Umständen wieder auftaucht. Katharina Friedrich wurde nicht als vermisst gemeldet, und ich frage mich, warum.« Er war noch nicht fertig, und mir blieb kaum Zeit, das Gehörte einzuordnen. »Wo kann man sich in Schalkenmehren oder Umgebung einquartieren?«
    Ich hatte den Mund kaum aufgemacht, als Luise schon sagte: »Im Landgut Sonnenschein, ruhige Lage, bester Service und exzellente Weine. Sie werden sich wohlfühlen.« Flüsternd schickte sie hinterher: »Und wir sind an der Quelle.«
    Sie nahm vorsorglich ihren Fuß aus meiner Reichweite. Ich war versucht gewesen, ihre Zehen ein wenig mit meinem Absatz zu bearbeiten, aber ihre Stiefel hätten dieses Vorhaben ohnehin vereitelt.
    Vincent Klee nickte, dann sah er wieder mich an. Seine Augen drangen in mich ein. Obskurer Gedanke,

Weitere Kostenlose Bücher