Die Tote im Maar - Eifel Krimi
zugestochen haben, und der Professor in der Gerichtsmedizin sprach es nicht einmal aus, er nannte es Wunden und Verletzungen. Es war grauenhaft. Ich hab die Knöpfe von Katharinas Kleid geöffnet … und konnte sie nicht mehr schließen. Vincent Klee hat es für mich getan, und ich war hilflos. Ich würde sagen, er hatte mich da, wo er mich haben wollte.«
»Bitte? Du hast mit Vincent Klee …« Luise sog erschrocken die Luft ein.
»Was habe ich mit Vincent Klee? Luise, das war eine Befragung. Eiskalt. Zuerst küsste er mich, dann wollte er keine Musik und … ich musste ihm von Katharina erzählen.«
»Du irritierst mich, das Ganze irritiert mich.« Luise nahm Isabels Hand.
»Du hast durchs Fernglas geschaut an dem Tag, als die Taucher ins Maar gingen, als sie mit Katharina nach oben kamen. Du hast mit keinem Wort etwas erwähnt, und du hast dich davongemacht. Warum? Ist sie nackt gewesen? Hast du die Wunden gesehen?« Isabels Augen senkten sich in die von Luise.
»Nein. Zweimal nein. Katharina war nicht nackt, sie trug ein Sommerkleid. Aber ich sah dein Gesicht! Ich habe dein Gesicht gesehen.« Luise schüttelte sich, um das Bild wieder loszuwerden.
»Du wusstest, dass es nichts mit mir zu tun hat, ich saß grade mal dreißig Zentimeter neben dir.«
»Das darfst du mir nicht krummnehmen, nimm etwas anderes, nimm alles andere, aber das nicht!«, bat Luise.
»Möchtest du sie noch einmal sehen? Sie löst sich auf. Ich habe mir größte Mühe gegeben, und ich hatte viel Zeit, Vincent Klee etwas über Katharina zu erzählen, während ich dabei war, sie herzurichten, und beides tat ich, so gut ich konnte.«
Isabel hörte sich nicht wie Isabel an. Das war der einzige Grund, aus dem Luise den Schauer ignorierte und einfach nickte. Vielleicht würde es ihrer Freundin helfen, und sie selbst würde es schon nicht umbringen.
»Katharina sieht gut aus«, krächzte Luise wenig später, als würde sie ein Gemälde betrachten, dabei hatte sie nur einen kurzen Blick auf die tote Frau geworfen, die immer noch eine frappierende Ähnlichkeit mit ihrer Freundin aufwies.
Luise hielt sich an Isabels Arm fest. Berühren würde sie hier drin nicht das Geringste. Sie hatte sich gerade umgedreht, als Isabel sagte:
»Galen kann die Wunden nicht gesehen haben, weil ich sie auch nicht gesehen habe. Aber er hat es gewusst. Er hat ihr Kleid danach ausgewählt.«
14
Der »Schalkenmehrener« hatte die Geschichte, wie die Erde bebte und das Totenmaar schäumend seinen Unmut kundtat, schon einen Tag später gebracht, aber einen Tag später hatte ich mich nicht dafür interessiert.
Seitdem waren fünf Tage vergangen.
Heute allerdings kaufte ich mir das Blättchen. Die Meldung war immer noch brandaktuell. Der Anzeiger würde wohl noch tagelang darüber berichten, und es waren doch nur Mutmaßungen.
Wodurch war ein toter Körper aus seinem Versteck herausgespült worden? Und wo wir gerade bei den Verstecken waren, heute Abend, wenn ich die Türen im Institut verschlossen hatte und sicher sein konnte, dass niemand plötzlich hinter mir stand, würde ich mir diesen Koffer genauer anschauen.
Wer auch immer der Autor des Artikels war, er oder sie fand offenbar Gefallen daran, die Menschen in Angst und Schrecken zu versetzen.
Eifelsterben – bringt das Totenmaar den Tod?
Die Messstation in Bensberg bestätigt keine Erdbewegungen im Innern des Kratersees. Polizeitaucher, die nach einer vermissten Person suchten, haben das versunkene Dorf am Grund des Sees entdeckt und eine Tote. Die vermisste Frau, eine Spaziergängerin, hingegen tauchte unversehrt wieder auf.
Wer in der nächsten Zeit eine Wanderung um den See plant, sollte auf mögliche Gurgelgeräusche achten.
Dem entnahm ich, dass sie keinerlei Informationen besaßen. Und erst recht keine über Katharina.
Luise hatte sich entschuldigt und war, in irgendwelche Überlegungen versunken, in ihren Turnschuhen wieder losgezogen. Dass sie mich so früh am Morgen laufend besuchte, sagte mir alles, was ich wissen musste. Obwohl ich nie daran gezweifelt hatte, wir gingen füreinander durchs Feuer, nur Luise freiwillig nicht ins Institut.
Ich wusste, wie schwer es ihr gefallen war, was es sie gekostet hatte, aber ich brauchte einfach die Versicherung, dass das Katharina war und dass sie tot war. Verstehen würde das niemand, ich verstand es ja selbst nicht.
Ich hatte es niemandem erzählt, aber ich wollte nach Koblenz fahren, zu meinem Großvater; die Stationsschwester hatte mir am
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