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Die Tote im Maar - Eifel Krimi

Die Tote im Maar - Eifel Krimi

Titel: Die Tote im Maar - Eifel Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Frühstückstisch sehen. Du wirst Kaffee trinken. Viel Kaffee.«
    Christoffer nickte. Er hatte sich noch nie betrunken. Bislang hatte er auch keinen Grund dafür gehabt. Sein Vater konnte sich nicht einmal annähernd vorstellen, wie er sich fühlte. Wie auch, er hatte keine Ahnung. Von nichts. Der sah nur, dass sein Sohn Alkohol trank. Die Dusche und der Kaffee würden ihm nicht helfen, nichts konnte ihm mehr helfen, er hatte einen Menschen auf dem Gewissen.
    Seine Freunde würden nicht zu ihm stehen – Alex nicht und Silvio auch nicht. Das Dynamit einzugraben, es explodieren zu lassen war allein seine kranke Idee gewesen.
    Vielleicht sollte er sich stellen.
    Vielleicht sollte er Schluss machen …
    * * *
    Der Mieter des Spanischen Zimmers war in der vorigen Nacht spät zurückgekommen. Nicht dass Luise die Gäste des Landguts observierte, aber bei Vincent Klee machte sie eine Ausnahme. Der Weg, den er eingeschlagen hatte, nachdem Galen, Fabian und mit ihnen einige der Feriengäste mit Fackeln bewaffnet aufgebrochen waren, um nach der Ratte zu suchen, musste ihn zu Isabel geführt haben. Wohin sonst?
    Sie hatte mit sich gerungen, ob sie ins Institut gehen, ob sie ihrer Freundin beistehen sollte. Aber das Reich des Todes war nichts für sie. Der innere Schweinehund hatte den Kampf mühelos für sich entschieden – Luise Sonnenschein war nirgendwohin gegangen.
    Dafür hatte sie mit dem Fernglas am Fenster ihres Büros geklebt und es einmal in Richtung des Fackelscheins gelenkt und ein andermal in die Auffahrt; ihr Gast musste ja irgendwann wieder auftauchen. Aber sie hatte nur die Rückkehr des Suchtrupps mitbekommen – erfolgreich, wie es schien.
    »Der sieht ein wenig zerfleddert aus«, lautete Luises Kommentar, als Fabian ihr glücklich seine Ratte präsentierte.
    »Aenna hat sie entdeckt«, sagte er.
    Aenna Jensen, das hübsche dänische Mädchen.
    »Wenn Mama da wäre, hätten wir zusammen gesucht.«
    Das traf. Luise hatte sich nicht an der Suche beteiligt, sie war schließlich keine Heuchlerin. Wie der heilige Urban, Schutzpatron der Winzer, der sich der Legende nach vor seinen Verfolgern hinter einem Weinstock verbarg, war auch sie geflüchtet. Allerdings nicht in den Weinberg, sondern in ihr Büro. Ihr Vater war auf den Gedanken gekommen, ihr Weingut könnte sich einmal wieder an einer Weinrallye beteiligen.
    Sie hatte lange nicht mehr an einer Weinrallye teilgenommen. Das Thema lautete in diesem Jahr »Duft und Farbe im Glas«, und sie müsste über den tollen Einfall eines Gleichgesinnten einen Artikel schreiben. Die Ergebnisse würden dann ausgiebig besprochen werden. Natürlich rechnete ihr Vater mit einem herausragenden Beitrag ihrerseits.
    Luise biss sich auf die Lippe, Fabian war noch nicht fertig. »Du bist eine böse alte Frau«, klagte er. »Und ein Polizist darf keine Tiere aussetzen.«
    »Das hat er nicht getan. Außerdem überträgt Caramello womöglich Krankheiten«, hielt Luise dagegen. Das »alt« überhörte sie großmütig. Ihre Worte wurden auch überhört.
    Sie hatte einen Zettel an die Tür des Spanischen Zimmers geheftet, sie meinte, es wäre nur fair, Vincent Klee zu warnen.
    Bald darauf war sie eingeschlafen und hatte Klees Rückkehr verpasst.
    Sie könnte Isabel fragen. Oder sie würde nicht fragen und die Freundin erzählen lassen. Sich verselbstständigende Gedanken waren etwas, dem man nur schwer Einhalt gebieten konnte. Sie wollte sich gar nichts ausmalen, tat es aber ganz automatisch. Katharinas Kleid, die unzähligen Löcher im Stoff. Die dazugehörigen Bilder stellten sich von allein ein, die Gedanken auch. Es sah nach blankem Hass aus. Doch das Schlimmste würde keine von ihnen in Worte fassen.
    Luise hatte Roman Friedrich gekannt und Isabels Vater sehr gemocht. Doch wer konnte hinter ein Gesicht sehen, das freundlich lächelte, die Tochter samt Freundin ohne Murren zu Schulveranstaltungen chauffierte und Luises erste ganz allein kreierte Walnuss-Orangen-Limonade lobte?
    Und das waren nur einige der vielen Erinnerungen.
    Luise wusste, sie konnte kaum etwas für Isabel tun. Aber sie konnte wenigstens da sein, die Furcht mit ihr teilen, mit der Ungewissheit aufräumen, vielleicht sogar das Mordmotiv ermitteln.
    Ein Büro war ein Büro und die schmale Couch nicht für Schläfer geeignet, also war sie umgezogen, in ihre Wohnung und ihr Bett, aber von da an hatte Luise kein Auge mehr zugetan. Obendrein hielt sie ihr Gewissen wach. Ihre stummen Entschuldigungen halfen nichts,

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