Die Tote im Maar - Eifel Krimi
Glas aus der Hand.
Es war viel mehr als gruselig, aber ich wollte sie nicht in diesem Gefühl bestärken. Wir würden eine Antwort finden, vielleicht sah ich auch Gespenster. Womöglich sponn ich mir nur etwas zusammen.
Johnny bemerkte die Aufbruchstimmung und lief zur Tür. Ich brauchte ihm nicht zu sagen, dass er nicht bellen durfte und leise sein musste, das hatte er längst begriffen. So zögerlich, wie Luise ihre bestiefelten Füße aufsetzte …
Ich hätte beinahe gelacht, als ich hinter Luise und dem Hund hermarschierte; beide tappten ganz vorsichtig, als könnten sie Tote aufwecken. Wir waren noch nicht einmal in der Nähe des Friedhofs. Das sagte ich den beiden auch.
»Und wenn uns jemand beobachtet?« Luise gab weiter die Leisetreterin, und dazu flüsterte sie.
»Wer sollte das sein? Du bist doch hier.« Kein Scherz, denn ich war ziemlich überzeugt, dass ich, wenn ich ihre Handtasche öffnen würde, darin ihr Fernglas finden würde.
Irgendwann hatte ich außer dem Rucksack, in dem die Fotos waren, und meinen Lampen auch Luise und Johnny ins Auto gepackt.
Wir fuhren, bis die Straße aufhörte, sich auf einer Seite der Wald öffnete und seitlich unter uns das Totenmaar im Mondlicht schimmerte. Es war ein Umweg, aber ich wollte mit den Beleuchtungsutensilien nicht so offen herumlaufen. Vielleicht waren einige Nachtschwärmer unterwegs. Es war eine schöne Nacht, die Luft angenehm kühl.
Den Rest des Weges musste ich mein unförmiges Gepäck tragen. Luise drückte ich eine Taschenlampe in die Hand, sie musste uns lotsen. Johnny hielt sich an Luise oder sie sich an Johnny. Sie hatte ihre Hand in seinem Fell vergraben. Vielleicht half ihr das, Ruhe zu bewahren. Ich hoffte es, doch der Lichtschein sprang hin und her, als würde sie versuchen, noch den allerkleinsten Schatten mit ihrem Strahl zu verfolgen.
Wir erreichten den Friedhof kurz vor Mitternacht. Woher ich das wusste? Für diese wahnsinnig wichtige Information sorgte meine Freundin.
»Glaubst du, es gibt sie, die Gestalten der Nacht? Ich meine, das kann doch nicht alles nur Erfindung sein. Es ist gleich Mitternacht.«
»Darauf willst du nicht wirklich eine Antwort«, sagte ich fest.
»Doch.« Die Wolken verdeckten gerade den Mond, als Luise vor dem Friedhofstor stehen blieb. »Ich gehe da nicht rein, wenn du nicht mit mir redest.«
»Dann werden sie dich hier draußen erwischen«, sagte ich mit düsterer Stimme. Ich öffnete das Tor und schob sie hindurch. »Die Gestalten der Nacht verdanken wir unwissenden Menschen, die Dinge und Situationen, die sie ängstigten, falsch interpretierten. Sie verstanden sie nicht, sie brauchten aber eine Antwort. Dein Glöckchen ist auch so eine Antwort. Könnte ja sein, dass du den Tod überlebst. Aber keine Sorge, ich begrabe dich nicht ohne, dann kannst du jederzeit klingeln.«
»Du nimmst mich nicht ernst!«, beklagte sich Luise. »Aber ich nehme dich ernst, und darum stehen wir jetzt hier, damit du die mögliche Doppelgängerin deiner Mutter untersuchen kannst. Und du meinst wirklich, ich bin diejenige, die auf der Suche nach einer Antwort ist? Isabel, sie wird morgen im Familiengrab beigesetzt.«
Bäng. Das hatte gesessen. Ich blieb stehen. Sie hatte recht.
»Und wo ist Katharina, wenn die Frau im Sarg da drin nicht sie ist?« Luise stieß mich mit der Nase auf die Unstimmigkeit. Aber ich musste es wissen. Nach morgen war alles zu spät.
»Kommst du jetzt mit?«, fragte ich. »Ich will nicht, dass es noch mal passiert.«
»Was noch mal passiert?« Sie drehte sich um und leuchtete mir ins Gesicht. Ich schloss für einen Moment geblendet die Augen.
»Wir hätten damals auch herausfinden können, was Hugo Renz zugestoßen ist, aber das haben wir nicht konsequent bis zum Ende verfolgt. Warum nicht? Immer wieder taucht es auf, taucht er auf. Womöglich möchte ich eine Antwort, aber darauf«, ich deutete auf die Kirche, »brauche ich ganz dringend eine.« Und damit klapperte ich weiter den Weg zwischen den Gräbern entlang und schob die Holztür der Kirche auf.
Meine Knie fühlten sich ein bisschen gummiartig an, als ich mich dem Sarg näherte.
»Willst du das alles aufbauen? Gibt es hier überhaupt Steckdosen? Es wird aussehen, als würden wir Disco machen.«
Sie hielt es nicht für möglich. Obwohl Luise gesehen hatte, was auch ich gesehen hatte, konnte sie es nicht glauben.
»Die Gefahr kommt aus der Tiefe«, zitierte ich sie. »Das waren deine Worte, deine Deutung der Ereignisse.«
»Es ergibt
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