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Die Tote im Maar - Eifel Krimi

Die Tote im Maar - Eifel Krimi

Titel: Die Tote im Maar - Eifel Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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aber keinen Sinn«, bekannte Luise niedergeschlagen. »Dort unten im Maar müsste etwas Bedrohliches sein, nur was?«
    Das würde sich noch herausstellen, musste ich denken und wollte nicht darüber nachdenken. Vincent Klee hatte jedenfalls einen Grund gehabt, noch einmal zu tauchen.
    Ich nahm den Rucksack ab, dann stellte ich die Lampen auf. Johnny war unsere Aktion nicht ganz geheuer, er blieb in Türnähe und hielt Wache.
    »Wenn ich dir ein Zeichen gebe, dann verrück die Lampen. Ich kann keine Schatten gebrauchen«, wies ich Luise an.
    Ich musste all meinen Mut zusammennehmen. Besser, ich hätte auch noch ein Glas Champagner getrunken. Die beiden Fotos in der Hand konzentrierte ich mich nur auf das Gesicht. Die Haut sah nicht länger frisch aus. Meine Befürchtung, dass sie sich zersetzen könnte, bestätigte sich nicht, doch ich wollte nicht wissen, wie es unter dem Stoff aussah.
    »Sie hat sich grade nicht bewegt, oder?«, hauchte Luise.
    »Nein.« Wie sollte Luise etwas sehen, wo sie kaum hinsah.
    »Du hast doch gesagt, an den Toten würden sich Insekten und Käfer schadlos halten. Und ich dachte nur, ich hätte …«
    »Luise, bitte nicht denken.« Nicht an denen, die aufgebahrt wurden, aber andererseits, wer hatte schon jemals eine Leiche wieder entkleidet? Sie konnte einen verrückt machen.
    »Ah ja. Da passiert dann etwas anderes.«
    »Nichts passiert.« Aber mein Magen hatte etwas gegen diese anschaulichen Gespräche.
    »Schaust du dir auch Katharinas Hals noch mal an?«
    »Ich versichere dir, sie wurde nicht gebissen, kein Blutsauger hat sich an ihr gelabt.« Was Luise wohl als Letztes gelesen hatte?
    »Isabel, was bist du denn so eklig? Ich wollte bloß wissen, ob sie auch am Hals Schnittwunden hat. Denn das müsste sie doch. Du hast mir davon erzählt, von den Bildern, von dem, was du gesehen hast. Du hast gesagt, ihr Blut sei aus einer Wunde am Hals geflossen. Hat sie eine?«
    Richtig, das hatte ich gesehen. »Entschuldige«, sagte ich. »Sie hat keine.«
    »Ist das Licht gut?«, fragte Luise.
    »Ziemlich perfekt.« Ich sollte endlich meine Fotos mit der Wirklichkeit vergleichen. Auf Katharinas linker Wange befand sich ein kleines herzförmiges Mal. Die linke Wange der Frau im Sarg war absolut makellos, wenn man ein Muttermal für einen Makel halten wollte.
    »Kann es im Wasser verblasst sein?« Ich war kritisch. »Luise, ich brauche bitte deinen unverstellten Blick.«
    Sie sagte nichts, dann stand sie plötzlich hinter mir. Ich hätte mit etwas mehr Gegenwehr gerechnet.
    »Unverstellt«, wiederholte ich. Da konnte sie nicht hinter mir stehen bleiben. Ich erklärte ihr, was ich unbedingt wissen musste. Sie nickte, ohne Luft zu holen, pflückte das Tuch von ihrem Hals und band es sich in Sturmgeschwindigkeit um Nase und Mund.
    Ich dachte, sie würde ebenso schnell ihren Kopf in den Sarg stecken und dann wieder eilends herausziehen, aber da irrte ich mich. Sie nahm sich Zeit, streckte sogar zögerlich einen Finger aus und tippte kurz auf die Wangenpartie, ob sich da nicht irgendetwas verbarg. Hochrot im Gesicht wandte sie sich schließlich um. Ich ging ihr voraus und setzte mich in eine der Kirchenbänke. Hier konnte sie die Verbrechervermummung wieder abnehmen.
    Sie japste und strahlte mich an. »Ich war richtig gut, oder? Ja!«, bestätigte sie sich ihren Todesmut.
    »Absolut!« Ich konnte es immer noch nicht glauben.
    Sie schüttelte den Kopf. »Da ist nichts, kein Mal, keine dunklere Stelle. Und jetzt?«
    »Die Augen«, flüsterte ich. »Ich möchte ihre Augen sehen.«
    Ich wusste nicht, was ich damit anfangen wollte. Vielleicht nichts. Ich musste einfach einen letzten Blick in diese Augen werfen. Vielleicht war es viel eher ein erster Blick. Ich stand auf.
    Johnny tippelte auf und ab, er wurde unruhig, ihm dauerte es schon zu lange. Oder er musste mal.
    »Luise, würdest du kurz mit Johnny rausgehen?«
    Sie nickte. Wieder kein Gegenwort. »Na los, mein Hübscher, gehen wir frische Luft schnappen. Das haben wir uns verdient. Wir waren unerschrocken.«
    »Ist möglich, dass ein paar Fledermäuse herumfliegen«, sagte ich und meinte es nur gut.
    »Mach uns ruhig Angst«, kam es ziemlich unängstlich zurück.
    »Fledermäuse – kleine Biester, die auf der Jagd sind«, schickte ich hinterher und wurde schon nicht mehr gehört.
    Wenn Champagner etwas wie Mut bewirken konnte, sollten wir ihn öfter trinken, fand ich.
    Und da stand ich nun. Allein und im Rampenlicht, allmählich wurde es richtig heiß.

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