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Die Tote im Maar - Eifel Krimi

Die Tote im Maar - Eifel Krimi

Titel: Die Tote im Maar - Eifel Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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ihrer linken Wange deutlich, es sah wie ein ganz kleines Herz aus. Vor allem ihr Blick unterschied sie von der Doppelgängerin, er war voller Liebe, während die andere kühl gewirkt hatte. Aber was dachte ich da – es war unfair, ich glaubte nicht, dass ich sie je kennengelernt hatte. Und falls doch, so wusste ich es nicht mehr.
    Einmal meinte ich, dort am Rand eines Bildes, das könnte der Rahmen des Spiegels sein, aber dafür bräuchte ich eine Lupe, überlegte ich und blätterte erst mal weiter.
    Da waren Bilder von Rufus und Carolin. Galen hatte gesagt, Katharina hätte meiner Großmutter ähnlich gesehen. Darum sein Schock bei der Betrachtung des Zeitungsfotos. Das stimmte aber ganz und gar nicht. Carolins Äußeres war eher unscheinbar. Ihre Gesichtszüge waren gut geschnitten, aber nicht so fein wie Katharinas. Carolin hatte dunkles Haar, doch trug sie ihres kurz. Und sie hatte graue Augen. Ich konnte mich an sie nur vage erinnern, sie war früh an Krebs gestorben.
    Ein spitzer Schrei riss mich aus meiner versunkenen Welt der Kinderzeit.
    »Jaaaa, daaaa.«
    Johnny schreckte auf und schimpfte mit Luise. Das war jedenfalls meine Interpretation, denn der Labrador grunzte einige Male höchst ungehalten, bevor er aus dem Zimmer stolzierte und mich bat, ich solle ihn schnell hinauslassen, hier habe man ja keine Ruhe. Ich erfüllte ihm seinen Wunsch.
    »Könnte sein, dass ich den Spiegel auf einem der Bilder entdeckt habe«, sagte ich, bevor Luise mich mit ihren Erkenntnissen überschütten würde. Sie ignorierte mich, wischte meine mögliche Entdeckung mit einer Hand beiseite, als wäre es eine Fliege, die ihr ums Gesicht schwirrte.
    Ich bewegte meine eigene Hand. Der Schmerz hatte sich inzwischen zu einem wütenden Pochen entwickelt. Ich würde den Verband abmachen. Ich würde vielleicht auch Dr.   Wagner aufsuchen.
    »Das kannst du dir nicht mal in deinen schaurigsten Träumen ausmalen«, sagte Luise mit Leichenbittermiene, die ganz im Gegensatz zu ihrem Erfolgsschrei stand. »Sie haben den weißen Hai getötet, das war vielleicht ein Koloss. Ich möchte nicht wissen, was der so alles in seinem Verdauungstrakt hatte.«
    Sie drehte den Bildschirm für mich, sodass ich den Artikel lesen konnte.
    »Surfers Bloody Paradise« – damit der Leser sich auch gleich ein Bild machen konnte, worum es ging.
    Ein Hai hatte an der australischen Küste ein Blutbad angerichtet. Den Menschen am Strand bot sich ein makabres Schauspiel, Panik brach aus. Ein Surfer wurde getötet, man fand seine verstümmelte Leiche erst einen Tag später. Es wurde vermutet, das Tier habe außerdem eine Schwimmerin getötet. Vermutet deshalb, weil es keine Leiche gab. Die Schwimmerin, eine Deutsche, blieb unauffindbar.
    Die nachfolgende Aktion des Bruders der Frau wurde als komplett verrückt und selbstmörderisch bezeichnet. Vincent K. paddelte mit seinem Surfboard hinaus. Zeugen beobachteten, wie er das Brett zurückließ und tauchte. Er verschwand, und die entsetzten Zuschauer waren überzeugt, der Hai hätte auch ihn erwischt.
    Was auch immer dort unten passiert war, Vincent K. tauchte wieder auf, außer ein paar blutigen Schrammen trug er keine Verletzungen davon. Er schaffte es aus eigener Kraft wieder an Land, machte aber keine Aussage über das Geschehen, wiederholte nur immer wieder, man solle nach seiner Schwester suchen.
    Belinda K. wurde nicht gefunden. Der Pazifik war an der Stelle bekannt für seine starken Strömungen. Wenn der Hai die Frau verletzt oder getötet hatte, war es denkbar, dass ihr Körper ins Meer hinausgetragen worden war.
    Luise wartete darauf, dass ich etwas sagte. Irgendetwas. Das nahm einem den Atem, es war grauenvoll.
    Ich fragte mich, wie es ihr gelungen war, Vincent K. als Vincent Klee zu überführen. Das Bild zum Artikel zeigte einen jungen Mann von vielleicht Mitte zwanzig, eine Ähnlichkeit gab es zwar, doch die genügte nicht, um sicher zu sein.
    »Du bist eine prima Detektivin«, lobte ich Luise. Ich war ehrlich beeindruckt. »Da steht nur Vincent K.«
    »Ja«, grinste sie. »Er ist ein Held – ein trauriger.«
    Luises Recherche hatte ganz woanders ihren Anfang genommen. Sie hatte zuerst die Internetseite der Wasserschutzpolizei aufgerufen, wo sich Beschreibungen der Einheit und Fotos der diensttuenden Beamten fanden. Es gab einen Blog zu den verschiedenen Fällen, und weil sie nur Vincent Klee im Visier gehabt hatte, war sie schnell auf eine Anmerkung gestoßen. Jemand kondolierte ihm zum Verlust der

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