Die Tote im Maar - Eifel Krimi
aber das brauchte er niemandem zu sagen. So bekam Fabian Geniestatus, er war plötzlich ein unbekannter Hacker, der sein System geknackt hatte. Unbekannt. Besser, als zuzugeben, dass der Junge erst acht Jahre alt war.
Vincent musste anerkennen, dass er das sich selbst zuzuschreiben hatte. Doch damit würde Fabian nicht durchkommen. Das war mehr als frech, obwohl seine Kollegin sich das Lachen verkneifen musste. Sie kaschierte es mit etwas Gehuste, was weder sonderlich gut klappte noch ihn überzeugen konnte. Vincent bedankte sich dafür, dass sie ihm in den Rücken fiel, aber das löste bloß erneutes Husten aus.
»Dürfte ich dich bitten, die Kollegen davon abzuhalten, die verdammte Mail zu lesen?« Am besten die ganze Dienststelle.
»Dafür ist es ein bisschen zu spät.«
Ob er jetzt noch Lust hatte, sich Galen Blocher zu widmen … Vincent wusste, er sollte es. Bevor er, schlimmer als Luise, ins Haupthaus spazieren und Fabian die Ohren lang ziehen würde.
Blochers abschätzend-vorsichtiger Blick, als Vincent ihm vor dem Institut der Rechtsmedizin in Mainz begegnet war. So als hätte er auf etwas gewartet, und als er es nicht eintreffen sah, aufgeatmet. Vincent hatte auf Isabel geachtet, aber nicht ausschließlich.
Es gelang ihm nicht, etwas über den Mann in Erfahrung zu bringen. Von Blocher gab es keine Personenakte, er hatte keine Vorstrafen oder Ähnliches. Vincent würde ein kleiner Hinweis genügen, ein ehemaliger Arbeitgeber oder Entsprechendes. Ihm fiel ein, wie Isabel von Katharina erzählt hatte. Sie hatte auch Galen Blocher erwähnt und dass er in einer Bank in Frankfurt gearbeitet hatte, bevor er nach Schalkenmehren gekommen war. Frankfurt – Schalkenmehren. Ein Bankhaus und ein Bestattungsunternehmen. Vincent würde Lori Senser bitten herauszufinden, welche Banken es vor über zwanzig Jahren in der Mainmetropole gegeben hatte. Vielleicht ließ sich da anknüpfen. Außerdem fand er, das war sie ihm schuldig – irgendwie. Für die über ihm ausgeschüttete Häme.
* * *
Es würde nicht einfach werden. Der Kommissar hatte es ihm prophezeit.
Wie fing man es an, jemandem zu helfen, den man vorher hatte zu Tode erschrecken wollen?
Nicht zum ersten Mal gestand Christoffer sich das so schonungslos ein. Und nicht zum ersten Mal hatte die Sprengaktion nichts Großartiges mehr.
Reue kam nie zu spät. Das hoffte er jedenfalls. Er hatte gesehen, dass bei Sophia Schäfer der Putz am Eingang abblätterte. Das sah unschön aus und war zudem etwas, das er beheben konnte. Dafür hatte sein Vater sogar das nötige Material in der Garage. Danach bräuchte es einen neuen Anstrich, aber das war auch kein Problem.
Das wäre vielleicht zu nahe dran, fand er dann. Gleich mit der Tür ins Haus fallen. Vielleicht sollte er erst mal im Garten anfangen. Die Frau hatte keine Ahnung von Gartenarbeit, das Unkraut spross freudig und stand schon knapp einen Meter hoch.
Er war seiner Mutter öfter im Garten zur Hand gegangen, zwar nicht freiwillig, aber das Gute daran war, dass er den Unterschied Nutzpflanze – Unkraut kannte, und die Gerätschaften, die man brauchte, um alles auf Vordermann zu bringen, müsste er sich nicht erst irgendwo leihen.
Jetzt ging es nur noch darum, wann er damit anfangen würde.
Sie saßen beim Essen, und Christoffer hatte seine Mutter für die tolle Gemüselasagne gelobt, was ihr unerklärlicherweise Tränen in die Augen trieb. Er wollte einfach nett sein, Gemüse war nicht unbedingt sein Ding, aber die Lasagne schmeckte wirklich gut, und das durfte man doch sagen. Sie aber sah regelrecht verzweifelt aus.
Er ließ es sich auch gefallen, dass sie ihm übers Haar strich, normalerweise wich er dem aus. Als sie verkündete, sie hätte noch einen Termin, nickte Christoffer und freute sich. Das war der Startschuss für seine gute Tat.
Seine Mutter arbeitete drei Tage in der Woche für eine Steuerkanzlei, und sein Vater war noch im Rathaus, er würde wahrscheinlich erst gegen Abend nach Hause kommen. Als er den Wagen seiner Mutter wegfahren sah, suchte er im Schrank nach einer alten Jeans und einem Hemd. Die Turnschuhe, die er sowieso längst hatte wegwerfen wollen, waren genau richtig.
Im Hause Schäfer war es ruhig, und Christoffer hoffte, das würde noch einige Zeit so bleiben. Er hatte die alte Frau den ganzen Tag noch nicht zu Gesicht bekommen, auch den Kläffer nicht.
Die Grundstücke in der Straße waren alle ziemlich groß, sodass die Nachbarn sich nicht gegenseitig in die Fenster
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