Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tote im Maar - Eifel Krimi

Die Tote im Maar - Eifel Krimi

Titel: Die Tote im Maar - Eifel Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
Vom Netzwerk:
schauen konnten. Gute Taten waren nicht dazu gedacht, sie öffentlich zu machen. Ihn würde niemand sehen, und zu hören wäre auch nicht viel.
    Sophia Schäfers Garten umgab ein schmiedeeiserner Zaun, es gab sogar ein kleines Tor, nur sah man von beidem kaum etwas. Christoffers Ehrgeiz war es, wenigstens den Zaun wieder sichtbar zu machen.
    Er holte sich eine Stufenstehleiter und eine kleine Wanne für die Schnittabfälle. Zuerst musste das Unkraut weg, um überhaupt etwas sehen zu können. Danach schnitt Christoffer die kleinen Bäume in Form, gab dem Buchs eine schöne Rundung und stutzte den Efeu, der alles zu vereinnahmen drohte.
    Er grinste, als er zum ersten Mal den schmiedeeisernen Zaun in voller Höhe sah. »Nicht übel, Lehnert!«, lobte er sich und trank einen Schluck aus der mitgebrachten Wasserflasche.
    Die Hand auf seiner Schulter hätte ihn normalerweise nicht erschreckt, aber er hatte mit niemandem gerechnet, und er hatte auch niemanden kommen hören.
    »Was tust du denn da?«
    Christoffer wirbelte herum. Sophia Schäfer schaute ihn an, als würde sie die Antwort wirklich interessieren. Erstaunt, aber nicht misstrauisch. Der Hund schnupperte an seinen Turnschuhen, aber er sah in ihm offenbar keinen Eindringling.
    »Ich glaube, ich bringe Ihren Garten auf Vordermann«, sagte er.
    »Du bist der Sohn des Bürgermeisters«, sagte sie.
    »Ich bin der, der versucht, etwas gutzumachen.« So einfach.
    »Mein Geld ist nicht im Garten vergraben, falls du so etwas vermutest, und ich bezahle auch nichts für die Arbeit. Weil ich sie nicht in Auftrag gegeben habe. Verstanden?«
    »Ich will kein Geld für die Arbeit.«
    »Was dann?«, fragte sie und schien es lustig zu finden.
    Vergebung, aber das konnte er nicht sagen. »Der Garten war ein Schandfleck, jetzt sieht man wenigstens den schönen schmiedeeisernen Zaun wieder.«
    Der kleine Hund tippelte zum Zaun, hob sein Bein und markierte eine Stelle.
    »Brutus gefällt es«, sagte Sophia.
    Schön, wenn es Brutus gefiel. Sollte er jetzt weitermachen?
    »Wie wäre es mit einem Stück Kuchen als Bezahlung?«, fragte Sophia Schäfer. Und wenn ihr Kuchen noch so scheußlich schmecken würde, im Augenblick freute er sich über die unerwartete Einladung. Obwohl er ihr zutraute, etwas im Schilde zu führen. Ihre dunklen Prophezeiungen konnten einen vielleicht täuschen, aber nicht ihre wachen Augen. Die Frau mochte tatsächlich glauben, das Totenmaar, der ruhende Vulkan, könnte irgendwann erneut ausbrechen, aber ob sie auch glaubte, das wäre bereits passiert … Möglich, dass sie es besser wusste.
    »Ich hoffe, Ihr Kuchen ist genießbar, sonst komme ich nicht wieder«, scherzte er. Das würde er doch, aber beim nächsten Mal sollte sie es nicht mitbekommen. »Ich heiße Christoffer«, stellte er sich vor.
    »Als würde ich jemanden zum Kuchen einladen, den ich nicht kenne«, gab sie zurück. »Dann los, Christoffer Lehnert, es gibt Apfelkuchen mit Sahne.«
    Den gab es auf der Terrasse, was Christoffer angenehm war, denn seine Kleidung und die Schuhe waren voller Erde und nicht geeignet, um mit ihnen durchs Haus zu stiefeln.
    »Der ist ziemlich gut«, sagte er, und es hörte sich überrascht an.
    Es war an diesem Tag schon das zweite Lob, das über seine Lippen kam. Der Apfelkuchen war sogar mehr als ziemlich gut.
    Sophia Schäfers Blick wanderte zu ihrem Garten hinüber. »Und ich dachte immer, du taugst nichts.« Sie schaute ihn unverwandt an. »Du wirst nicht mal rot, Christoffer Lehnert.«
    Er zuckte mit den Schultern. »Wenn das die Wahrheit ist, lohnt das Rotwerden nicht, Miss Sophie.« Er kannte den Namen aus »Dinner for One« und fand, er passte.
    »Miss Sophie. Wie in diesem Film.« Sie lachte. »Hab ich dir erzählt, wie unlängst plötzlich die Erde bebte und sich ein Höllenschlund auftat? Wie das Totenmaar blubberte und schäumte?«
    Damit hatte Christoffer nicht gerechnet. Ein Falke war in der Lage, seinen Kopf um hundertachtzig Grad zu drehen, Miss Sophie war in der Lage, einem Gespräch eine Hundertachtzig-Grad-Wendung zu verpassen.
    »Das müssen Sie nicht«, sagte Christoffer.
    »Nein, nicht wahr?«, bestätigte sie.
    Sie weiß es, dachte Christoffer. Und trotzdem saß er hier und aß Apfelkuchen mit Sahne.
    »Der Garten sieht richtig gut aus. In deinem Kopf sind ja doch ein paar ganz brauchbare Gedanken«, sagte sie. »Was meinst du, sollten wir daran noch was machen? Die Wege vielleicht und etwas Buntes einpflanzen?«
    Wir, sie hatte »wir« gesagt.

Weitere Kostenlose Bücher