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Die Tote im Maar - Eifel Krimi

Die Tote im Maar - Eifel Krimi

Titel: Die Tote im Maar - Eifel Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Irgendwie schien sie immer da zu sein.
    Sie begrüßte Luise und mich wie alte Bekannte und sagte uns, es ginge Rufus ein wenig besser, er hätte sich beruhigt. Oder vergessen, was ihn beunruhigt hatte, musste ich denken.
    »Die Polizei war bei Ihrem Großvater«, informierte sie uns. »Der Stationsarzt konnte der Anfrage keine Absage erteilen. Aber Herr Dissen war nach dem Besuch völlig unaufgeregt, höchstens ein wenig nachdenklich.«
    Vincent Klee war gründlich. Ich fragte mich, was er erfahren hatte.
    »Was kann er denn von Rufus wollen?«, fragte Luise. Vielleicht etwas über die Vergangenheit. So wie ich auch.
    Mein Großvater war ansprechbar, seine Augen blickten mich wach an, als ich ihn umarmte. Erleichtert. Luise erkannte er nicht, aber das nahm sie ihm nicht übel. Dann drehte er mein Gesicht ins Licht, und meine Welt brach entzwei.
    »Nein, nein … geh, verschwinde!«, rief er mit solcher Intensität, dass ich zurückschreckte.
    »Ich bin’s, Isabel«, versuchte ich ihn zu beruhigen, aber ich wusste nicht einmal, ob ich zu ihm durchdrang. Wenigstens wollte ich es versucht haben.
    »Kein Herzmal, du hast kein Herzmal.« Er blitzte mich an.
    »Ich bin Isabel«, versuchte ich es erneut. »Katharina hatte ein Herzmal, ich habe keins.« Ich biss auf meine Unterlippe. Warum nur erinnerte er sich nicht an mich? Es tat weh, und Luise berührte meinen Arm.
    »Ich … weiß es nicht mehr. Weiß es nicht mehr. Du musst gehen.«
    Ich nickte, blieb aber noch einen Moment unschlüssig stehen. Seine Augen sprachen nicht mit mir, mein Großvater war heute nicht hier.
    Luise packte meinen Arm und zog mich aus dem Zimmer.
    »Ich geh wieder rein, auch wenn Rufus mich nicht einordnen kann, und rede noch ein wenig mit ihm.«
    Ich war ihr dankbar und stand wie ein begossener Pudel oder wie eine fälschlicherweise für eine andere Person gehaltene Enkeltochter vor der geschlossenen Tür.
    Sie schaffte es offenbar, denn ich hörte Stimmen und schließlich sogar meinen Großvater lachen.
    »Was hast du ihm erzählt?«, fragte ich sie auf dem Weg nach draußen.
    »Einen Bestatterwitz«, gab sie ein wenig schamhaft zurück. »Und er hat von der neuen Produktionslinie erzählt, die ihm durch den Kopf geht. Bunte Schreine, ein bisschen Picasso-artig.«
    »Danke«, sagte ich. Die Picasso-artigen Schreine hatte es tatsächlich eine ganze Zeit lang gegeben. Daran hielt sich sein Verstand noch immer fest und auch noch an etwas anderem. Rufus hatte weder mich noch Katharina gesehen, aber diejenige, die er meinte … Warum war die Vorstellung so beängstigend für ihn?
    »Rufus hat versucht, sich an etwas zu erinnern, aber es gelang ihm nicht«, sagte Luise.
    »Zumindest wusste er, dass sie kein Mal auf der Wange gehabt hatte.« Doch was wusste er außerdem noch? Die Furcht kroch mir kalt über den Rücken, aber alles war besser, als meinen Großvater weinen zu sehen.
    Heute Nacht würde ich zusammen mit Luise weiter in dieser Sache ermitteln.
    Luise hatte gefragt: »Wann geht die Sonne unter?«, und dabei in die falsche Richtung geblickt, aber wer war schon perfekt.
    »Wenn es dunkel wird und wir das Licht einschalten. Zieh dir was Gemütliches an, es könnte dauern.«
    »Wir müssen einfach etwas finden«, sagte sie und umarmte mich zum Abschied. Aber ich hatte noch etwas auf dem Herzen.
    »Luise … hast du mich jemals komisch erlebt? Als wir beide neun Jahre alt waren, im Sommer.« Dr.   Wagners Diagnose ging mir nicht aus dem Kopf. Es musste jemanden geben, der solch ein Verhalten bestätigen konnte. Mein Vater hatte mich sicher nicht versteckt.
    »Erinnerst du dich an etwas?«, fragte sie. Meine Antwort platzte in ihre Überlegung. Beinahe gleichzeitig sagten wir …
    Ich: »Dr.   Wagner war der mit der Erinnerung.«
    Luise: »Du warst längere Zeit krank. Eine schwere Irgendwas. Ich durfte dich nicht mal besuchen, weil es hieß, du seist ansteckend.«
    Wir sahen uns an, und Luise sagte: »Ja, das war im Sommer. Du weißt es nicht mehr, oder?«
    Ich wusste offensichtlich so einiges nicht mehr.
    »Sonnenuntergang«, meinte sie, und ich bestätigte: »Sonnenuntergang.«
    Am späten Nachmittag brachte man eine Leiche ins Institut.
    Keine normale Leiche, sondern ziemlich unansehnlich – ich hätte es zerstört genannt. Es handelte sich um einen Unfall. Ein junger Mann war mit dem Motorrad verunglückt. Er sah nicht gut aus. Was für mich bedeutete, dass ich sein Gesicht rekonstruieren musste, weil seine Eltern ihn noch einmal

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