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Die Tote im Maar - Eifel Krimi

Die Tote im Maar - Eifel Krimi

Titel: Die Tote im Maar - Eifel Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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uns in Gedanken.
    »Vielleicht nicht direkt mit ihrem Tod, aber mit ihrem Verschwinden im Totenmaar.«
    Vielleicht hätte ich Galens bevorstehendes Ableben später ansprechen sollen, aber genau da sah ich das Problem; später konnte zu spät sein.
    »Lass uns schauen.« Luise deutete auf die Ordner. Sie war dabei, sich selbst zu überzeugen. In ihrem Gesicht sah ich die Sorge, etwas von Bedeutung zu entdecken. Aber so ging es mir auch, eine absolut widersprüchliche Empfindung.
    »Isabel …«, sagte sie kaum eine Minute später. »Galen hat den Anschlag auf Vincent Klee verübt, oder? Nicht du und auch sonst niemand.«
    Sie schaute mich an, als wäre ihr die grausige Beinahe-Konsequenz der Tat erst jetzt bewusst geworden.
    Mir dagegen wurde sie tatsächlich erst jetzt bewusst. Ich hatte mich verdächtigt, Isabel Friedrich, ohne intakte Erinnerung.
    Ich musste mich setzen. Mein Atem ging heftiger. Galen war mir Beistand und Freund, sollte ich jetzt etwa annehmen, dass er ein Mörder war?
    »Es ergibt keinen Sinn«, flüsterte ich.
    »Doch«, widersprach Luise.
    Nämlich dann, wenn sich Galen bedroht fühlte. Oder? Aber war der nahende Tod nicht eine viel schlimmere Bedrohung?
    Ich schlug den Ordner auf, und in der kommenden Stunde waren Luise und ich damit beschäftigt, unter all den Papieren und Zetteln irgendetwas Nützliches aufzustöbern. Das gelang mir erst in der Mitte des Ordners, und dort waren die Papiere plötzlich in Umschlägen abgeheftet worden.
    In meinem Ordner befanden sich Klinikrechnungen. Das Papier hatte einen Gelbstich, und die Schrift stammte nicht von einem Drucker, sondern unverkennbar von einer Schreibmaschine. Dann las ich das Datum.
    »Seltsam«, sagte Luise und hielt mir ihren Ordner hin. Sie war genau wie ich auf einige abgeheftete große Kuverts gestoßen.
    »Das hier ist sehr persönlich«, sagte Luise. »Die Polizeidienststelle schreibt von …« Sie holte tief Luft. »Protokolliert wird hier der versuchte Mord an der sechzehnjährigen Katharina Dissen durch ihre Zwillingsschwester.«
    Ich zuckte zusammen.
    Luise sagte: »Der Name der Zwillingsschwester ist Kristina. Es ist auch ein Foto drin. Kristina, als sie sechzehn war. Als man sie festnahm. Sie … du hast fast genauso ausgesehen mit sechzehn. Ich meine nicht … ach, Isabel. Ich wollte damit nicht sagen, dass du so durchgeknallt ausgesehen hast. Schau mal.«
    Und ich schaute. Ein hübsches Mädchen, aber mit ihren Augen stimmte etwas nicht. Mit ihrem Blick. Sie wirkte verstört, doch die schönen Augen waren aus blankem Eis. Kristina. Es stimmte also.
    »Der böse Zwilling.«
    »Der mörderische Zwilling. Hier steht sogar etwas Verständliches. Kristina litt an einer schweren Psychose. Sie konnte es nicht ertragen, dass eine andere die gleichen Gesichtszüge trägt. Darum hat sie gedacht, wenn sie Katharina tötet, gäbe es nur eine Person, die so aussieht. Sie.« Luise presste die Hand auf den Mund.
    Das war es, was mir die Bilder, was mir meine Erinnerung und der Spiegel gezeigt hatten. Zwei Gesichter, die ich nur als eines gesehen hatte. Das und ein Angriff, doch der galt keinem Teenager, sondern einer Erwachsenen.
    »Ich dachte immer, Zwillinge sind besonders miteinander verbunden, sie spüren, wenn der andere leidet. Im Denken wie im Handeln. Hab ich gelesen. Wer schreibt so einen Schwachsinn?« Luise hieb mit der Faust auf den Tisch. Johnny fuhr auf und drehte sich blitzschnell um. »Tut mir leid, Schatz. Ich hab dich erschreckt, und Hundekuchen gab’s auch keinen. Tut mir wirklich leid.«
    Der Schatz ließ sich mit einigen Streicheleinheiten besänftigen, doch er spürte Luises Unruhe. Er räumte seinen Platz unter dem Schreibtisch und ließ sich stattdessen in Türnähe nieder, wieder ganz der Wächter. Nur schien es mir so, als drohe uns im Moment von den Toten mehr Gefahr.
    Die Behörden konnten eine Sechzehnjährige nicht einsperren, aber sie konnten eine Unterbringung in einer psychiatrischen Klinik verfügen.
    »Die Diagnose verstehe ich nicht, medizinische Begriffe in Serie, aber es klingt richtig übel«, fuhr Luise fort. »Katharina war schwer verletzt. Kristina hat eine Rasierklinge benutzt.« An Luises Gesicht konnte ich ablesen, dass sie sich das Schreckliche gerade bildlich vorstellte. »Davon gibt es auch Fotos«, sagte sie leise.
    Eine Rasierklinge, wo ein Messer doch zweckmäßiger gewesen wäre und sicher genauso greifbar. Perfide, musste ich denken, weil die kleine Klinge wahrscheinlich flinker in der

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