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Die Tote im Maar - Eifel Krimi

Die Tote im Maar - Eifel Krimi

Titel: Die Tote im Maar - Eifel Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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sehen wollten. Galen hatte mir Fotos mitgebracht.
    »Um so auszusehen, kann er keinen Helm getragen haben.« Ich sah, dass außerdem sein Genick gebrochen war. Ein hübscher junger Mann, von dessen Gesicht alles Gutaussehende buchstäblich weggefräst worden war.
    »Er hieß Felix«, teilte mir Galen mit. Felix bedeutete »der Glückliche«, aber sein Glück war nur von kurzer Dauer gewesen.
    »Es geht auch um die Versicherung, oder?«, mutmaßte ich. »Er soll aussehen, als hätte er den Helm getragen. Das wird nicht einfach.«
    »Du bist eine Künstlerin«, schmeichelte mir Galen. Nur war er kein Schmeichler.
    »Isabel«, sagte er dann, und ich wurde hellhörig. »Es wird Zeit, dass ich es dir sage. Ich muss gehen. Sicher wirst du einen Ersatz finden, doch allmählich solltest du anfangen, danach zu suchen.«
    »Ersatz, wie meinst du das? Du kündigst?« Ich sah ihn schockiert an und stellte fest, dass sich in meinen Augen Tränen sammelten. »Wieso?« Ich klang verletzt. Galen würde fortgehen, er würde mich verlassen. »Aber …« Wie konnte er das tun, er war doch meine Familie?
    »Isabel … ich kündige doch nicht, was denkst du denn? Ich sterbe. Es wird jeden Tag schlimmer, und an einem davon wird es zu Ende sein. Du musst es doch wissen, weil du jemanden brauchen wirst, der meine Arbeit übernimmt.«
    Wir standen vor einer Leiche, und Galen erklärte mir, dass er bald selbst zu den Toten gehören würde.
    »Das geht nicht«, sagte ich, weil das vielleicht meine einzige und letzte Gelegenheit war, ihm zu sagen, was er mir bedeutete. Tränen liefen mir übers Gesicht.
    »Ich habe lange durchgehalten; der Krebs findet das sicher auch«, meinte er mit einem leichten Zucken der Mundwinkel. Ich fand es nicht erheiternd. Meine Tränen tropften auf die Fliesen.
    Galen zupfte einige Kosmetiktücher aus der Schachtel und reichte sie mir.
    »Ich möchte, dass du meinen Körper verbrennen lässt. Asche ist etwas Reines. Bis auf die Kugel.« Er lachte. Ich hatte keine Ahnung, worüber.
    »Für die Urne eine Nische, davor eine kleine Platte. Und es muss nicht unbedingt der Pfarrer sein. Wäre schön, wenn du mich verabschieden würdest, das würde mir gefallen. Ich glaube, ich habe das nie erwähnt, aber ich mag Rapmusik.«
    »Das reicht!«, rief ich. »Ich will dich nicht verlieren, ich will nicht um dich trauern, ich will dich nicht zu einem Rap-Sound totreden. Ich will nicht«, schniefte ich.
    »Isabel, ich habe keine Wahl, also lass mir bitte diese eine.«
    Ich fiel ihm in die Arme. Er hielt mich fest und strich mir tröstend übers Haar. Ich würde tun, was er sich von mir wünschte, aber es würde mich viel Kraft kosten.
    Nach einer Deadline wollte ich nicht fragen, aber wenn er es jetzt in dem Umfang ansprach und mir gleichzeitig die ihm wichtigen Details mitteilte, würde sich sein Zeitfenster des Lebens bald geschlossen haben.
    Während ich meine Utensilien für die Rekonstruktion bereitlegte, schossen mir Tausende Fragen durch den Kopf. Ich wusste, ich sollte zusehen, meine Augen trocken zu halten, um nicht alles nur verschwommen wahrzunehmen, und das konnte ich dem jungen Mann auf meinem Tisch nicht antun.
    Galen musste es schon länger gewusst haben, nur jetzt war seine Stimmung auf Endzeit.
    Man spürte, wenn es zu Ende ging, also tat es das.
    Wie sollte ich Luise und Fabian Galens Sterben erklären?
    Wie sollte ich eine Trauerfeier organisieren – ohne ihn?
    Ich wandte mich zu ihm um. »Ich weiß nicht, wie ich es ohne dich schaffen kann. Du warst für mich da. Immer.«
    »Du schaffst alles, Isabel. Und nimm dich vor dem Kommissar in Acht«, sagte Galen. »Vertraue deinen Erinnerungen, auch wenn sie wehtun.«
    Damit ließ er mich und Felix allein. Galen hatte mir seine Musik verraten, aber nichts von Blumen gesagt, die er mochte.
    Eine dicke Träne stahl sich über meine Wange; nicht wegen der Blumen.
    Noch ein Kosmetiktuch, dann müsste ich so weit sein, Felix die Feinheiten seines Gesichts zurückzugeben. Ich war Maskenbildnerin und Skulpteurin gleichermaßen.
    In den Wunden fanden sich noch Asphaltpartikel. »Warum warst du nicht vorsichtiger?«, fragte ich ihn und strich sein volles blondes Haar zurück. Ehemals war dieses Gesicht ein sehr ansprechendes gewesen, und sein Lächeln hatte vielleicht jemandem die Welt bedeutet.
    »Ich werde für dich tun, was ich kann«, versprach ich.
    Diese Tür würde verschlossen bleiben, bis Felix wieder vorzeigbar wäre. Möglichst bevor Luise mich bei

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