Die Tote im Maar - Eifel Krimi
Sonnenuntergang treffen wollte.
Ich hatte konzentriert an Felix gearbeitet und schreckte auf, als ich die Klingel hörte. War es schon so spät? Schnell zog ich meine weiße Arbeitskleidung aus. Handschuhe und Kittel, der mich immer schmuck- und farblos aussehen ließ.
Ich würde Luise sagen, ich müsse noch kurz etwas erledigen. Sie könne inzwischen schon mal ins Büro gehen. Die Tiegel und Töpfe konnte ich nicht geöffnet herumstehen lassen, und den Spatel und die Pinsel musste ich reinigen.
»Du riechst nach Tod«, sagte sie und schnüffelte an mir. »Du sagtest doch, du hast keine Klienten. Ist alles in Ordnung?«
»Felix ist ganz frisch, und ich bin fast fertig, ich muss nur noch die benutzten Werkzeuge sauber machen.«
Sie schnüffelte erneut. »Frisch riecht anders.«
Es dürfte ja wohl klar sein, dass ein frischer Toter anders roch als ein frischer Lebender.
»Im Büro riecht nichts, ich bin gleich da«, versicherte ich ihr.
»Ich glaube, ich hole Johnny«, sagte Luise voller Überzeugung und wandte sich um.
Der Labrador wäre nicht allzu begeistert, er hatte zum Institut keine Affinität, aber wenn sich Luise dann sicherer fühlte …
Ich kam gerade rechtzeitig zurück, um zu sehen, wie Luise Johnny den Gang zum Büro entlangschob. Er gebärdete sich wie ein störrisches Muli.
»Los, los«, kommandierte sie. »Du kannst uns nicht im Stich lassen, sonst werde ich kein Handtuch und keinen Föhn haben, wenn du beim nächsten Mal tropfnass auftauchst. Überleg es dir gut.«
Ich war überrascht, denn Johnny beschleunigte etwas widerwillig seine Schritte. Luise öffnete die Tür zu meinem Büro, der Labrador drängte sich an ihr vorbei und suchte sich einen gemütlichen Platz unter dem Schreibtisch. Seine Wahl würde ich nie begreifen, denn er musste sich zusammenrollen.
»Ich hab ihm Hundekuchen versprochen, hast du welchen?«
»Du hast ihm ein Handtuch und einen Föhn versprochen«, sagte ich.
»Mit dem Entzug von Handtuch und Föhn habe ich gedroht, als nichts mehr half.« Sie zog ein Gesicht. »Aber ich fühle mich besser, wenn er hier bei uns ist. – Hast du die Leiche eingesperrt?«
»Felix ist sicher nicht nach einem Spaziergang zumute«, sagte ich und versicherte ihr, dass er nicht wegkonnte. »Er hat auch gar nichts an.«
»Oh«, sagte sie, rückte sich meinen Schreibtischstuhl zurecht und ließ sich darauf nieder.
»Womit beginnen wir?« Luise lehnte sich in dem drehbaren Stuhl zurück. Es wirkte, als würde sie Entspannung suchen.
»Wir teilen die Ordner auf, sehen, was wir finden, und wenn dort nichts ist, dann …« Ich gab ihr zwei der vier Ordner, die ich in dem grässlichsten unserer Ausstellungssärge entdeckt hatte. Er wurde zwar abgestaubt, doch er gefiel niemandem. Und so hatte ich ihn nie öffnen müssen. Das Versteck hätte nicht besser gewählt sein können. Hier war eine Sache eingesargt worden, musste ich denken. Eine tödlich ernste Sache.
Die anderen beiden Ordner nahm ich mir vor, und ich gab mir Mühe, ruhig zu bleiben.
»Wo soll ich anfangen? Darf ich alles lesen, oder hast du Geheimnisse?«, fragte Luise in meine Gedanken.
Ich hatte ganz sicher Geheimnisse, nur dass ich davon nichts mehr wusste. »Was du auch immer findest, versprich mir, es auf Leben und Tod für dich zu behalten.«
Auf Leben und Tod. Das war immer unser Spruch gewesen.
Sie wollte gerade antworten, da sagte ich: »Du kommst doch zur Beerdigung eines Freundes, oder?« Und wieder traten mir Tränen in die Augen.
»Welcher Freund? Isabel, was ist denn?« Luise schob den Stuhl zurück, kam auf die andere Seite des Schreibtisches und berührte meinen Arm. »Ich dachte mir doch, dass du seltsam angespannt bist. Und an Vincent Klee liegt es nicht.«
An Vincent Klee hatte ich gar nicht mehr gedacht.
»Galen wird sterben«, sagte ich schnörkellos. »Bald«, fügte ich hinzu.
Luise schluckte und suchte meinen Schreibtischstuhl wieder auf. »Das ist sehr endgültig.«
Wem sagte sie das.
»Woher weißt du’s? Schrecklich ist es auch.« Ihre Stimme brach. »Wie soll das alles gehen? Wir werden ihn vermissen ohne Ende.«
Das würden wir, das würde ich. Natürlich gab es noch einige offene Fragen. Luise hatte immer Fragen. Selbst an den Tod, und ich erklärte, so gut ich konnte, was mir Galen offenbart hatte.
Sie nickte. »Isabel …« Schon wieder diese seltsame Art einer unausgesprochenen Frage. »Könnte Galen etwas mit dem Tod der anderen zu schaffen gehabt haben?«
Da begegneten wir
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