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Die Tote im Nebel - historischer Krimanlroman

Die Tote im Nebel - historischer Krimanlroman

Titel: Die Tote im Nebel - historischer Krimanlroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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standen. Der Untergrund war schlammig und rutschig von den herabgefallenen Blättern.
    Und dann hörte sie es. Erst noch entfernt, doch es kam näher, Bersten und Krachen von Geäst, als sich etwas Großes durch das Unterholz kämpfte.
    Wilhelm warf einen gehetzten Blick über die Schulter, seine Hand schloss sich fast schmerzhaft um Sophies. »Lauf!«, zischte er und rannte los. Sophie stolperte hinter ihm her, strauchelte und wurde mitgezogen, ehe sie zu Boden ging und sich gleich wieder aufrappelte. Ihr Herz raste, Panik machte sich in ihr breit. Schneller, sie mussten schneller laufen! Doch ihr war, als hingen unsichtbare Gewichte an Armen und Beinen, die sie zurückhielten. Der Weg führte inzwischen steil den Hang hinauf, es konnte nicht mehr weit sein bis zur Ruine. Sie hörte Wilhelm keuchen, er wankte, war langsamer geworden, schleppend, als koste ihm jeder Schritt mehr Kraft, als er aufbringen konnte. Das Krachen war nun näher gekommen, fast meinte Sophie, raues Hecheln zu hören. Sie konnten nicht entkommen, es würde sie einholen, noch ehe sie die Ruine und die rettenden Mauern …
    Sophie blieb unvermittelt stehen, sodass Wilhelm beinahe gestürzt wäre. Im letzten Moment konnte er sich fangen, indem er ihre Hand fahren ließ.
    »Was … ?«
    »Dort hinauf!« Sophie deutete hektisch auf eine knorrige Eiche. »Beeil dich!«
    Zu ihrer Erleichterung verstand Wilhelm sofort, was sie meinte. Mit zwei Schritten war er an dem Baum und packte Sophie an der Hüfte, um sie hochzuheben. Sie hielt sich an der untersten Astgabelung fest und zog sich flink wie ein Wiesel hoch, erklomm dann einen höher gelegenen Ast, um Wilhelm Platz zu machen. Als sie nach unten schaute, fiel ihr Blick auf den Weg, und sie erstarrte. Dort, wo sie gerade noch gelaufen waren, brach in diesem Moment etwas aus dem Unterholz und hielt mit großen Sprüngen auf sie zu.
    »Wilhelm!« Sophies Stimme überschlug sich, wie gelähmt sah sie zu, wie Wilhelm, der gerade eine Stelle gefunden hatte, um sich hochzuziehen, einen Blick über die Schulter warf. Seine Augen weiteten sich vor Entsetzen.
    »Hoch!«, quiekte Sophie panisch, während sie zurück auf die untere Astgabel rutschte und Wilhelms Hand packte. Natürlich war sie viel zu schwach, um ihn hochzuziehen, aber ihre Berührung riss Wilhelm aus der Schockstarre. Mit aller Kraft hievte er sich hoch und erklomm die Astgabel im letzten Moment, ehe unter ihm etwas gegen den Stamm sprang und mit geifernden Lefzen nach seinen Beinen schnappte.
    »Weiter!« Hastig stieg Sophie an Wilhelm vorbei und suchte Halt auf dem nächsten Ast, der hoch genug war, dass das knurrende Untier unter ihnen sie nicht erreichen konnte.
    »Was ist das?« Wilhelm war schreckensbleich, als er auf der anderen Seite des Stamms einen Platz fand, wo er sich mit beiden Händen festhalten konnte. Er zitterte am ganzen Leib, und auf seiner Stirn stand der Schweiß.
    Sophie wagte einen vorsichtigen Blick an ihren Stiefelspitzen vorbei nach unten, wo das Wesen immer noch wütend am Baum hochsprang, ohne die Vergeblichkeit seines Tuns zu begreifen. Es musste die Größe eines Kalbs haben, vielleicht auch größer, aber es war dabei sehr viel bulliger und gedrungener. Das kurze Fell war dunkel, schwarz oder braun, das mochte sie nicht sagen, und von zahlreichen Narben verunstaltet. Am erschreckendsten aber war der Kopf, ein massiver Schädel mit einem Maul, das Pferdeknochen zum Brechen bringen mochte. Ein Ohr war abgerissen, das andere hing geknickt herab. Geiferfäden zogen sich über Gesicht und Hals, während die Bestie erneut hochsprang und dann zornige Belllaute ausstieß.
    »Das ist kein Wolf«, stellte Sophie mit zittriger Stimme fest. »Das ist irgendein … Hund.«
    »Eher eine Höllenbestie.« Wilhelm hatte beiden Arme um den Baumstamm geschlungen. Seine Lider flackerten vor Erschöpfung. Sophie beobachtete ihn besorgt aus den Augenwinkeln. Lange würde er sich nicht hier oben halten können, dafür hatte der Marsch viel zu sehr an seinen Kräften gezehrt. Doch wenn er fiel … Sie schüttelte den Kopf, um den Gedanken zu vertreiben. Wenn sie wenigstens einen Strick hätten, um ihn am Baum festzubinden.
    Wilhelm schienen andere Gedanken zu beschäftigen. »Hast du etwas, was man nach ihm werfen kann? Irgendwas? Deinen Beutel?«
    Sophie fasste sich an die Seite und schüttelte den Kopf. »Den muss ich weiter unten verloren haben«, stellte sie seufzend fest. »Schaffst du es?«
    »Ich versuch’s.« Es klang nicht

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