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Die Tote im Nebel - historischer Krimanlroman

Die Tote im Nebel - historischer Krimanlroman

Titel: Die Tote im Nebel - historischer Krimanlroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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ihm nicht der Sinn nach weiterem Streit stand.
    Sophie starrte ihn an, spürte, wie sich ihre Hände zu Fäusten ballten, aber sie wusste um die Vergeblichkeit jedes weiteren Wortes, und dafür hasste sie ihn in diesem Moment. Sie warf sich herum und stürmte an Onkel Hugo und Käthe vorbei nach draußen.

XIV
    Es war wieder Markt an diesem Tag, eine trostlose Ansammlung vereinzelter Stände, die sich unter dem trüben Novembergrau zu ducken schienen. Im Sommer herrschte an solchen Tagen buntes Treiben, doch heute schien es, als läge ein unsichtbares Tuch über dem Platz, das die Geräusche zu einem zischelnden Gewisper dämpfte.
    Julius war froh, als er die Amtsstube des Wachtmeisters erreichte und die triste Welt für einen Moment aussperren konnte. Ein Ofen bollerte in einer Ecke und verbreitete wohlige Wärme, die von dem würzigen Geruch nach Roter Wurst durchsetzt war. Schmitt selbst saß an seinem Tisch über einen Stapel Papiere gebeugt und sah auf, als Julius die Tür ins Schloss fallen ließ.
    »Doktor Laumann«, räusperte er sich und drehte die Bartspitzen. »Ich hatte Sie schon erwartet. Hier«, er schob einen Stoß Papiere über den Tisch, »das ist alles, was ich bislang zu dem Mord an dem Dienstmädchen herausgefunden habe. Ein Ärger, dass sie nicht auch vergiftet wurde, sonst wäre es ein Leichtes, die Hexe … «
    Julius schob die Papiere wieder zurück. »Das brauche ich nicht.«
    Schmitts Augenbrauen wölbten sich. »Ja, aber hat Ihnen Fräulein Dierlinger denn nicht …
    »Ich bin über alles im Bilde und weiß jetzt, wer hinter den Morden steckt.«
    Mit einem Grunzen lehnte sich Schmitt auf seinem Stuhl zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. »Dann bin ich einmal gespannt, was Sie herausgefunden haben, während die Polizey noch im Dunkeln tappt.«
    »Das verwundert nicht. Der Generalleutnant taugt ja auch bestenfalls dafür, seine Uniform spazieren zu tragen.« Julius stemmte die Handknöchel auf die Tischkante, beugte sich leicht vor. »Katharina Wittgen wurde mit Gift umgebracht, und zwar von Johann Fuchs.«
    Schmitt blinzelte. »Johann Fuchs? Meinen Sie den rothaarigen Hannes?«
    »Eben den, wenn Sie ihn so nennen«, erwiderte Julius ungerührt. Er richtete sich auf. »Helfen Sie mir, Fuchs verhaften zu lassen?«
    »Wie stellen Sie sich das vor?« Schmitt schüttelte schnaufend den Kopf. »Wissen Sie, was passiert, wenn man den verhaftet und Sie keine Beweise haben? Nein, natürlich wissen Sie das nicht, Sie haben das ja noch nicht versucht … Dieser Fuchs steht unter dem Schutz von Doktor Wittgen. Warum auch immer, aus irgendeinem Grund verhindert Wittgen, dass man ihm ans Leder geht. Vielleicht gab es in Kassel etwas, warum Wittgen bei dem Fuchs in der Schuld steht. Und mit dem Wittgen wollen Sie sich nicht anlegen. Der kann Hebel in Bewegung setzen, die Sie sich nicht einmal vorstellen können!«
    »Ich kann mir eine Menge vorstellen, allerdings widerstrebt es mir, einen Mörder unbehelligt zu lassen, weil man Angst vor den Konsequenzen hat.«
    »Es ist ja auch nicht Ihr Kopf, der dann rollt. Sie gehen einfach wieder, aber … haben Sie überhaupt irgendwelche Beweise?«
    »Für den Giftmord schon.«
    Schmitt fuhr sich mit der Hand durch die Haare. »Und für Fuchs’ Verstrickung nicht? Was ist, wenn der sich ebenso in Luft auflöst wie der Verdacht gegen Wittgens Frau?«
    Julius atmete tief durch. »Vertrauen Sie mir?«
    Der Wachtmeister stutzte, schüttelte den langsam den Kopf. Die Mundwinkel, eben noch grimmig verzogen, entspannten sich ein wenig. »Ich halte eine ganze Menge von Ihnen, Doktor«, sagte er. »Aber bei dieser Geschichte … nein. Sie hatten schon mit der toten Gattin unrecht, und das hier würde mich meinen Kopf kosten, wenn Sie falsch liegen.«
    »Gut.« Julius nickte. Er hatte sich gut genug im Griff, um sich die Enttäuschung nicht anmerken zu lassen, aber ihm war gerade danach, dem Tisch einen Tritt zu verpassen, um ihn mitsamt furchtsamen Wachtmeister auf den Fußboden zu befördern. Zum Glück war er über das Alter für solche Kindereien hinaus. »Dann weiß ich wenigstens, woran ich bin. Einen schönen Tag noch.«
    »Bringen Sie mir Beweise!«, hörte er Schmitt noch rufen. »Irgendetwas Handfestes, damit ic…«
    Das Zuschlagen der Tür verschluckte die letzten Worte, und Julius stand wieder draußen auf dem Marktplatz und holte tief Luft. Eigentlich hätte er es sich denken können, dass Schmitt nicht die Größe besaß, einem vermeintlich

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