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Die Tote im Nebel - historischer Krimanlroman

Die Tote im Nebel - historischer Krimanlroman

Titel: Die Tote im Nebel - historischer Krimanlroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Mächtigen die Stirn zu bieten. Es gab viel zu viele Schmitts, die in Erwartung eines rüden Tadels den Kopf einzogen, und vorauseilend gehorchten, um den Zorn ihrer Herren nicht zu wecken. Julius schloss für einen Moment die Augen, sog die kalte Novemberluft tief in die Lungen. Wenigstens sorgten Leute wie Schmitt dafür, dass man sich in Hessen-Kassel sicher fühlen konnte vor blutigen Revolutionen. Vermutlich würde man hier erst die Fürsten um Erlaubnis fragen, ehe man die Muskete ergriff.
    »Na, Ihnen sind aber ein paar fette Läuse über die Leber gelaufen«, riss ihn eine raue Stimme aus den Gedanken.
    Julius schlug die Augen auf und hob einen Mundwinkel, während er dem Holzsammler Adam zunickte, der auf seinen Stecken gestützt dastand und ihn neugierig beäugte.
    »Wenn mir Läuse über die Leber laufen, sollte ich mir dringend Gedanken um meine Gesundheit machen«, scherzte Julius halbherzig.
    Adam lachte kurz und trocken. »Na, Herr Doktor, da sind Sie ja bei sich gleich richtig. Aber sagen Sie mal, warum macht man eigentlich so ein Geschiss um die Hexe?«
    »Geschiss?«
    »Na, dieser Prozess und all das.« Adam wiegte den Kopf, er grinste. »Wir wissen doch alle, dass sie’s war. Die hat doch immer schon Gift und so unters Volk gebracht. Und jetzt kommt sie vor Gericht und kann sogar freigesprochen werden?«
    »Das habe ich nicht zu entscheiden.«
    »Ja, aber das ist doch falsch, oder? Ich mein, man kann doch nicht einfach so eine Mörderin freilassen oder so.«
    »Wenn sie schuldig ist, wird man sie dafür zur Rechenschaft ziehen. Wenn nicht, dann fördert der Prozess hoffentlich die Wahrheit zutage.« Julius hob die Hand. »Mach’s gut und achte auf dein Bein.«
    »Ist schon fast wieder gut!«, rief Adam ihm noch nach, als Julius bereits schnellen Schrittes die Nikolai­straße hinauf eilte. Auch wenn er sich einredete, dass Adam nur ein alter Schwätzer war, hinterließen seine Worte Julius tief beunruhigt. Er sollte schleunigst Sophie aufsuchen und überlegen, was sie nun tun könnten. Ihnen lief die Zeit davon.
    Sophie empfing ihn wie erwartet mit Vorwürfen. Kaum hatte er das Haus betreten, flog sie ihm entgegen wie eine Erinnye und schimpfte bitter, dass er sie nicht wie versprochen abgeholt hatte. Julius ließ ihren Zorn an sich abperlen und schob sich an ihr vorbei in die Stube, wo er zu seiner Überraschung neben Lotte und der Großmutter auch Wilhelm Grimm antraf. Der junge Mann war immer noch blass und seine Hände umklammerten die Tasse eine Spur zu fest, aber er war auf den Beinen und hatte allem Anschein nach kein Fieber mehr.
    »Hatte ich nicht gesagt, dass du im Bett bleiben sollst?«, bemerkte Julius anstelle einer Begrüßung und reichte seinen Mantel wortlos an Käthe, die neben ihm aufgetaucht war.
    »Im Gegensatz zu dir hält Wilhelm wenigstens seine Versprechen«, fauchte Sophie und drängte sich an ihm vorbei. Neben Wilhelms Stuhl blieb sie stehen, die Hände auf die Lehne gelegt, aber ihr Kinn zitterte vor Erregung. »Ich sitze hier seit Sonnenaufgang und warte, und nun sind es vielleicht noch zwei Stunden zur Verhandlung! Was zum Teufel hast du so lang getrieben?«
    »Sophie!«, wies sie Lotte scharf zurecht. »Es reicht! Julius, setz dich doch bitte.«
    Julius zog sich einen Stuhl heran. Sophies Blicke folgten ihm wie die Klingen eines Meuchlers, aber wenigstens hatte ihre Schimpferei ein Ende.
    »Es gibt schlechte Neuigkeiten«, begann Julius und schlug ein Bein über das andere. »Wachtmeister Schmitt weigert sich, mir zu helfen, und ich selbst sehe wenig Möglichkeiten, den Generalleutnant zu überzeugen, Fuchs ohne hieb- und stichfeste Beweise festnehmen zu lassen. Wittgens Einfluss reicht weit.«
    »Wir haben doch Beweise«, warf Wilhelm ein. »Warum weigert sich der Wachtmeister? Der Fall ist doch offensichtlich.«
    Julius stieß schnaubend Luft aus. »Beweise für den Giftmord haben wir genug, aber nichts, was Fuchs’ Verstrickung notwendig macht.«
    »Vielleicht sprecht ihr noch einmal mit Doktor Wittgen«, schlug Lotte vor. Offensichtlich hatte Sophie ihre Mutter über alles in Kenntnis gesetzt. »Wenn Fuchs tatsächlich etwas mit den Morden zu tun hat und womöglich auch Helene umgebracht hat, muss es doch in Wittgens Interesse sein, den Mörder zu überführen.«
    Julius schüttelte den Kopf. »Das dauert zu lange. Wittgen ist uneinsichtig wie ein Felsbrocken. Da kommen wir nicht weiter. Und wer weiß, ob Fuchs überhaupt noch in Marburg ist.«
    »Dann besorgen

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