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Die Tote im Nebel - historischer Krimanlroman

Die Tote im Nebel - historischer Krimanlroman

Titel: Die Tote im Nebel - historischer Krimanlroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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über ihr zusammenbräche oder der Boden sie verschlänge. Doch es war ruhig, gespenstig ruhig.
    Langsam atmete sie ein, sehr bewusst, ehe sie die Augen öffnete und auf die Füße starrte, die hinter dem Schreibtisch hervorschauten. Es waren einfache Schuhe, wie das arme Volk sie trug, aber sauber und neu.
    Sophie schloss die Augen, zählte in Gedanken bis zehn, ehe sie es wagte, sich wieder zu rühren. Sie hob den Rocksaum an, während sie sich Schritt für Schritt dem Schreibtisch näherte und sich schließlich auf die Zehenspitzen stellte, um einen zögerlichen Blick hinüber zu werfen.
    Es war der rothaarige Fuchs, der dort lag. Die leeren Augen hatte er weit aufgerissen, seine Hände waren aneinandergefesselt, die Finger hatten sich im Todeskampf zu Krallen geformt.
    »Es tut mir leid, wenn es dich erschreckt hat. Aber es war notwendig.«
    Sophie wirbelte herum, als sie eine Stimme von der Tür hörte.
    Doktor Wittgen stand da. Sein Blick wirkte streng und gleichzeitig bizarr erheitert, als erwische er ein ungezogenes Kind bei einem verbotenen Spiel. »Er kam herein, obwohl abgeschlossen war«, sagte er, während er die Tür sorgsam hinter sich verriegelte, als handele es sich um die gewöhnlichste Sache der Welt. Doch als er sich wieder zu ihr umdrehte, war sein Blick kalt.
    »Du hast den gleichen Fehler begangen.«
    *
    Noch nie war Wilhelm die Zeit so unendlich zäh vorgekommen. Seinem Gefühl zufolge musste es Jahrhunderte her sein, seit Sophie über die Straße gehuscht war. Was im Himmel tat sie dort so lange? Von seiner Stellung aus konnte er die Kellerluke nicht einsehen, aber er zögerte, sich aus seinem Versteck hinauszuwagen. Es würde auffallen, wenn er vor dem Haus der Wittgens herumlungerte, und Aufmerksamkeit war das Letzte, was sie gerade brauchten.
    Wilhelm stieß einen stummen Fluch aus, rieb die durchgefrorenen Finger unter den Achseln. Vielleicht hatte man sie erwischt, ging es ihm zum wiederholten Mal durch den Kopf, aber er schob den Gedanken beiseite. Er hätte etwas gehört oder gesehen, wie man sie fortgebracht hätte. Wahrscheinlicher war, dass sie die Luke nicht öffnen konnte und den Weg über die angrenzenden Dächer gesucht hatte. Dann war es kein Wunder, dass sie ihn nicht gerufen hatte, schließlich wusste sie, dass er ihr dabei kaum folgen könnte. Aber sie hätte wenigstens Bescheid geben können. Der Gedanke, dass sie ihn einfach stehen ließ, versetzte ihm einen unerwarteten Stich.
    Ärgerlich schüttelte er den Kopf. Nein, er sollte nicht darüber nachdenken, sondern lieber die Augen offen halten. Auch wenn er keine Ahnung hatte, wie er sie im Ernstfall warnen sollte. Sie gaben ein verdammt schlechtes Einbrecherpärchen ab.
    Wilhelm zuckte zusammen. Jemand blieb unmittelbar vor der Gasse, in der er sich versteckt hatte, stehen. Sein Herz setzte einen Schlag aus, als er Hans erkannte.
    »Verschwinde!«, stieß er hervor und machte einen unbeholfenen Schritt zurück. »Lass mich in Ruhe!«
    Hans runzelte die Stirn, offenbar verstand er nicht. »Ich tu dir nichts«, sagte er unsicher und versuchte tatsächlich, so etwas wie ein Lächeln auf seine Lippen zu zaubern, auch wenn es Wilhelm wie das feiste Grinsen eines Teufels erschien. »Ich such nur die Sophie. Es eilt!« Beruhigend hob er beide Handflächen, eine friedfertige Geste.
    Wilhelm atmete tief durch, versuchte, das Zittern in seiner Stimme unterdrücken. Offensichtlich war Hans heute wirklich nicht auf Streit aus.
    »Was willst du von ihr?«, fragte er argwöhnisch.
    »Die wollen die Hexe töten.« Hans wies mit der Hand die Straße entlang. »Mir haben sie nicht geglaubt, dass es die Hexe nicht war. Aber vielleicht glauben sie Sophie. Schließlich war ihr Vater der Professor Dierlinger!«
    »Sophie kümmert sich schon darum, dass die Hexe gerettet wird«, wehrte Wilhelm ab. »Sie sucht Beweise. Ohne Beweise können wir Fuchs nichts anhängen.«
    Hans’ Kopf ruckte herum, er starrte hinüber zu dem Haus. »Bei dem Doktor im Haus?«, fragte er entgeistert.
    Wilhelm nickte. »Natürlich. Wo denn sonst?«
    »Der ist doch zu Hause! Und der Fuchs ist auch dort!«
    Eine plötzliche Kälte umfasste Wilhelms Brust. Wittgen. Fuchs und Wittgen in dem Haus. Warum dachte er erst jetzt daran? Womöglich machte sie gemeinsame Sache. Und Sophie war ihnen geradewegs in die Arme gelaufen!
    Wilhelm sprang auf. »Wir müssen Julius Bescheid geben! Wir müssen sie da rausholen, ehe es zu spät ist. Hans, lauf zu Wachtmeister Schmitt und

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