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Die Tote im Ritz - Ein Fall fuer Detective Joe Sandilands

Titel: Die Tote im Ritz - Ein Fall fuer Detective Joe Sandilands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Cleverly
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wurde mir gesagt, Sir.« Er grinste und fügte hinzu: »Das wäre nicht das erste Mal.«
    »Gut. Dann warten wir jetzt nur noch, bis mein Assistent, Sergeant Armitage, eintrifft.« Joe sah auf seine Uhr. Er war fünf Minuten zu früh.
    »Ich glaube, sie kommen eben an, Sir.«
    Cottingham schlenderte heran und sah ungewöhnlich adrett aus. Gestärkter Kragen und Bowlerhut, Gamaschen und eleganter, schwarzer Kaschmirmantel, so hatte er sich für einen Arbeitstag im West End gekleidet. Bill Armitage sah zu Joes Befriedigung mitgenommener aus als er selbst, obwohl sich der Sergeant offensichtlich bemüht hatte sich herzurichten. Sein eigener, heller Tweedanzug mit einer vornehmen Version der Proletariermütze, wie sie die königliche Prinzessin so schätzte, sendete derart komplexe Signale aus, dass sie die Aufmerksamkeit gute fünf Minuten fesselte. Joe fand, seine Wahl passte perfekt zu dem herrlichen Frühlingstag und zur anstehenden Aufgabe.
    Sie begrüßten einander mit angehobenen Mundwinkeln und gutmütigen Höflichkeiten und einigten sich darauf, sofort mit der Arbeit zu beginnen. Die vier Männer machten sich daran, die Inspektionstour von Armitage in der Nacht zuvor abzugehen, umkreisten das Gebäude, bis sie die Fassade an der Ostseite erreichten. Sie sahen alle hoch, ihre Blicke folgten dem Sims unter dem Mansardendach und konzentrierten sich auf das Fenster, das eingeschlagen worden war. Einen Augenblick lang herrschte Stille, während sie den schwierigen Kletterakt begutachteten.
    »Mit der Feuertreppe kommt man bis in den dritten Stock«, sagte Joe, »aber dann wird es heikel. Bis zum nächsten Stock muss man mit Fingern und Zehen arbeiten, und es gibt einen überhängenden Sims, bevor man sich bis zur eingeschlagenen Scheibe vorkämpfen kann. Nicht angenehm, aber es muss getan werden. Der Himmel weiß, welche Hinweise, welche Beweise wir finden können. Sie wissen ja … Knöpfe, Fasern … einen Ausweis?«
    »Ich habe einmal ein Gebiss an einem Tatort gefunden!«, warf Cottingham fröhlich ein. »Hatte sich in ein Sandwich mit Rinderzunge und Radieschen verbissen.«
    Armitage reichte dem jungen Sweetman seine Mütze und zog seine Jacke aus. Seine übliche Großspurigkeit fehlte, wie Joe bemerkte, als Armitage sagte: »Überlassen Sie das mir, Sir.« Er ballte seine großen Hände zu Fäusten und öffnete sie wieder. Die Knöchel waren weiß vor Anspannung, als er die Fassade mit den Augen abtastete.
    »Lassen Sie es gut sein, Sergeant«, meinte Cottingham. »Dazu besteht keine Veranlassung. Constable Sweetman ist genau aus diesem Grund hier. Er hat nicht nur ein hübsches Gesicht, der Junge besitzt auch verborgene Talente, wie mir gesagt wurde. An den Wochenenden betätigt er sich als Kletterer. Sie können gern Ihren Helm und den Umhang ablegen, bevor Sie loslegen, Roy.«
    Der Constable grinste und sah abschätzend auf die Kletterstrecke. »Das ist ein Klacks, Sir. Soll ich gleich loslegen? Will jemand die Zeit nehmen?«
    Cottingham zog eine Stoppuhr hervor und begab sich mit seinem Beamten an das Fußende der eisernen Feuertreppe. Als sie außer Hörweite waren, sagte Joe leise: »Sehr kühn von Ihnen, Sergeant, dass Sie sich unter den Umständen freiwillig für eine solche Kletterpartie gemeldet haben.«
    Er hielt inne, wartete auf eine Reaktion. Armitage sah aufsässig auf seine Füße.
    »Das Bein, Bill? Wollen Sie mir etwas über Ihr Bein erzählen?«
    Armitage wurde ganz steif vor Ärger. »Fiel es Ihnen auf, als Sie mir letzte Nacht gefolgt sind, Sir?«
    Joe entschuldigte sich nicht. »Ja. Natürlich bemerkte ich, dass Sie das linke Bein mehr belasten … wann immer Sie dachten, dass es keiner sieht. Eine Kriegsverletzung, nehme ich an?«
    »Es kommt und geht, Sir.«
    »Beispielsweise kommt es, wenn Sie glauben, unbeobachtet zu sein, und es geht, wenn Sie sich einer medizinischen Untersuchung unterziehen müssen?«, erkundigte sich Joe mit interessiertem Lächeln.
    Die Augen von Armitage glänzten, und sein Kinn schob sich trotzig vor. »Na schön, dann feuern Sie mich eben wegen Dienstuntauglichkeit.«
    »Und Vortäuschung falscher Tatsachen.« Joe war nicht bereit, lockerzulassen. »Ich erinnere mich, dass jeder Rekrut eine Aussage über seinen körperlichen Zustand machen und diesen bei einer ärztlichen Untersuchung auch beweisen musste. Und die dreimonatige Ausbildung ist kein Spaziergang. Ich bin überrascht, dass Sie es geschafft haben, so lange so viele Leute zu täuschen,

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