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Die Tote im Ritz - Ein Fall fuer Detective Joe Sandilands

Titel: Die Tote im Ritz - Ein Fall fuer Detective Joe Sandilands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Cleverly
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Haaren ziehen. Das kam schon früher vor, aber die Entschlossenheit, mit der meine Tochter dieses Mal das Feld räumte, ließ mich glauben, dass es ihr endlich ernst war. Ich hörte, wie sie Audrey anbrüllte, wie sie Audrey aufforderte, ihre Sachen zu packen, und dass sie erwarte, sie bei ihrer Rückkehr hier nicht mehr vorzufinden.«
    »Hat Dame Beatrice gesagt, wann sie zurückkommen wollte?«
    »Nein. Sie hatte ein oder zwei Termine - Alfreds Party … ein Treffen mit einem der hohen Tiere der Admiralität … da müssen Sie in ihrem Terminkalender nachsehen. Wahrscheinlich haben Sie das bereits getan. Sie unterhält eine Wohnung in London, und nach ihrer kleinen Zügellosigkeit im Ritz hatte sie sicher geplant, sich dorthin zu begeben. Ich war in ihre persönlichen Arrangements nicht immer eingeweiht. Sie kam und ging, wie es ihr beliebte, Commander.«
    »Audrey verließ das Haus kurz nach Dame Beatrice? Wie viel Zeit lag dazwischen?«
    »Ungefähr eine Stunde. Sie schmollte eine Weile auf ihrem Zimmer, dann kam sie mit einem kleinen Koffer heraus und fuhr in dem alten Ford davon.«
    »Hat sie Ihnen gesagt, wohin sie unterwegs war?«
    »Audrey und ich pflegen nicht miteinander zu kommunizieren.«
    »Und wann kam Miss Blount zurück?«
    »Ich weiß nur, dass der Wagen hier war, als ich heute Morgen um sieben Uhr aufstand.«
    »Können Sie mir sagen, in welcher Beziehung Dame Beatrice und Miss Blount zueinander standen?«, erkundigte sich Joe leicht verwirrt.
    »Das müssen Sie sie fragen«, erklärte die alte Dame eisig. »Offiziell war sie eine bezahlte Gesellschafterin. Sie hätte die Strickwolle meiner Tochter aufgerollt, wenn Bea auch nur im Geringsten am Stricken interessiert gewesen wäre. Sie müssen dieser Züchtung in den Salons von London doch schon begegnet sein, Commander? Gesellschafterinnen - sie sitzen verschreckt und verstaubt in den Ecken und versuchen, ja keine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, schweben irgendwo zwischen Freundschaft und Dienerschaft. Bea schloss nicht leicht Bekanntschaft, und wenn sie doch einmal eine Freundin fand, verlor sie sie bald wieder. Sie fand, es passte zu ihr, jemanden zu bezahlen, um die Wucht ihrer schlechten Laune auszuhalten. Und wenn Sie von Audrey genug haben, können Sie Reid bitten, Sie zu dem Flügel des Hauses zu führen, in dem mein Sohn wohnt. Er ist womöglich in der Lage, mehr Licht auf die Verhältnisse und Bekanntschaften seiner Schwester zu werfen, obwohl sie sich nicht nahestanden. Soweit ich weiß, gibt es da vor allem einen Iren, jemand von der Marine, zu dem sie eine Beziehung unterhielt.«
    »Eine Beziehung?«, hakte Joe nach.
    »Auf beruflicher, aber auch auf privater Ebene«, führte sie aus. »Er war ihr Liebhaber.«
    Drei Augenpaare richteten sich auf ihr Gesicht, aber es wurden keine Fragen gestellt, also fuhr sie fort. »Mein Sohn Orlando hasst den Mann, darum kann er Ihnen sicher überzeugend darlegen, warum Sie Unteroffizier Donovan Handschellen anlegen sollten, sobald Sie nach London zurückkehren. Das würde auch ich empfehlen. Die Welt wäre ein besserer Ort ohne die schauderhafte Anwesenheit dieser Kreatur.«
    Joe schrieb sich die Namen der beiden Verdächtigen auf, die ihm mit solch frostiger Wonne präsentiert wurden.
    »Und Ihr Sohn, Madam? Ist er das einzige Kind, das Sie noch haben?«
    Sie nickte. »Wie oft entscheidet sich das Schicksal falsch«, flüsterte sie.
    Joe beschloss, das zu ignorieren, und fragte: »War er älter oder jünger als Beatrice?«
    »Jünger. Er hat vier rüpelhafte Kinder - alle illegitim -, die Sie irgendwo auf dem Anwesen finden können.«
    »Ich denke, sie haben bereits uns gefunden, Mrs. Jagow-Joliffe.« Joe lächelte.
    »Dann sehen Sie sich vor. Wahrscheinlich verfolgen sie bereits einen hinterlistigen Plan. Ständig suchen sie Unterhaltung und Zerstreuung. Jeder Besucher findet sich über kurz oder lang als Zielscheibe ihres Humors und ihrer praktischen Scherze wieder. Mein Sohn ist daran gescheitert, seinen Nachkommen irgendein Gefühl für Anstand, Pflicht oder geziemendes Verhalten einzuimpfen, und sie laufen wie die Wilden über das Anwesen. Auch im Haus selbst - öffnen Sie eine Schranktür, und höchstwahrscheinlich springt eines von ihnen heraus. Die Älteste ist nach vierzehn Jahren anarchischer Existenz diejenige, vor der Sie sich am meisten hüten sollten. Sie ist die Anführerin.«
    »Ah! Diana, glaube ich«, murmelte Joe.
    »Das Kind heißt Dorcas.«
    Joe versuchte, Zuneigung oder

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