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Die Tote im Ritz - Ein Fall fuer Detective Joe Sandilands

Titel: Die Tote im Ritz - Ein Fall fuer Detective Joe Sandilands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Cleverly
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Humor oder Nachsicht aus ihrer Stimme herauszuhören, aber es gelang ihm nicht.
    »Doch Orlandos Fähigkeiten als Vater sind im großen Gefüge der Dinge von geringer Bedeutung …« Sie zögerte, schien nur ungern weiterreden zu wollen. »Es gibt etwas, das Sie über meinen Sohn wissen sollten, Commander. Es fällt mir schwer, das einem Fremden anzuvertrauen, aber Sie sollten es wohl besser aus meinem Mund erfahren. Ich hörte, Sie sind … waren … Soldat? Mehrfach ausgezeichnet? Genauer gesagt, ein Kriegsheld? Habe ich Recht?«
    Ihre Frage verwirrte Joe. Sie klang weder herzlich noch bewundernd; er hätte eher auf bitter getippt. »Gar so viele Auszeichnungen waren es nicht. Und ›Held‹? Diesen Begriff würde ich nicht verwenden. Ich tat, was nötig war, und überlebte. Das ist alles. Ich überlebte«, murmelte er unsicher.
    »Geziemende Bescheidenheit. Aber Sie waren ein Militär, und als solcher werden Sie feststellen, dass Sie nichts mit meinem Sohn gemeinsam haben. Die Kommunikation mit ihm wird sich schwierig, wenn nicht gar unmöglich gestalten.« Sie hielt inne, holte tief Luft und sprach in die erwartungsvolle Stille hinein: »Orlando führte keinen guten Krieg. Genauer gesagt, führte er gar keinen Krieg. Er war Kriegsdienstverweigerer aus Gewissensgründen.«
    Joe fragte sich, ob sie bemerkt hatte, dass Armitage leicht die Lippen schürzte.
    »Jeder vernünftige Mann ist gegen den Krieg«, meinte Joe beschwichtigend.
    »Unsinn! Jeder Mann meldet sich, wenn sein Land ihn braucht!«, erklärte sie steif. »Es war mir ein Trost, dass wenigstens meine Tochter sich der Herausforderung stellte. Zumindest sie wusste, worin ihre Pflicht bestand, und somit wurde die Familie nicht entehrt. Aber ich spreche Orlando zu viel der Ehre zu - er war nicht einmal ein Verweigerer aus Gewissensgründen. Ich weiß, viele Männer mit hehren Prinzipien zeigten Mut, indem sie sich als solche offenbarten … aber Orlando verließ das Land, bevor die Feindseligkeiten einsetzten, und verbrachte die Kriegsjahre in einer Klinik in der Schweiz. Ein Lungenleiden, wie er Ihnen erzählen wird. Er erholte sich ausreichend, um nach Kriegsende nach Hause zurückzukehren. Ich hoffe, Sie denken daran, wenn Sie mit ihm sprechen. Er verabscheut alles, was mit dem Militär zu tun hat, und somit in Erweiterung auch die Polizei. Er wird sein Bestes tun, um Ihnen Steine in den Weg zu legen.«
    Mit kurzem Nicken wurden sie entlassen und Reid überantwortet.
    »Blount und Donovan - gleich zwei Verdächtige«, flüsterte Armitage Tilly zu, während sie einige Schritte hinter dem Butler herliefen. »Es hat sich gelohnt herzukommen!«
    »Zwei? Für mich sind es drei«, erklärte Tilly.
    »Drei?«
    »Stellen Sie sich vor, Beatrice wäre Ihre ältere Schwester«, sagte sie. »Es überrascht mich, dass Orlando so lange keinen Finger rührte.«
    »Und was stimmt nicht mit diesen Zwergen, dass sie nicht schon längst ihre Großmutter kaltgemacht haben?« Armitage grinste. »Wenn sie so böse und findig wären, wie sie angeblich sein sollen, wäre aus Oma schon längst Katzenfutter geworden.«
    »Mir fielen ein Dutzend Möglichkeiten ein, mich ihrer zu entledigen, während wir den Tee einnahmen!«, gluckste Westhorpe.
    »Lachen Sie nicht«, meinte Armitage streng. »Die alte Schachtel könnte sich sehr wohl unserer entledigt haben! Dieser Tee! Schmeckte der nun vergiftet oder was! Wie Abflussreiniger!« Er schauderte angesichts der Erinnerung.
    Joe hörte ihrem Gespräch zu und dachte bei sich, dass nichts so hilfreich war wie ein gemeinsamer Feind, um selbst aus den unversöhnlichsten Gegnern eine Allianz zu formen.
     
    Reid blieb vor einer Tür im Erdgeschoss des modernen Ostflügels stehen und klopfte zweimal leicht an.
    »Verduften Sie, Reid!«, ertönte ein klarer Befehl. »Sagen Sie der alten Schachtel, dass ich sie nicht sehen will.«
    »Die Polizei ist hier, Miss Blount. Beamte von Scotland Yard, die mit Ihnen sprechen wollen.«
    »Beamte? Wie viele Beamte?«
    »Drei, Miss Blount.«
    »Grundgütiger! Was für ein Aufgebot!«
    Die Tür öffnete sich fünfzehn Zentimeter, und ein tränenverschmiertes Gesicht unterzog sie einer Inspektion.
    »Sie kommen wohl besser herein.«
    Die Tür wurde weit geöffnet, und sie traten ein. Reid verschwand mit einem entschuldigenden Lächeln, und Joe übernahm das Steuer. »Wir bedauern, Sie zu einer derart aufreibenden Zeit stören zu müssen, Miss Blount …«
    »Dazu besteht keine Veranlassung«, unterbrach

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