Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Tote im Ritz - Ein Fall fuer Detective Joe Sandilands

Titel: Die Tote im Ritz - Ein Fall fuer Detective Joe Sandilands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Cleverly
Vom Netzwerk:
klare Stimme war beinahe musikalisch. Tief und voll klingend, aber mit einer leichten Schärfe. Sie traf auf Joes Ohr mit der verstörenden Eigenschaft einer antiken Glocke, die einen Haarriss bekommen hatte. »Sie nehmen doch Tee? Chinesischen? Mögen Sie Lapsang Souchong?«
    Armitage und Westhorpe nickten zweifelnd, und Joe, der ihr Zögern spürte, meinte fröhlich: »Ich würde indischen bevorzugen, wenn das möglich ist. Habe eine Vorliebe dafür gefasst, als ich in Bengalen war.«
    »Aber sicher. Reid, bringen Sie bitte eine extra Kanne indischen Tee für den Commander.«
    Westhorpe verdiente sich an diesem Nachmittag ihr Monatsgehalt binnen einer Stunde, fand Joe. In völliger Lockerheit ölte sie die gesellschaftlichen Räder: »Lassen Sie mich einschenken, Mrs. Jagow-Joliffe. Darf ich Ihnen ein Gebäck reichen? Was für köstlicher Honig! Vom Anwesen? Wie deliziös! Pflaumenkuchen? William, ich bin sicher, ich kann Sie zu einem Stück Pflaumenkuchen verführen?«
    Nach kurzer Anpassung an die Präsenz einer Frau ihrer eigenen Klasse, die in der höchst dubiosen Verkleidung einer Polizistin auftauchte, erlaubte sich Mrs. Joliffe, sich angesichts Tillys makellosen Manieren, ihrer heiteren Kompetenz und - nicht zuletzt - ihrer eleganten Durchführung der Teezeremonie zu entspannen. Nach ihrem improvisierten Mittagessen waren die angebotenen Süßigkeiten fast zu viel des Guten, der vor allem starke Tee war jedoch sehr willkommen. Joe fiel auf, dass Tilly in stummem Einverständnis Bills Tasse aus der indischen Kanne füllte.
    Nach dem Austausch von Höflichkeiten wandte sich Joe den Formalitäten zu. Er brachte seine Trauer angesichts ihres Verlusts zum Ausdruck und erzählte ihr die Einzelheiten vom Tod von Dame Beatrice, wobei er sie genau beobachtete. Die alte Dame war tief betrübt, aber gefasst, und er vermutete, dass eine leise brennende Wut unter der Oberfläche schwelte und ihr die Kraft gab, dieses schwierige Gespräch durchzustehen.
    »Dann wollen Sie also andeuten, dass meine Tochter ermordet wurde und zwar von jemand, der ihr bekannt war und nicht, wie Sie gestern Nacht am Telefon sagten, von einem Einbrecher?«
    »Derzeit bin ich nach allen Seiten offen, Madam, und wir müssen jede Möglichkeit in Betracht ziehen. Aber aus diversen Gründen neigen wir tatsächlich zu der Annahme, dass eine solch extreme Attacke höchstwahrscheinlich von jemandem ausgeführt wurde, der sie kannte und einen Grund zu haben glaubte, ihr zu grollen.«
    »Aber die Familiensmaragde wurden doch gestohlen, oder nicht? Haben Sie auch nur die leiseste Ahnung, was sie wert sind, Commander? Eine Menge Geld. Motiv genug, um jemand zu töten, der einen in flagranti erwischt, würde ich meinen.«
    »Das stimmt, Madam, und ich versichere Ihnen, diesen Gesichtspunkt werden wir nicht aus den Augen verlieren. In der Zwischenzeit ermittele ich aber in alle Richtungen, was Sie sicher auch von mir erwarten. Würden Sie mir daher sagen, ob es unter den Freunden und Angehörigen von Dame Beatrice jemand gab, der ihr nicht wohlgesonnen war? Der einen Groll hegte, der Hass gleichkam?«
    Mrs. Jagow-Joliffe bedachte ihn mit einem frostigen Lächeln. »Wo soll ich da anfangen, Commander? Ich liebte meine Tochter von ganzem Herzen, aber ich war nie blind gegenüber der Tatsache, dass sie viel Neid, viel Kritik erregte. Viele missbilligten die Fortschritte, die sie beim Durchtrennen der Ketten für das weibliche Geschlecht erzielte. Aber ich bin bereit, Ihre Ermittlungen abzukürzen und diesen Albtraum so schnell wie möglich hinter uns zu bringen. Wenige Stunden vor ihrem Tod hatte Bea einen heftigen Streit mit jemandem, der ihr nahestand. Meine Tochter konnte sehr unsensibel sein … nein, ich will offen sein … sie konnte nachtragend und streitsüchtig sein. Ich wusste, eines Tages würde sie zu weit gehen.«
    Sie läutete mit der Glocke, ganz in Gedanken verloren. Als der Butler erschien, sprach sie weiter. »Reid, führen Sie den Commander zu Miss Blount. Audrey Blount. Sie werden feststellen, dass Audrey Blount die Person ist, die Sie suchen. Sie können sie gleich mit nach London nehmen, wenn Sie wollen.«

8. KAPITEL
    »Audrey ist meiner Tochter gestern nach einem heftigen Streit nach London gefolgt.«
    »Ein heftiger Streit?«
    »Ich denke nicht, dass es zu Handgreiflichkeiten kam, wenn Sie das damit fragen wollen. Jedenfalls nicht bei dieser Gelegenheit. Schreien, weinen, leichte Schläge auf den Handrücken und vielleicht etwas an den

Weitere Kostenlose Bücher