Die Tote im Ritz - Ein Fall fuer Detective Joe Sandilands
es gibt … äh … bestimmte … Dinge … die Sie über sie wissen sollten, um ein klares Bild von ihr zu erlangen. Aber wie ich schon sagte, ich glaube nicht, dass ich …« Sie verstummte, errötete und gelangte dann zu einer Entscheidung. »Würde es Ihnen sehr viel ausmachen, wenn ich mit der Polizistin unter vier Augen spreche? Miss Westhorpe, nicht wahr? Ich habe das Gefühl, mit einer Frau kann ich leichter darüber reden. Würde es Ihnen etwas ausmachen, Miss?«
»Ich halte das für eine gute Idee«, meinte Westhorpe entgegenkommend. »Sir, es führt eine Tür in den Garten, und mir fiel dort draußen ein besonders schönes Beispiel für eine niederländische Gartenanlage auf. Wenn Sie und der Sergeant einen Bummel machen, dann kann ich mich so lange mit Miss Blount unterhalten. Ich denke, damit wäre den Empfindsamkeiten aller gedient.«
Amüsiert und fasziniert zugleich gab Joe nickend seine Zustimmung. Er stand auf und reichte Audrey eine Visitenkarte. »Unter dieser Adresse können Sie mich erreichen, Miss Blount. Jederzeit. Falls Sie sich an etwas erinnern, das für die Ermittlung relevant ist.« Er nickte Armitage zu, und sie schritten gemeinsam durch die Terrassentür in den Garten.
»Vielleicht weiß Sir Nevil tatsächlich, was er tut«, meinte Armitage. »Allmählich erkenne ich einige echte Vorteile, wenn man Frauen einstellt. Erspart uns das Erröten, wie Sie sagten, Sir. Ich frage mich allerdings, was um alles in der Welt sie ihr erzählen will? Äh … und gibt es eine Garantie, dass Constable Westhorpe verstehen wird, was sie zu hören bekommt?«
»Ich kenne Constable Westhorpe nicht gut, aber ich kann Ihnen versichern, falls ihr etwas, das sie hört, nicht ganz klar ist, wird sie auf einer Aufklärung bestehen«, sagte Joe. »Lassen Sie uns die Tulpen im unteren Garten bewundern. Dann folgen wir dem Blumenweg und drehen bei dem kleinen Hügel da hinten um. Vermutlich sind sie bis dahin fertig.«
»Außer die Liste an Exzessen von Dame Beatrice ist länger, als wir vermutet haben«, spottete Armitage und hob obszön eine Augenbraue.
»Vielleicht denkt Audrey, sie würde für die Rolle von Leporello vorsprechen? Rezitiert eine Liste der Indiskretionen der Donna Bea?«
»Mag sein, Sir. Mir persönlich gefällt die Oper nicht so sehr.« Armitage rümpfte die Nase. »Mord und Chaos … davon habe ich bei der Arbeit schon genug, finde ich. Ein gutes Musical ist mir tausend Mal lieber. Sie sollten sich unbedingt Lady Be Good anschauen. Hatte letzte Woche im Empire Premiere. Die übliche platte Geschichte, aber die Tanzeinlagen sind gut. Fred und Adèle Astaire.« Er fing an »Fascinating Rhythm« zu summen, schaute dabei wiederholt über die Schulter nach hinten. Überdreht, urteilte Joe. Bill konnte noch nie gut mit Untätigkeit umgehen.
Joe fiel auf, dass die Aufmerksamkeit seines Sergeants ständig von den soldatisch in Reih und Glied leuchtenden Tulpen zu den beiden hübschen Köpfen wechselte, einer hell, einer dunkel, die Seite an Seite eng beieinander auf dem Sofa saßen. Joe und Armitage schlenderten weiter und entdeckten den japanischen Wassergarten, das Sommerhaus mit dem Reetdach, das auf Stelzen in einem Teich stand, und den Rosengarten. Dann verkündete der wachsame Armitage: »Da ist sie, Sir. Der Constable winkt uns vom Fenster aus zu.«
Das fünfzehnminütige Tête-à-tête hatte Westhorpe mitgenommen. Sie war bleich und nachdenklich und machte keinen Versuch, die Unterhaltung wiederzugeben. »Ich habe nach Reid geläutet, damit er uns zum nächsten Gesprächspartner führt. Orlando wohnt da drüben in dem ältesten Teil des Hauses, im Westflügel. Da kommt Reid ja schon … Später, Sir, später!«
Reid tauchte im Sonnenschein auf, den Kopf schräg gelegt, ein angedeutetes Lächeln auf den Lippen. »Wenn Sie hier entlangkommen wollen. Gentlemen. Miss. Wir können über den Rasen gehen und Mr. Orlandos Quartier von hinten betreten.«
Bevor sie jedoch losgehen konnten, löste sich aus dem Balkenwerk der offenen Veranda, die den neuen Flügel mit dem Mittelteil des Hauses verband, eine kleine Gestalt und stellte sich ihnen entschlossen mitten in den Weg.
»Dankeschön, Reid. Sie können gehen. Ich werde unsere Gäste in den Westflügel geleiten.«
»Sehr wohl, Miss Dorcas«, meinte Reid gemessen. »Sehr rücksichtsvoll. Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?«
Das Mädchen schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. »Nun, wenn Sie etwas von dem Früchtekuchen
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