Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Tote im Ritz - Ein Fall fuer Detective Joe Sandilands

Titel: Die Tote im Ritz - Ein Fall fuer Detective Joe Sandilands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Cleverly
Vom Netzwerk:
Joliffe stand erstarrt und ungläubig, sprachlos vor Scham. Dorcas ließ den Kopf hängen, die Tränen strömten, eine Hand hielt die sich ausbreitende rote Stelle auf ihrer linken Wange. Sanft zog Joe ihre feuchte Hand zu sich und küsste förmlich die schmutzigen, kleinen Finger.
    »Du siehst aus wie eine leuchtend rote Rose, die im Juni frisch erblüht ist«, sagte er. »Mein Sergeant findet dich ›bombig‹ - was immer das heißen soll! Und jetzt, Diana, achte sorgfältig darauf, worauf du deine Pfeile richtest. Ich will nicht gerufen werden, um dich verhaften zu müssen.«
    Als er den letzten Satz sprach, traf sein Blick das trotzige Starren ihrer Großmutter. Er sah sie an, bis sie den Blick abwandte.

11. KAPITEL
    Sie waren schon am Ende der Ausfahrt, bevor einer seiner beiden Begleiter etwas sagte.
    »Hässliche Szene da drin, Sir?«, fragte Armitage und bewältigte dabei die enge Kurve zwischen den Pfeilern.
    »Nicht sehr schön«, meinte Joe bedächtig. »Traurig. Ich fürchte, Orlando hat Recht - in diesem entzückenden Haus lauert etwas Böses.«
    »Es ist Granny«, entschied Armitage. »Sie steckt hinter allem, da wette ich. Schade, dass er sie nicht einfach aus dem Bild malen kann.«
    »Stellen Sie sich vor, wie die Atmosphäre gewesen sein muss, als Beatrice noch lebte!« Westhorpe fand ihre Stimme wieder. »Die beiden zusammen! Müssen unerträglich gewesen sein. Sie haben der armen Audrey das Leben wirklich zur Hölle auf Erden gemacht.« Sie hielt zögernd inne. »Ich nehme an, Sie beide wollen jetzt unbedingt hören, was sie zu sagen hatte?«
    »Bitte ja«, ermutigte Armitage sie.
    Westhorpe räusperte sich und legte ihre Worte zurecht. »Ich nehme an, Sie beide wissen, was mit dem Begriff ›lesbisch‹ gemeint ist?«
    Der Wagen schien in eine Fahrrille zu geraten, aber der Sergeant hatte ihn schnell wieder unter Kontrolle.
    »Tja, sie ist eine. Eine Lesbierin. Laut Audrey, die in einer Position ist, in der sie das extrem gut beurteilen kann, da müssen Sie mir zustimmen.«
    Sie nickten.
    »Aber ich fürchte, das ist noch nicht alles. Mein Wissen der korrekten sexuellen Terminologie lässt mich im Stich, und ich muss mich auf meine Lektüre von Havelock Ellis verlassen, der …«
    »Reden Sie schon, Westhorpe!«, befahl Joe. »Kraftausdrücke tun es auch, wenn das alles ist, was Ihnen einfällt.«
    »Na schön. Laut Audrey, die ja vom Theater kommt und daher solche Dinge gewöhnt ist - und ich interpretiere, was sie sagte, müssen Sie wissen, ihr Vokabular ist entschieden …«
    »Westhorpe!«
    Westhorpe räusperte sich. »Dame Beatrice war ein psychosexueller Hermaphrodit.«
    »Wie bitte, Constable?« Armitage war verwirrt.
    »Sie wechselte zwischen ihren heterosexuellen Aktivitäten und einer untergeordneten, aber dennoch nachhaltig vorhandenen Neigung zu sexueller Inversion.«
    »Sir … wovon redet sie?« Armitage wandte sich an Joe.
    »Ich glaube, sie hat soeben festgestellt, dass Dame Beatrice auf beiden Ufern zu Hause war«, meinte Joe nachdenklich.
    »Drückt man das so aus?« Tilly fuhr mit ihrer Erzählung fort. »Jedenfalls hatte sie männliche Liebhaber und weibliche Geliebte.«
    Armitage war verblüfft. »Wie? Alle zur selben Zeit?«
    »Ach, das kann ich nicht sagen. Nacheinander - zweifelsohne. Gleichzeitig oder orgiastisch - wer weiß? Audrey hat sich über die prickelnden Einzelheiten nicht ausgelassen.«
    »Wie auch immer«, meinte Armitage, in dessen Stimme langsam Verstehen dämmerte, »jetzt weiß ich, warum Miss Blount sich scheute, den Deckel vor einem gemischten Publikum anzuheben. Großer Gott! Diese schmutzige, alte Teufelin! Tja, wer hätte das gedacht! Also, ich fand sie selbst sehr ansprechend. Dame Beatrice, meine ich.«
    »Wie so viele Männer«, konstatierte Westhorpe eisig.
    »Aber sie sah so … so … weiblich aus … ich meine …« Armitage kämpfte immer noch damit, die Reize von Dame Beatrice in Worte zu fassen.
    »Tja, natürlich sah sie so aus«, fauchte Westhorpe. »Ich glaube nicht, dass Frauen dieser Veranlagung sich dafür entscheiden, absichtlich unattraktiv auszusehen. Wenn Sie sich eine Monokel tragende Burlington Bertie von Bow vorgestellt haben, Sergeant, dann liegen Sie damit ganz weit daneben. Das mag im Varietee funktionieren, aber ich wette, Ella Shields schlüpft nach dem letzten Vorhang - wenn sie ihre Zigarre ausdrückt und ihr Monokel aus dem Auge flutschen lässt - in etwas Kurzes und Seidiges, um nach Hause zu ihrem Ehemann zu eilen. Ich

Weitere Kostenlose Bücher