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Die Tote im Ritz - Ein Fall fuer Detective Joe Sandilands

Titel: Die Tote im Ritz - Ein Fall fuer Detective Joe Sandilands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Cleverly
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glaube nicht, dass man Transvestismus«, sie stolperte über das Wort, »mit Inversion verwechseln sollte.«
    »Stimmt.« Joe versuchte, seine Gesichtszüge nicht entgleiten zu lassen. Er hatte das merkwürdige Bild einer Frau mit rappelkurzen Haaren und in gelbbraunen Knickerbockern vor Augen, die in den tätowierten Armen eines Unteroffiziers lag. »Sagen Sie, Westhorpe, wurden irgendwelche männliche Liebhaber erwähnt?«
    »Ihr wichtigster männlicher Liebhaber war ›der Grobian‹, wie Audrey es ausdrückte. Ein Ex-Marinemann. Dieser Donovan, den uns ihre Mutter auf einem Silbertablett serviert hat. Gut aussehend und überzeugend, laut Audrey, und er schien einen großen Einfluss auf Beatrice auszuüben. Obwohl es sehr wohl auch andersherum hätte sein können, finden Sie nicht? Sie waren angeblich eng verwickelt in dubiose Vorgänge in London. Audrey hatte jedoch keine Ahnung, um was es dabei ging.«
    »Ein Marinemann?«, sinnierte Armitage. »Einer, der es gewohnt ist, in der Takelage herumzuklettern? Der sich auch vor großen Höhen nicht fürchtet?«
    »Ich glaube nicht, dass moderne Schiffe noch viel Takelage haben«, meinte Tilly. »Das kam doch sicher seit Trafalgar aus der Mode, oder? Aber es ist einen Gedanken wert. Er sollte definitiv überprüft werden, Sir, das finden Sie doch auch?«
    »Selbstverständlich. Ich habe ihn für morgen früh exakt neun Uhr in den Yard bestellt«, sagte Joe. »Er ist laut Inspektor Cottingham der Mistkerl, der die Presse über die Ereignisse der vergangenen Nacht informiert hat. Audrey wusste nicht zufällig, dass dieser Gentleman mittlerweile als Nachtportier im Ritz arbeitet?«
    Armitage drehte sich mit einem breiten Lächeln zu Tilly. » Darum ist er Commander, Miss!«, sagte er.
    »Sagen Sie, Tilly«, erkundigte sich Joe, »Sie haben eben erwähnt, dass Sie die Werke von Dr. Henry Havelock Ellis gelesen haben. Das fasziniert mich! Seine Bücher sind legal nur für Mediziner erhältlich - und für Polizisten, die aus beruflichen Gründen ein düsteres Thema erhellen und klären müssen. Ich hatte vor zwei Jahren einen besonders erschreckenden Fall, bei dem Informationen dieser Natur für mein Verständnis der begangenen Verbrechen entscheidend waren. Ich hatte es teuflisch schwer, an die Bücher zu kommen. Wie haben Sie das fertiggebracht?«
    Er wandte sich um und sah, wie Tilly errötete. »Nicht unter der Hand, das versichere ich Ihnen, Sir. Ich habe kein Gesetz gebrochen! Mein Onkel, der Bruder meines Vaters, ist letztes Jahr verstorben. Er war Arzt und hat eine umfangreiche Bibliothek hinterlassen. Ich habe angeboten, sie zu katalogisieren und zum Verkauf vorzubereiten. Sie enthielt eine Sammlung der Arbeiten von Dr. Ellis.«
    »Aha. Die krankhaften Geschlechtsempfindungen auf dissoziativer Grundlage? Geschlechtstrieb und Schamgefühl? «
    »Unter anderen befanden sich auch diese beiden Werke in der Sammlung, Sir. Ich muss sagen, sie boten einen nützlichen theoretischen Rahmen für die praktischen Aspekte meiner Arbeit. Während meines Dienstes an den Bahnhöfen und in den öffentlichen Parks bekomme ich es oft mit Zurschaustellungen von anormalem menschlichem Verhalten zu tun, das ohne eine Hilfestellung nicht zu erklären wäre.«
    Armitage grunzte. »Als ich vierzehn war, hätte ich selbst so ein Buch schreiben können! Alles in einem Radius von zehn Metern vom Queen Adelaide Court zur Mile End Road recherchiert. Und bedenken Sie: Wir hatten nichts von diesem Transnochwas- und Inversionszeugs, von dem Sie geredet haben!«
    Joe lächelte. »Diese Kapitel sind vermutlich für die feinen Pinkel reserviert«, sagte er. Wenn sie allein gewesen wären, hätte er den Sergeant an dessen zusätzliche Recherche in Frankreich erinnert. Zweifelsohne veränderte die Anwesenheit einer Frau im Wagen, ungeachtet wie intelligent und effizient sie war, die Atmosphäre. Er schämte sich sofort für diesen Gedanken.
    »Ich brauche Zeit, um diese interessante Information zu verdauen«, meinte er verschmitzt. »Ich werde jetzt die Augen schließen und darüber nachdenken. Lassen Sie mich wissen, wenn wir die Stadt erreichen, Bill. Sie können mich dann an der Hyde Park Corner absetzen. Ich will in meinen Club und kann von dort laufen. Warum fahren Sie dann nicht zur Park Lane und bringen Tilly sicher nach Hause? Anschließend bringen Sie den Wagen zum Yard und lassen ihn dort. Ich nehme mir morgen ein Taxi. Und ich möchte Sie beide in meinem Büro sehen … sagen wir um 12 Uhr

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