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Die Tote im Ritz - Ein Fall fuer Detective Joe Sandilands

Titel: Die Tote im Ritz - Ein Fall fuer Detective Joe Sandilands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Cleverly
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Frank es mir heimzahlen will, soll mir das nur recht sein.«
    »Du neunmalkluger Heini! Ich werde dich deinem Inspektor melden, genau das werde ich tun! Ich gehe noch heute Morgen hin und erzähle denen, was du getan hast. Polizisten sollen doch Vorbilder sein.«
    »Ein solches Vorgehen würde ich dir nicht empfehlen, Edith. Hör zu, ich will dir mal was erzählen … Letzte Woche wurde einer unserer Jungs angezeigt, weil er es mit irgendeiner Nutte im Park getrieben hat. Es war am helllichten Tag, und er trug auch noch seine Uniform - na ja, zur Hälfte. Eine Menschenmenge sammelte sich. Es gab eine gewisse öffentliche Ruhestörung. Wetten wurden abgeschlossen … minderjährige Tunichtgute ermutigten ihn johlend … du kannst dir die Szene vorstellen. Und was glaubst du, ist dann geschehen? Nur ein leichter Tadel! So gesehen wird mir mein Chef einen Krug Ale ausgeben, sobald er dich mit deinem Floh im Ohr wieder weggeschickt hat. Keine gute Idee, einen Bullen zu verpfeifen, Edith. Wir halten zusammen.«
    Sie fing sich wieder und versuchte sich an einer letzten Trotzreaktion, das Gesicht vor Verdrießlichkeit hässlich verzogen. »Tja, vielleicht interessiert es sie zu hören, was du Dienstagnacht zu tun pflegst, Kumpel! Ha! Hattest keine Ahnung, dass ich das weiß, nicht? Ich dachte mir schon, dass du dir’ne Neue suchst, da bin ich dir gefolgt. Hab gesehen, wo du hingegangen bist, und hab mich ein wenig umgehört. Große Überraschung - niemand mag solche wie dich! Solche Sachen können dich in große Schwierigkeiten bringen. Jemand könnte mit einem hochroten Gesicht enden, wenn die Vorgesetzten es herausfinden. Und wie hochrot! Wie war doch gleich sein Name? Dieser Officer, den du so magst! Sandilands! Genau! Ich gehe zum Yard und plausche mit ihm !«
    Ihr höhnisches Lachen endete abrupt, als sich Armitage über das Bett beugte. Mit einer raschen Bewegung riss er die Decke weg und starrte auf sie herab, während sie sich hilflos krümmte und ihr rosa Nachtkleid an sich presste. Seine Stimme war leise, höflich und absolut eisig. »Du solltest nicht versuchen, so große Töne zu spucken, Edith. Das könnte nämlich das letzte, unwillkommene Geräusch sein, das du je machen wirst.«
     
    Armitage schluckte mühsam seine Wut und seinen Ekel herunter. Er stieg in seine Kleider und begab sich zu den russischen Dampfbädern an der Brick Lane, um die Bitterkeit der letzten Nacht wegzuwaschen. Dort würde mittlerweile geöffnet sein. Wenn er sich gründlich gereinigt hatte, würde er nach Hause gehen und etwas Passendes für seinen Auftrag an diesem Morgen anziehen. Er würde seine nächsten Schritte durchgehen, die Anweisungen von Sandilands buchstabengetreu ausführen, und das würde absolut gar nichts bringen. Armitage wusste genau, wohin dieser Fall steuerte.
    Er schnitt eine Grimasse, als er sich an wechselvolle Schulstunden in einem trostlosen, viktorianischen Gebäude einige Straßen von hier entfernt erinnerte. Sein bester Freund, der ebenfalls in seine Klasse ging, war ein ganz besonderes Kind gewesen. Schlau war noch untertrieben. Besonders, was Rechnen anging. Er wusste die Antwort immer in Sekundenschnelle. Im Kopf. Er musste es nicht einmal auf seiner Tafel ausrechnen. Eines Tages rief er die Antwort auf eine Aufgabe, noch bevor der Lehrer damit fertig war, sie an die Tafel zu schreiben. Der Lehrer war herumgewirbelt, rot vor Wut, und beschuldigte Dickie zu mogeln. Er rief ihn zur Tafel, um zehn Schläge mit dem Lineal auszuteilen. Armitage hatte protestiert. »Aber Sir! Das ist nicht fair! Woher sollte er denn die Antwort haben? Keiner von uns kennt sie!«
    Daraufhin musste er wie Dickie nach vorn kommen und bekam ebenfalls zehn Hiebe, wegen Anmaßung. Armitage ballte die Fäuste. Es tat immer noch weh. Aber damals hatte er eine wertvolle Lektion gelernt, von der sein Lehrer keine Ahnung hatte. Niemals den Anschein vermitteln, als wisse man mehr als der Chef. Immer einen Schritt hinter ihm bleiben und ihm nur über die Schulter schauen. Lass ihn denken, er habe die Nase vorn, und sag ihm, wie klug er doch ist, wenn er am Schluss auf die Lösung kommt. Das mochte etwas länger dauern, aber wenigstens geriet man so nicht in Schwulitäten.
    Er fragte sich, ob er das Thema seiner Dienstagnachtaktivitäten gegenüber Sandilands erwähnen sollte. Wahrscheinlich war es besser, wenn Sandilands es aus seinem Munde hörte. Direkt, ehrlich, ohne etwas zu verbergen. Das kam beim Commander am besten an. Sandilands

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