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Die Tote im Ritz - Ein Fall fuer Detective Joe Sandilands

Titel: Die Tote im Ritz - Ein Fall fuer Detective Joe Sandilands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Cleverly
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mit Ihnen - aber seien Sie doch vernünftig, Mann! Wir leben in merkwürdigen Zeiten. Das Land ähnelt einem Preisboxer, der in der letzten Runde beinahe zu Boden geschlagen wurde, aber weiß, er muss zügig wieder auf die Beine kommen, um seinen Titel zu verteidigen, auch wenn er sich noch nicht richtig erholt hat. Es gibt Menschen, die glauben, der Fehdehandschuh sei bereits geworfen worden.«
    »Es gibt aber auch nicht wenige, die glauben, der echte Feind sei mitten unter uns. Die Gewerkschaften, der Streik, den sie für nächste Woche androhen. Könnte zu einer Panik und zu Hexenjagden führen … Die Leute könnten anfangen, ihre Nachbarn zu denunzieren. Könnte schmutzig werden. Wieder ein Bürgerkrieg? Dieses Mal mit der Trennlinie zwischen den Klassen? Wir hatten hier nie eine Revolution wie die Franzosen«, meinte Armitage düster.
    »Haben Sie diese Woche die Nachrichten aus dem Parlament gehört? ›Rigorose Maßnahmen‹ wurden vorgeschlagen, um den roten Neigungen in den Streitkräften Seiner Majestät entgegenzuwirken. Offenbar läuft die Loyalität der Armee und der Marine Gefahr, unterminiert zu werden von etwas, was die Parlamentarier als die ›gerissenen und teuflischen Wege der Kommunisten‹ bezeichnen. Als Nächstes werden sie sich die Polizei vornehmen … ich glaube sogar, wir stehen bereits unter Beobachtung. Und mir missfallen die unbeherrschten, schwülstigen Reden, die in den Zeitungen abgedruckt werden. Sehen Sie sich nur den Mirror von heute an, Bill! Haarsträubend!«
    Er schob sein Exemplar der Zeitung über den Schreibtisch. »Ich teile nicht oft Ratschläge aus«, meinte Joe, »aber … Sie sollten es bleiben lassen, Bill. Lassen Sie es gut sein. Geben Sie denen kein Futter. Verbringen Sie Ihre Dienstagabende in der Kneipe oder im Kino. Es ist keine gute Idee, die Aufmerksamkeit der Staatssicherheit auf sich zu lenken.«
    Er beobachtete Armitages Gesicht genau, als er die Staatssicherheit erwähnte. Der politische Arm der Polizei überbrückte die Lücke zwischen der Kripo und dem Geheimdienst, und wenn jemand ein ungesundes Interesse am Sergeant hatte, dann die Staatssicherheit.
    Was er in dem gut aussehenden Gesicht sah, war jedoch nicht Panik oder Misstrauen, sondern überraschenderweise Besorgnis. Bill grinste und schüttelte den Kopf. »Und ich würde niemals Ihnen einen Rat geben, Captain, aber dieses eine Mal möchte ich sagen: Lassen Sie die Finger von dem Fall. Ich weiß, wie Sie denken. Die Worte ›Bluthund, der die Witterung aufgenommen hat‹ fallen mir da spontan ein. Lassen Sie es gut sein, Sir!«
    Sie lächelten einander an und schüttelten sich die Hände.
    »Schicken Sie bitte Westhorpe herein.«
     
    Der Ratschlag von Armitage hallte immer noch unbeachtet in seinen Ohren. Joe lächelte charmant und fragte forsch: »Tilly, haben Sie zufällig heute Abend noch nichts vor?«
    Auf der Hut erwiderte sie: »Ehrlich gesagt, bin ich heute Abend tatsächlich frei - unter den veränderten Umständen, Sir.«
    »Hervorragend! Also gut. Warum schlüpfen Sie nicht in Ihre feinen Fummel, und ich führe Sie zum Abendessen mit Tanz aus? Wir lassen das Parkett im Embassy erglühen!«

14. KAPITEL
    Joe wurde von dem plötzlichen, erstaunten Blick, mit dem sie ihn bedachte, förmlich an seinen Stuhl genagelt. Eine Sekunde später wurde das Erstaunen durch Erheiterung ersetzt, und sie erwiderte kokett unter heftigem Einsatz flatternder Lider: »Aber Sir! Das kommt so plötzlich!«
    Dann fragte sie wissend: »Wen beschatten wir? Monty?«
    »Genau den! Ich habe offiziell nicht länger die Erlaubnis, mich mit diesem Burschen zu unterhalten, darum müssen wir einen anderen Weg finden.«
    »Können Sie denn sicher sein, dass er heute Abend ins Embassy kommt?«
    »Nein, sicher bin ich mir nicht. Inspektor Cottingham hat herausgefunden, dass er seine Abende für gewöhnlich in Nachtclubs verbringt, und das Embassy ist sein Lieblingsclub, aber …«
    Ihr Blick wanderte zum Telefon. »Haben Sie eine Leitung nach draußen?«
    »Ja, natürlich.«
    »Darf ich?«
    Sie zog ein Notizbuch aus ihrer Handtasche und blätterte es durch, dann nahm sie den Hörer zur Hand und bat das Fräulein vom Amt mit förmlicher Stimme, sie mit der Nummer zu verbinden, die sie vorlas. Einige Augenblicke später hörte Joe zu seiner Überraschung, wie sie mit der atemlosen Stimme einer sehr jungen Frau fragte: »Hallo? Jenkins? Joanna hier. Hören Sie, ich habe doch glatt vergessen, wohin mich Monty heute Abend

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