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Die Tote im roten Cadillac

Die Tote im roten Cadillac

Titel: Die Tote im roten Cadillac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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das ist mir gerade vorhin eingefallen. Die Andersons werden heute sicherlich schon alle in Schwarz herumlaufen. Aber davon wird Olivia leider auch nicht wieder lebendig.«
    Wir fuhren den gleichen Weg, den ich am Abend zuvor gefahren war, als ich Olivia treffen wollte.
    Als wir die La Tuna Road entlangfuhren und an die Stelle kamen, an der der rote Cadillac mit dem toten Mädchen gestanden hatte, ließ ich Eddie anhalten.
    »Hier ist es gewesen«, sagte ich.
    Wir stiegen aus, und ich zeigte Eddie, wo der Cadillac und wo mein Wagen gestanden hatte. Ich beschrieb ihm noch einmal alles so, wie es gewesen war, und ich sagte ihm, daß ich in dem Wagen nichts gefunden hatte, was mir irgendeinen Anhaltspunkt hätte geben können. Etwas trieb mich, die Straße abzusuchen, Zentimeter für Zentimeter, und es war mir, als müsse ich irgend etwas finden. Dann aber sagte ich mir, während ich noch immer auf die Straße starrte, daß mein Suchen zwecklos war. Wenn es hier etwas zu finden gegeben hatte, dann hatten es die Cops gefunden.
    »Kannst du nicht laut denken?« hörte ich Eddie fragen. »Ich möchte doch mal wissen, was so im Hirn eines Sherlock Holmes vor sich geht.«
    Ich stützte mich auf die offene Tür seines Wagens.
    »Ich habe irgend etwas gesucht, nichts Bestimmtes, aber ich habe nichts gefunden. Außerdem überlege ich, wie es wohl gewesen sein mag: Olivia ist hierhergefahren, um auf mich zu warten. Der Mörder kann ihr gefolgt sein, oder er wußte von der Verabredung. Eine andere Möglichkeit ist, daß sie den Mörder in ihrem Wagen mitgenommen hat. In beiden Fällen muß man annehmen, daß sie ihn gut kannte... Weißt du, wann sie von zu Hause wegfuhr?«
    »Keine Ahnung. Ich kam ja erst viel später hin.«
    »War deine Frau die ganze Zeit zu Hause?«
    Er winkte lachend ab.
    »O je! Wenn du sie einmal mit ihrer Migräne gesehen hättest, würdest du nicht so harmlos fragen. Wenn Grace Migräne hat, dann gleicht dies etwa einem schweren Anfall von Pest oder Cholera, und dann ist sie feste am Sterben. An diesen Tagen gibt es kaum etwas, was sie aus dem Bett, und nichts, was sie aus dem Haus bringt.«
    »Weißt du das ganz bestimmt? Warst du diesen Abend die ganze Zeit über zu Hause?«
    »Ich war zwar nicht zu Hause, aber ich weiß es ganz genau; ich kenne doch meine gute alte Grace!«
    »Wie standen denn Grace und Olivia miteinander, und wie steht Grace mit Audrey?«
    Er dachte ein Weilchen nach, ehe er sagte:
    »Ich weiß nicht genau, ob Grace die beiden anderen bewundert oder beneidet. Sie merkt es wohl, daß Olivia und Audrey mehr auf dem Kasten haben als sie, und es kann schon sein, daß sie das ab und zu wurmt. Andererseits war sie doch immer recht zufrieden, daß sie es vor den beiden geschafft hatte, verheiratet zu sein. Darum wurde sie wiederum von Olivia und Audrey beneidet. Im Grunde genommen aber glaube ich, daß sie sich mit Olivia ganz gut verstanden hat, und Audrey nimmt sie noch nicht für voll. Audrey ist für sie immer noch das kleine Schwesterchen, trotz der paar handfesten Skandale, die Audrey schon hinter sich hat. Sie hält das ja alles nur für böswilliges Geschreibsel einiger bestochener Zeitungsleute. Glaubst du etwa ernstlich, daß Grace irgendwie damit zu tun haben könnte?«
    »Warum nicht? Eine Menge Mädchen haben ihre Schwestern umgebracht. Und ich habe in solchen Fällen meine eigene Theorie.«
    »Und die ist?«
    »Die meisten Leute, die sich mit solchen Dingen befassen, suchen unter einem Haufen Leute einen Mörder. Ich mache es umgekehrt: ich halte zunächst einmal alle für Mörder und suche mir die heraus, die absolut unschuldig sein müssen. Hierdurch habe ich den Vorteil, einen anfangs sehr großen Personenkreis immer mehr zusammenschmelzen zu sehen, und zum Schluß bleibt mir, wie bei einem chemischen Experiment, der Mörder in der Retorte.«
    Ein Polizeiwagen kam uns langsam entgegen. Die beiden Polizisten äugten zu uns herüber, der Wagen schien stoppen zu wollen, fuhr aber dann doch weiter.
    Eddie deutete auf den Sitz neben sich.
    »Wollen wir nicht weiterfahren? Wir können dieses interessante Gespräch doch auch unterwegs fortsetzen. Womöglich fallen wir hier noch unangenehm auf.«
    Ich machte keine Anstalten, einzusteigen. Weiß Gott, was es war, irgend etwas hielt mich noch hier fest, an dem Platz, wo Olivia erschossen worden war.
    Eddie starrte mich beunruhigt an.
    »Hast du noch was in Hinterhand? Bin ich selber vielleicht auch noch in deiner

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