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Die Tote im roten Cadillac

Die Tote im roten Cadillac

Titel: Die Tote im roten Cadillac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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immer Unheil an, wenn sie die Polizei erwischt. Aber es ging nicht mehr: McGorvyn hatte sie schon.«
    »So war das also«, sagte ich nachdenklich. »Und wer war außer Audrey noch in der Nähe?«
    »Danach hab’ ich mich auch sofort umgesehen. Aber es waren mindestens fünfzehn Leute. Lloyd war da, Robby auch, und noch ein paar andere — wie das eben so ist, wenn’s in einer Gesellschaft einen umhaut.«
    »Aber komisch ist es doch, nicht?« beharrte ich. »Nicht nur, daß es einer gesehen haben muß, sondern daß er es auch der Polizei sagte. Er muß doch ein Interesse daran haben — sonst drückt man sich doch gerade vor solchen Sachen... Hat die Polizei alle vernommen?«
    »Ach wo. Die waren buchstäblich nur scharf auf dich. Ja — ein paar Fragen stellten sie, mehr der Form halber, und vor allem wollten sie auch über Olivia verschiedenes wissen. Wann sie am Abend weggefahren sei, wohin und so weiter. Ich weiß das nicht so genau, weil ich fast immer bei dir war.«
    Ich blickte auf meine Uhr. Es war halb elf.
    »Gehen wir«, sagte ich. »Ich muß meine kärgliche Zeit ausnützen, sonst verhaften sie mich womöglich noch, ehe ich dazu bereit bin. Dieser McGorvyn braucht, scheint mir, wieder mal einen Erfolg, und er wird sich das nicht schwerer machen, als es sein muß.«
    Als wir meine Wohnung verließen, entdeckte ich einen Brief im Kasten. Ich konnte mich nicht erinnern, ihn schon vorher gesehen zu haben, aber es konnte genausogut sein, daß ich nur nicht darauf geachtet hatte. Ich nahm ihn aus dem Kasten und steckte ihn ein. Es stand kein Absender darauf. Und dann entdeckte ich noch etwas.
    »Die haben doch ganz bestimmt sofort eine Haussuchung bei mir gemacht«, sagte ich mehr zu mir selbst. »Ob sie beim Portier die Schlüssel geholt haben, oder ob sie ...«
    Ich bückte mich und leuchtete das Türschloß mit meinem Feuerzeug an. Dann richtete ich mich wieder auf.
    »Wachs«, sagte ich. »Irgend jemand hat an dem Schloß mit Wachs herumgefummelt, also braucht jemand einen Nachschlüssel. Wird immer gemütlicher, was?«
    Er ging kopfschüttelnd neben mir her zum Lift. Er war sichtlich bedrückt. Ich legte ihm meine Hand auf die Schulter.
    »Es ist nicht das erstemal, daß ich in einer Klemme sitze, und es wird hoffentlich auch nicht das letztemal sein. Wenn ich wüßte, wer hier mit Wachs gearbeitet hat, dann wäre ich von Olivias Mörder sicher nicht mehr weit entfernt.«
    »Meinst du wirklich?« fragte er sichtlich beeindruckt. »Also mich würde das, ehrlich gesagt, nervös machen.«
    Ich lachte bitter auf.
    »Mich macht es auch nervös. Aber zu irgendwas müssen die Nerven ja gut sein, nicht?«
    Unten fragte ich den Portier aus. Ja, die Polizei sei dagewesen, erzählte er. Offenbar hatten ihm die Cops nicht gesagt, was vorlag, und diese Art von Besuch war ihm an sich nichts Neues. Er hatte ihnen die zweiten Schlüssel gegeben. Sie waren es also sicher nicht gewesen, die mit Wachs gespielt hatten.
    Wir bestiegen den Wagen und fuhren weiter. An der Ecke Keystone Street hielt Eddie und sagte:
    »Warte einen Moment, ich bin gleich wieder da.«
    Ich zündete mir eine Zigarette an und stieß nachdenklich den Rauch vor mich hin. Da war noch ein Punkt, über den ich mir nicht im klaren war. Warum hatten sie mir diese vertrackte Schneiderquittung aus der Tasche genommen, und warum hatte McGorvyn so geheimnisvoll damit getan? Schließlich ist die Quittung eines Schneiders über einen erweiterten Bund und einen aufgebügelten Anzug nicht von vornherein ein Indizienbeweis, mit dem man einen Mörder überführen könnte. Moment — einen Anzug auf bügeln? Jetzt fiel mir ein, daß von einem Anzug ja gar nichts auf der Quittung gestanden hatte! Es hätte also auch ein Damenkostüm sein können, bei dem der Rockbund weiter gemacht worden war, und es hätte sehr gut sein können, daß dieser Zettel Olivia selbst gehört hatte. Wenn dies wirklich der Fall war, und der Leutnant hatte das herausgebracht, dann allerdings mußte es ihm sehr merkwürdig vorkommen, daß ich diesen Wisch in meiner Tasche hatte.
    Meine Gedanken wurden von Eddie unterbrochen, der über die Straße herüberkam. Er hatte sich nun eine schwarze Krawatte umgebunden, und an seinem linken Oberarm trug er eine breite, schwarze Binde, wodurch irgendeine entfernte Ähnlichkeit mit einem Funktionär auf einer Massenveranstaltung entstand. Er setzte sich neben mich ans Steuer und sagte:
    »Ich hätte vielleicht auch einen dunklen Anzug anziehen sollen —

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