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Die Tote im roten Cadillac

Die Tote im roten Cadillac

Titel: Die Tote im roten Cadillac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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vorgezogen, ihn selbst bei mir einzuwerfen.
    Es war ein billiger Umschlag, der mir nichts verriet und der weder nach Parfüm noch nach sonst was roch.
    Ich riß ihn auf und nahm einen weißen Bogen heraus, wie er gewöhnlich für Schreibmaschinenbriefe verwendet wird, ohne Wasserzeichen. Er enthielt nur wenige Sätze:

»Wenn Es Sie interessiert, wer Ihnen dem Luger hingeschoben hätt, trinken Sie heut um 15 uhr einen Whisky in Camillo’s Inn, Hollywood Boulevard.
(keine Fingerabtrücke!!!) «

    Die Fehler konnten auf einen ungeübten Schreiber hinweisen, konnten aber auch absichtlich gemacht worden sein. Der Anschlag der einzelnen Buchstaben war unregelmäßig, doch auch das sagte nicht viel.
    Da war also jemand tatsächlich bemüht, mir aus der Patsche zu helfen! Weil ich aber bisher nur wenige praktische Beispiele selbstloser Nächstenliebe aus der Nähe kennengelernt hatte, glaubte ich schon jetzt zu wissen, worauf das alles hinauslaufen würde.
    Ich steckte den Brief wieder ein und hörte, wie hinter mir eine Tür geöffnet wurde.
    Lloyd Webster winkte mir. Er machte ein so verdattertes Gesicht, daß ich Mühe hatte, ernst zu bleiben.
    »Na?« sagte ich, »sie ist wohl geradezu versessen darauf, mit mir zu sprechen, wie?«
    »Ja, es scheint so. Ich kann mir da keinen Vers drauf machen.«
    Ich grinste.
    »Zum Dichter muß man geboren sein, Mister Webster.«
    Er führte mich durch einen großen Wohnraum in ein kleineres Zimmer, eine Art Damensalon.
    In der dunkelsten Ecke thronte Mrs. Lydia Anderson. Sie war von oben bis unten so schwarz wie ein englischer Regenschirm. Geldleute haben nun einmal für alle Fälle die angemessene Garderobe griffbereit im Schrank hängen.
    »Guten Tag«, sagte ich.
    Sie nickte mir gnädig zu. Ihr Gesicht war nicht mehr ganz so schön wie vergangene Nacht, aber immer noch sehr schön. Vermutlich hatte sie mit einer rohen Zwiebel für den notwendigen schmerzlichen Ausdruck gesorgt.
    »Ich glaube«, sagte sie, »ich habe Sie schon einmal gesehen?«
    »Ich glaube auch, gnädige Frau. Wir haben uns gestern abend sehr angeregt unterhalten.«
    »Ach ja!« sagte sie. »Mister Rodney, nicht?«
    »Nicht ganz. Ich heiße immer noch Randy Scott.«
    »Natürlich! Ja natürlich! Jetzt erinnere ich mich wieder genau. Sie sind der Vorstand vom Limehouse Club, nicht wahr?«
    »Nein, gnädige Frau — ich bin Detektiv.«
    »Richtig«, sagte sie und zeigte zwei bis drei von ihren Jacketkronen. »Ich bin heute ganz durcheinander.«
    »Sie wollten mit mir sprechen, Mrs. Anderson, und zwar über einen Diebstahl. Hat Ihnen das Mister Webster nicht gerade gesagt?«
    »Ach ja!« rief sie. »Natürlich hat er mir das erzählt. Aber ich hatte ihm gar nicht richtig zugehört. Es fällt mir furchtbar schwer, mich heute zu konzentrieren.«
    »Das macht nichts«, bemerkte ich und wandte mich an Webster, der schräg hinter mir stehengeblieben war: »Ich würde gern allein mit Mrs. Anderson sprechen.«
    Webster schaute sie fragend an. Ich hatte sogar das Gefühl, als ob eine Drohung oder eine Beschwörung in seinem Blick verborgen war. Sie nickte aber nur gelangweilt.
    »Ist gut, Lloyd — Sie können uns ruhig allein lassen.«
    Webster zuckte mit den Schultern und drehte sich auf dem Absatz um. Ich wartete, bis er draußen war, und dann sagte ich:
    »So — und jetzt können wir ruhig aufhören, Theater zu spielen. Wann sind Ihnen die fünftausend Dollar gestohlen worden?«
    »Vorgestern nachmittag«, sagte sie. »Oder vorvorgestern. Ich weiß es nicht mehr genau. Aber woher wissen Sie davon?«
    »Miss Olivia war bei mir. Sie sagte mir, Sie hätten Mister Webster in Verdacht.«
    »Ach Gott, das arme Kind! Wenn ich das geahnt hätte, wäre ich still gewesen. Was sind schließlich schon fünftausend Dollar? — Man sagte mir, die Polizei hätte den Mörder schon verhaftet.«
    »Nur halb, gnädige Frau, die andere Hälfte steht hier vor Ihnen. Aber lassen wir das mal aus dem Spiel. Olivia hat mich gebeten, herauszufinden, wer das Geld wirklich gestohlen hat, denn sie glaubt nicht, daß es Webster gewesen ist.«
    Ich war bei den letzten Worten rückwärts zur Tür gegangen, dann riß ich sie plötzlich auf. Der Diener fuhr erschrocken zurück. Ich wandte mich an Mrs. Anderson.
    »Geben Sie ihm bitte einen Auftrag, der eine halbe Stunde in Anspruch nimmt — oder wünschen Sie ihn als Zeugen? Dann könnte er es sich hier drinnen bequem machen.«
    »Geoffrey!« rief sie mit auffallender Schärfe in ihrer sonst ganz

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