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Die Tote im roten Cadillac

Die Tote im roten Cadillac

Titel: Die Tote im roten Cadillac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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der ungefähr zwanzig verschiedene Puppen herumlagen; überhaupt waren überall im Zimmer Puppen. Sie saßen auf den Stühlen, in den Sesseln und hingen an den Wänden herum.
    Grace empfing mich auf einer Halbcouch liegend, mit vielen Kissen hinter dem Rücken. Ich fand keine Ähnlichkeit zwischen ihr und ihrer toten Schwester Olivia.
    »Entschuldigen Sie vielmals, gnädige Frau«, sagte ich, »daß ich Sie heute so früh störe, noch dazu, wo Sie sich nicht wohlfühlen. Ich muß aber dringend mit Ihnen sprechen. Es handelt sich um Olivias Tod.«
    Ich war überrascht, wie jung sie aussah; viel jünger noch als Zweiundzwanzig. Sie war hübsch, aber von jener unpersönlichen, hübschen Ausdruckslosigkeit, wie man sie von Kinoplakaten her kennt.
    Ihr Haar hatte ungefähr das gleiche Dunkelblond wie das von Olivia, war aber länger und sanft gewellt. Überhaupt machte Grace einen sehr sanften Eindruck. Ihre braunen Augen glänzten feucht.
    »Ich weiß«, nickte sie müde. »Sie sind Detektiv.«
    »Ja.«
    »Eddie erzählte mir schon viel von Ihnen. Schade, daß er nicht da ist, aber er mußte heute unbedingt zur Stadt, um einige dringende Geschäfte zu erledigen.«
    »Eddie war sehr nett zu mir«, bemerkte ich. »Er hat mir vorgestern geholfen, als man mich betäubt hatte... Es tut mir so leid, Mrs. Carson, daß Olivia sterben mußte. Sicherlich hatten Sie Olivia sehr gern.«
    Sie war eine schlechte Schauspielerin. Ich sah, daß in ihren Augen ein Feuer aufglomm, über dessen Bedeutung ich mir nicht im Zweifel war. Sie sagte:
    »O ja — wir haben uns sehr gut verstanden.«
    »Trotzdem«, fuhr ich fort, »waren Sie eifersüchtig auf Olivia.«
    »Wieso?« fuhr sie auf. »Wie kommen Sie dazu, derartige Behauptungen aufzustellen?«
    »Ich tue seit vorgestern nichts anderes, als in der Familiengeschichte der Andersons herumzuwühlen, und da ist mir einiges aufgefallen. Sie brauchen aber keine Sorge zu haben: ich halte dicht.«
    Sie legte die Hand vor die Augen und machte ein leidendes Gesicht.
    »Ich bin sehr krank«, sagte sie. »Es wäre mir lieber, Sie würden mich jetzt allein lassen.«
    »Das glaube ich schon, aber ein wenig werden Sie mich noch ertragen müssen. Wo waren Sie vorgestern abend, als die Party bei Andersons stattfand?«
    »Hier zu Hause natürlich, ich war doch krank.«
    »Geben Sie’s endlich auf, mich anzulügen, Mrs. Carson. Ihr Mädchen sagte mir, Sie wären nicht dagewesen.«
    Dieser Schuß, mit verbundenen Augen in die Gegend gefeuert, ergab einen Volltreffer. Grace zischte wie eine überraschte Schlange.
    »Ich werde sie hinauswerfen! Sie kann das gar nicht behaupt ten, weil sie...«
    »Sprechen Sie ruhig weiter«, ermunterte ich sie. »Sie hatten Ihr Mädchen fortgeschickt, nicht wahr? Merkwürdig für eine Kranke, finde ich.«
    Nun stand die nackte Angst in ihrem Gesicht.
    »Nein, nein!« rief sie. »Ich war hier.«
    »Das ist zwar nicht die Wahrheit«, sagte ich ruhig, »aber lassen wir’s mal dabei bewenden; so wichtig ist das ja auch nicht.«
    »Was wollen Sie denn von mir? Ich hab’ doch mit der ganzen Sache überhaupt nichts zu tun! Fragen Sie doch Eddie, wenn Sie etwas wissen wollen!«
    »Ach«, sagte ich so nebenbei, »Eddie hat mir schon eine ganze Menge erzählt. Könnte ich mal Ihre Bankauszüge sehen?«
    »Meine Bankauszüge? Was gehen Sie denn meine Bankauszüge an? Gehen Sie jetzt, ich habe keine Lust mehr, Ihnen irgendeine Frage zu beantworten.«
    »Es kommt nicht drauf an, ob Sie Lust haben oder nicht. Ich stelle meine Fragen, und Sie werden sie beantworten. Wo sind die Bankauszüge?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte sie trotzig. »Ich habe sie nicht.«
    »So — Sie haben sie nicht?«
    »Nein, ich habe sie nicht. Ich habe mich nie darum gekümmert.«
    »Wollen Sie damit sagen, daß Sie alles Geschäftliche Eddie überlassen haben?«
    »Ja, genau das!«
    »Gut«, nickte ich nachgiebig. »Lassen wir das auch. Ich kann das später mit Eddie regeln. Aber Sie wissen doch, daß Olivia zwei Millionen auf der Bank hatte, und daß Sie davon die Hälfte bekommen?«
    »Pah!« machte sie verächtlich. »Darauf sind wir doch nicht angewiesen!«
    »Weiß ich — weiß ich! Aber eine Million ist eine Million. Sind Sie ganz sicher, daß Sie nicht darauf angewiesen sind?«
    »Ich verstehe nicht, was Sie damit sagen wollen. Wir haben weiß Gott Geld genug. Und jetzt wünsche ich, daß Sie mich endlich allein lassen. Die Tatsache, daß Sie Eddies Freund sind, berechtigt Sie noch nicht, so mit mir

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