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Die Tote in der Bibliotek

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Titel: Die Tote in der Bibliotek Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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werden. Aber keine Sorge, am Ende werden wir die Wahrheit finden.»
    «Wo – wo ist sie?», fragte Mrs. Reeves. «Kann ich zu ihr?»
    Wieder wechselte Superintendent Harper einen Blick mit ihrem Mann.
    «Der Amtsarzt kümmert sich um alles. Ich würde vorschlagen, Ihr Mann kommt jetzt mit mir und erledigt die Formalitäten. Versuchen Sie sich bitte in der Zwischenzeit an alles zu erinnern, was Pamela gesagt hat. Vielleicht gab es etwas, das Sie nicht weiter beachtet haben, das aber Licht in die Sache bringen kann. Sie wissen schon: ein beiläufiges Wort, ein Satz… Damit würden Sie uns sehr helfen.»
    Auf dem Weg zur Tür zeigte Reeves auf eine Fotografie und sagte: «Das ist sie.»
    Harper betrachtete das Bild aufmerksam. Es zeigte ein Mädchen mit Zöpfen und ernstem Gesicht inmitten einer Gruppe von Hockeyspielerinnen. Ein nettes Kind, dachte er. Bei dem Gedanken an die verkohlte Leiche wurde sein Mund zu einem schmalen Strich, und er schwor sich, dass der Mord an Pamela Reeves nicht in die Reihen der ungelösten Rätsel Glenshires eingehen würde. Ruby Keene, so seine persönliche Meinung, mochte ihr Schicksal herausgefordert haben, bei Pamela Reeves lagen die Dinge völlig anders. Ein nettes Kind, wie er nur je eines gesehen hatte. Er würde nicht ruhen, bis er ihren Mörder zur Strecke gebracht hatte.

Elftes Kapitel

I
     
    E inige Tage später saßen sich Colonel Melchett und Superintendent Harper an Harpers großem Schreibtisch gegenüber. Der Superintendent war nach Much Benham gekommen, um sich mit Melchett zu beraten.
    «Tja», sagte Melchett, «wir wissen, wo wir stehen – oder besser, wo wir nicht stehen!»
    «Letzteres trifft es wohl genauer, Sir.»
    «Wir haben zwei Tote in Betracht zu ziehen. Zwei Morde. Ruby Keene und das Kind Pamela Reeves. Bis zur Unkenntlichkeit verbrannt, das arme Mädchen, aber der Vater hat den Schuh einwandfrei identifiziert, und dann ist da noch der Knopf von ihrer Pfadfinderuniform. Vertrackte Sache, Superintendent.»
    «Da haben Sie Recht, Sir», sagte Superintendent Harper leise.
    «Nur gut, dass sie mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit bereits tot war, als der Wagen in Brand gesteckt wurde. Dafür spricht ihre Position quer über dem Sitz. Vermutlich ein Schlag auf den Kopf. Das arme Kind.»
    «Oder sie ist erwürgt worden», sagte Harper.
    Melchett sah ihn durchdringend an. «Meinen Sie?»
    «Nun ja, Sir, solche Mörder gibt es.»
    «Ich weiß. Ich war bei den Eltern – die Mutter ist völlig verzweifelt. Verdammt schmerzhaft, die ganze Sache. Der Punkt, den wir zu klären haben: Besteht zwischen den beiden Morden ein Zusammenhang?»
    «Auf jeden Fall, würde ich sagen.»
    «Ich auch.»
    Der Superintendent zählte die Argumente an den Fingern auf: «Pamela Reeves war bei einem Pfadfinderinnentreffen in den Danebury Downs. War nach Aussagen ihrer Kameradinnen in ganz normaler, guter Stimmung. Hat danach nicht, wie geplant, mit dreien von ihnen den Bus nach Medchester genommen. Wollte in Danemouth noch zu Woolworth und dann von dort aus nach Hause. Die Hauptstraße von den Downs nach Danemouth macht einen weiten Bogen über die Dörfer. Pamela Reeves hat eine Abkürzung genommen, über zwei Wiesen, einen kleinen Pfad und einen Feldweg, auf dem sie nicht weit vom Majestic nach Danemouth kommen musste. Er führt westlich am Hotel vorbei. Möglicherweise hat sie da etwas gehört oder gesehen – irgendetwas im Zusammenhang mit Ruby Keene –, das dem Mörder hätte gefährlich werden können, zum Beispiel dass er sich für elf Uhr mit Ruby Keene verabredet hat. Als er merkt, dass dieses Schulmädchen alles mitbekommen hat, muss er sie zum Schweigen bringen.»
    «Das würde voraussetzen», sagte Colonel Melchett, «dass der Mord an Ruby geplant war und nicht im Affekt begangen wurde.»
    Superintendent Harper nickte.
    «So war es wohl auch, Sir. Es sieht zwar nicht danach aus – eher nach spontaner Gewaltanwendung in einem Ausbruch von Leidenschaft oder Eifersucht –, aber ich komme immer mehr zu der Überzeugung, dass wir’s mit vorsätzlichem Mord zu tun haben. Ich wüsste nicht, wie der Tod der kleinen Reeves sonst zu erklären sein sollte. Wäre sie Zeugin des Verbrechens selbst geworden, das etwa um elf begangen wurde, müsste man sich fragen, was sie mitten in der Nacht in der Gegend des Majestic zu suchen hatte. Ihre Eltern haben doch schon um neun angefangen, sich Sorgen zu machen, weil sie nicht kam.»
    «Die andere Möglichkeit wäre, dass sie sich

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