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Die Tote ohne Namen

Die Tote ohne Namen

Titel: Die Tote ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Das war am späten Nachmittag.«
    »Und was kam von CAIN?«
    »CAIN hat sich sehr schnell mit unserem VICAP-Terminal in Verbindung gesetzt und weitere Informationen angefordert. « »Erinnern Sie sich, was genau für Informationen verlangt wurden?«
    Sie dachte einen Moment lang nach. »Tja, warten Sie. Er interessierte sich für die Verstümmelung, wollte wissen, an welchen Körperteilen die Haut entfernt worden war und mit welchem Glasschneideinstrument. Er wollte wissen, ob ein sexueller Übergriff vorlag, und wenn ja, ob die Penetration oral, vaginal, anal oder sonst etwas stattgefunden hatte. Wir wußten vieles nicht, weil die Autopsie noch nicht durchgeführt war. Aber wir bekamen einige Informationen, als wir im Leichenschauhaus anriefen.«
    »Gab es noch andere Fragen? Hat CAIN irgend etwas gefragt, was Ihnen komisch oder unangemessen vorkam?«
    »Nicht daß ich wüßte.« Sie sah mich verständnislos an.
    »Hat CAIN jemals Botschaften an das Terminal der Transit Police übermittelt, die Ihnen komisch oder verwirrend erschienen?«
    Sie dachte wieder nach. »Wir haben, seit wir online gingen im November, höchstens zwanzig Fälle eingegeben. Vergewaltigungen, Überfälle, Morde, von denen ich glaubte, daß sie wichtig für VICAP wären, weil die Umstände ungewöhnlich waren oder die Opfer nicht identifiziert werden konnten. Und alle Botschaften von CAIN, von denen ich weiß, waren Routinenachfragen um weitere Informationen. Bis zu diesem Fall gab es keine Dringlichkeitsmeldungen. Jetzt hat CAIN eine urgent-mail-waiting-Message; geschickt, weil das System auf etwas gestoßen war.«
    »Sollten Sie irgendwelche ungewöhnlichen Meldungen empfangen, Frances, bitte setzen Sie sich sofort mit Benton Wesley in Verbindung.«
    »Wollen Sie mir nicht erzählen, wonach Sie suchen?«
    »In der ERF wurde im letzten Oktober eingebrochen. Jemand ist um drei Uhr morgens eingestiegen, und die Umstände deuten daraufhin, daß Gault dahintersteckte.«
    »Gault?« Commander Penn war perplex. »Wie ist das möglich?«
    »Eine Systemanalytikerin der ERF stand mit einem Spy-Shop im Norden Virginias in Verbindung, den auch Gault frequentierte. Wir wissen, daß diese Mitarbeiterin mit dem Einbruch zu tun hatte, und fürchten, daß Gault sie dazu veranlaßt hat.«
    »Warum?«
    »Was könnte ihm besser gefallen, als Zugang zu haben zu CAIN und zu einer Datenbasis mit den Details der gräßlichsten Verbrechen, die jemals in der Welt begangen wurden?«
    »Gibt es keine Möglichkeit, das zu verhindern?« fragte sie. »Die Sicherheitsvorkehrungen so niet- und nagelfest zu machen, daß niemand in das System kommt?«
    »Wir dachten, dafür hätten wir gesorgt«, erwiderte ich. »Meine Nichte, die ihr bester Programmierer ist, war sich sicher, daß das System absolut dicht ist.«
    »Ach ja. Ich habe von Ihrer Nichte gehört. Sie hat CAIN letztlich entwickelt.«
    »Mit Computern konnte sie schon immer gut umgehen, und sie hält sich lieber in ihrer Gesellschaft auf als in der von Menschen, jedenfalls gilt das für die meisten Menschen.«
    »Das kann ich ihr nicht verdenken. Wie heißt sie?«
    »Lucy.«
    »Und sie ist wie alt?« »Einundzwanzig.«
    Sie stand von der Couch auf. »Vielleicht ist es nur ein kleiner Defekt, der diese merkwürdigen Botschaften verursacht. Ein Virus. Und Lucy wird das Problem lösen.«
    »Hoffen wir es.«
    »Nehmen Sie Ihren Wein, und leisten Sie mir in der Küche Gesellschaft.«
    Aber das Telefon klingelte, bevor wir in der Küche waren. Commander Penn meldete sich, und ich sah ihrem Gesicht an, daß unser angenehmer Abend zu Ende war.
    »Wo?« fragte sie mit ruhiger Stimme. Ich kannte den Tonfall nur zu gut. Ich kannte den starren Blick.
    Ich öffnete bereits den Wandschrank, um meinen Mantel herauszuholen, als sie sagte: »Ich komme sofort.«
    Es hatte begonnen zu schneien, und der Schnee fiel wie Asche vom Himmel, als wir an der Subway-Station an der Second Avenue ankamen, in der verwahrlosten Gegend im Süden Manhattans, der Bowery.
    Der Wind heulte, und rote und blaue Lichter pulsierten, als wäre die Nacht verwundet. Alle Treppen, die in diesen Höllenschlund hinunterführten, waren abgesperrt, das Strandgut der Stadt war herausgetrieben, Pendler waren umgeleitet worden, scharenweise trafen Fernsehteams in Übertragungswagen ein, weil ein Beamter der Transit Police tot war.
    Er hieß Jimmy Davila, war siebenundzwanzig Jahre alt und seit einem Jahr Polizist. Er kümmerte sich um die Obdachlosen, die im

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