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Die Tote ohne Namen

Die Tote ohne Namen

Titel: Die Tote ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Subway-Tunnel läuft.«
    »Ich verstehe.« Ich dachte an den enormen Druck, unter dem sie stehen mußte, denn es war Aufgabe ihrer Behörde, die Subway wieder von den Kriminellen zu befreien. Die Stadt New York hatte der Transit Police dafür Millionen von Dollar zur Verfügung gestellt.
    »Außerdem«, fuhr er fort, »war es ein verdammter Reporter, der Janes Leiche im Central Park gefunden hat. Und dieser Kerl Ist so unnachgiebig wie ein Preßlufthammer. Heißt es. Er will den Nobelpreis gewinnen.«
    »Den wird er nicht kriegen«, sagte ich gereizt.
    »Man kann nie wissen«, sagte Marino, der des öfteren vorhersagte, wer einen Nobelpreis gewinnen würde. Hätte er je richtig geraten, wäre ich schon mehrmals dran gewesen.
    »Ich wünschte, wir wüßten, ob Gault noch in New York ist«, sagte ich.
    Marino trank sein Bier aus und blickte auf seine Uhr. »Wo ist Lucy?« fragte er.
    »Sie sucht Janet, soweit ich weiß.«
    »Wie ist sie?«
    Ich wußte, woran er dachte. »Sie ist eine reizende junge Frau«, sagte ich. »Intelligent, aber schüchtern.« Er schwieg.
    »Marino, sie haben meine Nichte im Sicherheitsstockwerk untergebracht.«
    Er wandte sich zur Theke, als wolle er noch ein Bier. »Wer? Benton?« »Ja.«
    »Wegen der Sache mit dem Computer?«
    »Ja.«
    »Willst du noch ein Zima?«
    »Nein, danke. Und du solltest kein Bier mehr trinken. Du fährst. Wahrscheinlich bist du mit einem Polizeiauto hier und hättes t nicht einmal ein Bier trinken dürfen.«
    »Ich bin mit meinem Auto da.«
    Das machte mich nicht gerade glücklich, und das sah er.
    »Na gut, es hat nicht einmal einen verdammten Airbag. Tut mir leid, in Ordnung? Aber ein Taxi oder ein Limousinenservice hätte auch keinen.«
    »Marino... «
    »Ich werde dir einen riesigen Airbag kaufen. Und du kannst ihn mitnehmen, wo immer du hingehst, wie deinen ganz persönlichen Heißluftballon.«
    »Ein Umschlag wurde aus Lucys Schreibtisch beim Einbruch in die ERF gestohlen«, sagte ich.
    »Was für ein Umschlag?«
    »Ein Umschlag mit persönlicher Korrespondenz.« Ich erzählte ihm von Prodigy, und wie Lucy und Carrie sich kennengelernt hatten.
    »Sie kannten sich schon vor Quantico?« fragte er.
    »Ja. Und ich glaube, Lucy meint, daß Carrie ihren Schreibtisch durchsucht hat.«
    Marino sah sich um, während er nervös mit der leeren Bierflasche kleine Kreise auf dem Tisch zog.
    »Sie beschäftigt sich zwanghaft mit Carrie und kann an nichts anderes denken«, fuhr ich fort. »Ich mache mir Sorgen.«
    »Wo hält sich Carrie dieser Tage auf?« fragte er.
    »Ich habe keinen blassen Schimmer.«
    Weil ihr nicht nachgewiesen werden konnte, daß sie an dem Einbruch in die ERF beteiligt gewesen war oder FBI-Eigentum gestohlen hatte, war sie zwar gefeuert, aber nicht strafrechtlich verfolgt worden. Carrie hatte nicht ins Gefängnis gemußt, nicht für einen Tag.
    Marino dachte nach. »Tja, wegen der sollte sich Lucy keine grauen Haare wachsen lassen. Eher schon wegen ihm.«
    »Sicher. Seinetwegen bin ich auch beunruhigt.«
    »Glaubst du, daß er den Umschlag hat?«
    »Das befürchte ich.« Ich spürte eine Hand auf meiner Schulter und drehte mich um.
    »Bleiben wir hier, oder gehen wir woanders hin?« fragte Lucy. Sie trug jetzt eine khakifarbene Hose und eine Denimbluse, auf die das FBI- Logo gestickt war, Wanderstiefel und einen breiten Ledergürtel. Es fehlten bloß noch Mütze und Pistole.
    Marino interessierte sich mehr für Janet, die ihr Polohemd hinreißend ausfüllte. »Gut, reden wir darüber, was in dem Umschlag war«, sagte er zu mir, unfähig, den Blick von Janets Busen abzuwenden.
    »Aber nicht hier«, sagte ich.
    Marino hatte einen großen blauen Ford, den er wesentlich sauberer hielt als seinen Dienstwagen. Er hatte CB-Funk und ein Gewehrfach, und abgesehen von Zigarettenkippen im Aschenbecher lag kein Abfall herum. Ich saß vorn, wo am Rückspiegel baumelnde Duftkissen die Dunkelheit mit kräftigem Kiefernduft erfüllten.
    »Erzähl mir haarklein, was in dem Umschlag war«, sagte Marino zu Lucy, die mit ihrer Freundin hinten saß.
    »Ich kann es nicht haarklein erzählen«, sagte Lucy, rutschte vor und legte eine Hand auf meine Lehne.
    Marino fuhr langsam an dem Wächterhäuschen vorbei und legte einen höheren Gang ein, als sein Wagen lautstark zum Leben erwachte.
    »Denk nach«, sagte er.
    Janet redete leise auf Lucy ein, und eine Weile unterhielten sie sich flüsternd. Die schmale Straße war stockfinster, auf den Schießständen war es ungewöhnlich

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