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Die Tote ohne Namen

Die Tote ohne Namen

Titel: Die Tote ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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gesagt habe, ich hab ihn reingelassen.« »Um wieviel Uhr?« fragte Marino.
    Evans sah zur Decke. »Ich schätze, es war ungefähr drei Uhr morgens. Ich saß an dem Schreibtisch, an dem ich immer sitze, als dieser Wagen vorfährt.«
    »Wo vorfährt?« fragte Marino.
    »Hinter dem Gebäude.«
    »Wenn er hinter dem Gebäude vorgefahren ist, wie konnten Sie ihn dann sehen? Die Lobby, in der Sie sitzen, ist vorne im Haus«, sagte Marino.
    »Ich hab ihn nicht gesehen«, fuhr der Wachmann fort. »Aber der Mann kommt vorne rum, und ich sehe ihn durchs Fenster. Ich geh raus und frag ihn, was er will, und er sagt, er hat eine Leiche abzuliefern.«
    »Was ist mit den Papieren?« fragte ich. »Hat er Ihnen keine Papiere gezeigt?«
    »Er hat gesagt, die Polizei ist mit ihrem Bericht noch nicht fertig und hat ihn vorgeschickt. Er hat gesagt, er bringt sie später vorbei.«
    »Ich verstehe«, sagte ich.
    »Er hat gesagt, sein Leichenwagen steht hinten«, fuhr Evans fort. »Ein Rad an seiner Bahre ist kaputt, hat er gesagt, ob er eine von uns benützen kann.«
    »Kannten Sie ihn?« fragte ich und versuchte, meinen Ärger zu beherrschen.
    Er schüttelte den Kopf.
    »Können Sie ihn beschreiben?«
    Evans dachte kurz nach. »Ehrlich gesagt, ich hab nicht genau hingeschaut. Aber ich glaube, er hatte sehr helle Haut und weiße Haare.«
    »Sein Haar war weiß?«
    »Ja, Ma'am. Da bin ich mir sicher.«
    »War er alt?«
    Wieder runzelte Evans die Stirn. »Nein, Ma'am.« »Wie war er angezogen?«
    »Ich glaube, er hatte einen dunklen Anzug und eine dunkle Krawatte an. Sie wissen schon, so wie die meisten Leute von den Bestattungsinstituten angezogen sind.«
    »Dick, dünn, groß, klein?« »Dünn, mittelgroß.«
    »Und wie ging's weiter?« fragte Marino.
    »Ich hab zu ihm gesagt, er soll vor die Einfahrt fahren, und ich lass' ihn rein. Ich bin wie immer durchs Haus gegangen und hab das Tor aufgemacht. Er kommt rein, und da steht eine Bahre. Die nimmt er, legt die Leiche drauf und kommt zurück. Er meldet sie an und so weiter.« Evans wich unseren Blicken aus. »Dann schiebt er die Leiche in den Kühlraum und geht wieder.«
    Ich holte tief Luft, Marino stieß Rauch aus.
    »Mr. Evans«, sagte ich. »Ich will die Wahrheit wissen.«
    Er sah mich an.
    »Sie müssen uns erzählen, was wirklich passiert ist, als Sie ihn reingelassen haben«, sagte ich. »Mehr will ich nicht. Wirklich nicht.«
    Evans riß die Augen auf. »Dr. Scarpetta, ich weiß nicht, was passiert ist, aber es ist was Schlimmes. Bitte, werden Sie nicht wütend auf mich. Nachts gefällt's mir dort unten überhaupt nicht. Ich würd lügen, wenn ich was anderes behaupte. Ich versuch, meine Arbeit gut zu machen.«
    »Sagen Sie uns einfach die Wahrheit.« Ich riß mich zusammen. »Mehr wollen wir nicht.«
    »Meine Mutter ist von mir abhängig.« Er war kurz davor, in Tränen auszubrechen. »Sie hat nur mich, und sie hat ein schwaches Herz. Seit meine Frau gestorben ist, geh ich jeden Tag zu ihr und kauf für sie ein. Ich hab eine Tochter, die ganz allein drei Kinder großzieht.«
    »Mr. Evans, Sie werden Ihren Job nicht verlieren«, sagte ich, obwohl er genau das verdiente.
    Er blickte mir kurz in die Augen. »Vielen Dank, Ma'am. Ihnen glaub ich. Aber was andere sagen werden, das macht mir Sorgen.«
    »Mr. Evans.« Ich wartete, bis er mir standhaft in die Augen sah. »Ich bin die einzige, um die Sie sich Sorgen machen müssen.«
    Er wischte eine Träne weg. »Was immer ich getan hab, es tut mir furchtbar leid. Wenn ich schuld bin, daß jemand weh getan wurde, weiß ich nicht, was ich tun werd.«
    »Sie sind nicht schuld«, sagte Marino. »Der Dreckskerl mit den weißen Haaren war es.«
    »Erzählen Sie uns von ihm«, sagte ich. »Was genau hat er gemacht, als Sie ihn reinließen?«
    »Wie gesagt, er hat die Leiche reingeschoben und hat sie vor dem Kühlraum stehenlassen. Ich mußte aufsperren, wissen Sie, dann hab ich gesagt, er soll sie reinschieben. Das hat er getan. Dann bin ich mit ihm nach unten ins Büro gegangen und hab ihm gezeigt, was er ausfüllen muß. Ich hab gesagt, er soll die Kilometer aufschreiben, die er gefahren ist, damit er die Fahrtkosten erstattet kriegt. Aber er hat nicht auf mich gehört.«
    »Sind Sie mit ihm wieder rausgegangen?« fragte ich.
    Evens seufzte. »Nein, Ma'am. Ich will Sie nicht anlügen.«
    »Was haben Sie gemacht?« fragte Marino.
    »Ich hab ihn allein gelassen, als er die Papiere ausgefüllt hat. Ich hab den Kühlraum wieder zugesperrt, wegen

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