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Die tote Stadt: Frankenstein 5: Roman (German Edition)

Die tote Stadt: Frankenstein 5: Roman (German Edition)

Titel: Die tote Stadt: Frankenstein 5: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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tun, was Monster taten. Mr Lyss sagte, man könnte von einer spirituellen Bekehrung reden, wenn man mal davon absah, dass Monster keine Seele hatten und nicht bekehrt werden konnten. Er sagte, man könnte auch von einem Erweckungserlebnis reden, einer Art Wiedergeburt, wenn man mal davon absah, dass das Monster ohnehin nie geboren, sondern in einer Fabrik hergestellt worden war und daher nicht wiedergeboren werden, sondern nur kaputtgehen konnte.
    Nummy fragte, ob das Monster den Herrgott gesehen hätte, und Mr Lyss sagte, vielleicht nicht den Herrgott, vielleicht nur den Himmel oder die Hölle, je nachdem, was der Boze gesehen hatte. Aber vielleicht auch nichts dergleichen, sondern nur etwas Erstaunliches auf der anderen Seite.
    Daraufhin hatte Nummy wissen wollen, was der alte Mann mit der anderen Seite meinte. Die andere Seite wovon? Mr Lyss sagte, die andere Seite des Lebens, dort drüben, wo die Toten hingehen. Nummy sagte, das hieße entweder Himmel oder Hölle, es hieße nicht »die andere Seite«. Und Mr Lyss sagte, verschiedene Menschen machten sich verschiedene Vorstellungen davon. Die andere Seite könnte etwas ganz anderes als Himmel und Hölle sein. Es könnte vielleicht diese Welt sein, noch einmal von Neuem, aber man ist ein neuer Mensch, und manchmal ist man sogar ein Tier, das hieße dann Reinkarnation. Nummy sagte, das sei albern, daran würde keiner glauben, das müsste sich Mr Lyss ausgedacht haben. Menschen könnten keine Tiere sein, wo kämen wir da denn hin, vielleicht sogar noch Pflanzen. Mr Lyss sagte, wenn er ihn als einen Lügner beschimpfte, würde er Nummys Nase mit ein paar Zwiebeln braten und ihn so zurichten, dass er in Zukunft aus dem linken Ohr pinkeln müsste.
    An dem Punkt bat der Klavierspieler Mr Lyss noch einmal, ihn zu töten, und zwar auf der Stelle. Der falsche Boze flehte so inständig um den Tod, dass Nummy ihn gegen seinen Willen bemitleidete. Monster konnten wahrscheinlich nicht weinen, es war ihnen von Natur aus nicht gegeben, und dieses hier vergoss keine Tränen, klang aber wirklich erbärmlich. Der Kerl tat Nummy leid. Er fragte sich, ob er vielleicht zu grob gewesen war, als er sich quergestellt hatte.
    Nummy sagte zu Mr Lyss: »Ich will nicht gemein zu ihm sein, noch nicht mal zu einem Monster. Zu mir waren schon oft Leute gemein, und daher weiß ich, wie elend man sich dann fühlt.«
    »Na, das ist doch mal eine Haltung, die Großmama bewundern würde«, sagte Mr Lyss.
    »Aber ich fürchte mich«, sagte Nummy.
    »Tja, Peaches, hast du dich an diesem grauenhaften Tag etwa nicht die meiste Zeit gefürchtet, und hast du ihn bisher nicht einigermaßen gut überstanden? Ich habe meine Fehler, den einen oder anderen, aber ich habe gut auf dich aufgepasst, oder etwa nicht?«
    »Wir haben jede Menge Zeug gestohlen.«
    »Verdammt noch mal, ich sagte doch gerade, dass ich den einen oder anderen Fehler habe. Ich habe nie behauptet, ich sei der Inbegriff von Vollkommenheit. Alles, was ich gesagt habe, ist, dass ich für deine Sicherheit gesorgt habe. Stimmt das etwa nicht?
    »Doch, vermutlich schon.«
    »Vermutlich schon? Du hast noch beide Füße, um darauf zu laufen, oder? Du hast noch beide Hände, um damit zu essen. Dein großer dummer Kopf sitzt noch auf deinen Schultern, oder nicht?«
    »Das stimmt vermutlich«, gab Nummy zu.
    »Also gut«, sagte Mr Lyss. »Und jetzt lass uns gehen.«
    Nummy hatte sich zur Wehr gesetzt, doch nun stellte er fest, dass er nachgab und genau das tat, was er nicht tun wollte – er ging mit Mr Lyss und dem Monster zu dem gestohlenen Wagen.
    Und beim Einsteigen fand Nummy heraus, dass Mr Lyss das Monster fahren lassen wollte.
    Während die Boze-Kopie sich ans Steuer setzte, führte Mr Lyss Nummy um den Wagen herum zur Beifahrerseite und öffnete beide Türen.
    »Das geht schon in Ordnung, Peaches. Wenn ich fahren würde, könnte ich nicht die ganze Zeit eine Pistole auf ihn richten. Es wird zwar nicht nötig sein, aber es lässt sich immerhin machen.«
    »Ich weiß nicht, was wir hier überhaupt tun«, sagte Nummy besorgt.
    »Erst waren es außerirdische Insekten, also nichts weiter als ein willkürlicher Schicksalsschlag, der nichts zu bedeuten hat. Dann war es Frankenstein, also nichts Schicksalhaftes – da geht es darum, wie wir die bestehende Ordnung in Stücke zu reißen versuchen, einfach nur, um zu beweisen, dass wir es können. Jetzt ist es immer noch Frankenstein, Nummy, aber es ist auch noch etwas viel Größeres. Sogar ein

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