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Die tote Stadt: Frankenstein 5: Roman (German Edition)

Die tote Stadt: Frankenstein 5: Roman (German Edition)

Titel: Die tote Stadt: Frankenstein 5: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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an der Hintertür ließ sich drehen, und die Tür ging mit quietschenden Angeln nach innen auf.
    Plötzlich wollte Nummy das Haus von Officer Barry Bozeman nicht betreten, und das nicht nur, weil es sich nicht gehörte, ein Haus zu betreten, wenn man nicht eingeladen war, sondern auch, weil sie dort drinnen etwas Übles erwartete. Er wusste nicht, woher er das wusste, aber er wusste es. Er verspürte eine leichte Übelkeit und hatte ein flaues Gefühl in der Magengrube. Eine Enge in der Brust, die ihn daran hinderte, tief Atem zu holen.
    »Lassen Sie uns von hier fortgehen«, flüsterte Nummy.
    »Wir können nirgendwohin«, sagte Mr Lyss. »Und uns bleibt nicht genug Zeit, um dort anzukommen.«
    Der alte Mann überquerte die Schwelle, ließ eine Hand über die Wand neben der Tür gleiten und schaltete das Licht an.
    Als Nummy Mr Lyss widerstrebend in das Haus folgte, sah er den Boze in seiner Unterwäsche und einem offenen Bademantel auf einem Stuhl am Küchentisch sitzen. Der Boze hatte seinen Kopf zurückgelegt, sein Mund stand offen, sein Kiefer hing herunter, und seine Augen waren tief in ihre Höhlen zurückgerollt.
    »Tot«, sagte Mr Lyss.
    Nummy erkannte einen Toten, wenn er ihn sah.
    Obwohl Officer Bozeman tot war, war Nummy nicht wohl dabei zumute, ihn in seiner Unterwäsche zu sehen. Er fühlte sich auch unbehaglich, weil es ihm falsch vorkam, einen Toten anzustarren, der nicht wusste, dass man da war, und einem nicht sagen konnte, man sollte verschwinden. Einen, der sich nicht einmal mehr vorzeigbarer machen konnte.
    Man konnte den Blick aber auch nicht von einem Toten abwenden. Das hätte dann so ausgesehen, als sei es einem seinetwegen peinlich , ganz so, als wäre es seine Schuld, dass er gestorben war.
    Wenn der Tote jemand war, den man kannte, wie der Boze – oder wie Großmama –, dann fühlte man sich ein bisschen so, als wollte man selbst sterben. Aber man musste ihn trotzdem ansehen, weil es das letzte Mal war, dass man ihn zu sehen bekam, außer auf Fotos, und Fotos waren eben nur Fotos, sie waren nicht der Mensch.
    Eine silberne Perle funkelte an der linken Schläfe des Boze, genauso wie die Perlen auf den Gesichtern dieser Zombies in den Gefängniszellen.
    Die Leute im Gefängnis hatten alle gewartet wie brave Hunde, denen man gesagt hatte: »Sitz.« Und dann war der attraktive junge Mann erschienen und hatte sich in einen Engel verwandelt, aber dann war er doch kein Engel gewesen, und dann hatte er sie alle in Stücke gerissen und sie in sich aufgenommen.
    Nummy hoffte, der schöne junge Mann würde sich hier nicht so bald blicken lassen.
    Mr Lyss schloss die Hintertür und ließ Schneeklumpen auf dem PVC-Boden zurück, als er die Küche durchquerte. Er sah sich den Leichnam aus der Nähe an, berührte ihn aber nicht.
    »Er ist schon seit einiger Zeit tot. Mindestens acht bis zehn Stunden, wahrscheinlich noch länger. Wahrscheinlich ist es vor dem Morgengrauen passiert.«
    Nummy hatte keine Ahnung, woher man wissen konnte, wann ein Mensch gestorben sein musste, und er wollte es auch nicht erfahren. Um so etwas zu lernen, würde man viele Tote sehen und sie wahrscheinlich eingehend unter suchen müssen, aber Nummy wünschte sich mehr als alles andere, in seinem ganzen Leben keinen weiteren Toten mehr zu sehen.
    Mr Lyss hob eine Art Waffe, die aus schimmerndem Metall bestand, vom Tisch auf. Er drehte und wendete sie hierhin und dorthin und betrachtete sie.
    Auf dem Tisch stand eine Schale mit frischem Obst: ein paar Bananen, eine Birne, zwei große Äpfel, die noch nicht ganz reif aussahen. Mr Lyss richtete die seltsame Waffe auf einen Apfel und gab einen Schuss ab. Fffftt! Plötzlich erschien auf dem Apfel eine schimmernde silberne Perle wie die an Officer Bozemans Schläfe.
    Mr Lyss drückte noch einmal auf den Abzug, aber nichts geschah. Als er die Pistole ein drittes Mal abfeuerte – Fffftt! –, war auf dem zweiten Apfel auch eine silberne Perle. Beim vierten Mal passierte wieder nichts.
    »Was geschieht beim zweiten Schuss?«, fragte Mr Lyss.
    Nummy wusste nicht, wie er die Frage des alten Mannes beantworten sollte, und er wollte nicht wieder angefahren werden und sich sagen lassen, er sei dumm. Sie wussten beide, dass er dumm war, er war es schon immer gewesen, und daher brauchte keiner von ihnen eine ständige Erinnerung daran. Nummy hielt den Mund.
    Als Mr Lyss die Pistole, die silberne Perlen verschoss, wieder auf den Tisch legte, wo er sie gefunden hatte, ertönte Klaviermusik aus

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