Die tote Stadt: Frankenstein 5: Roman (German Edition)
rauskomme, aus der Stadt abhaue, weit weg verschwinde und den Rest dem Militär überlasse.«
»Sie werden nicht rauskommen«, sagte Deucalion. »Die haben die Polizei übernommen und sämtliche öffentli chen Ämter. Die Straßen sind an beiden Enden der Stadt gesperrt. Sie bringen die entscheidenden Einrichtungen an sich – Telefone, das Elektrizitätswerk. Das Wetter hilft ihnen, weil die meisten Leute bei diesem Schnee zu Hause bleiben werden, wo ihre Replikanten sie leichter finden können.«
»Ohne Telefone oder Geräte zum Versenden von Textnachrichten«, sagte Sammy, »und ohne das Internet bietet KBOW die einzige effiziente Methode, viele Menschen zu warnen.«
Ralph Nettles sagte: »Ich habe Waffen. Ich ... bin Sammler.«
Sammy hatte immer geglaubt, der ausgeglichene, verant wortungsbewusste, detailbesessene Techniker hätte wahrscheinlich einen Plan für jede Eventualität, vom Sich-Verlieben bis hin zum Weltuntergang. Obwohl er Ralph noch nie ein Wort darüber hatte sagen hören, dass er Waffen sammelte, überraschte ihn diese Enthüllung nicht, und er hatte den Verdacht, die Sammlung würde sich als umfangreich erweisen, wenn auch nicht ganz so groß, dass der Gebrauch des Wortes paranoid gerechtfertigt wäre.
»Ich sollte genug haben, um den Sender zu verteidigen«, sagte Ralph. »Mein Haus ist weniger als eine Meile von hier entfernt. Ich könnte es schaffen, mit Waffen und Ersatzmunition in ... zwanzig Minuten oder so wieder hier zu sein.«
Deucalion sagte: »Ich komme mit Ihnen, dann sind wir viel schneller wieder hier.«
Die Klingel an der Tür ertönte. KBOW war für Besucher geschlossen, sobald der Empfangsschalter ab siebzehn Uhr dreißig nicht mehr besetzt war.
»Das wird Transport Nummer eins sein«, sagte Deucalion. »Sie glauben, sie hätten vier Zombies abzuholen. Warten Sie hier. Mit denen befasse ich mich.«
Sammy hätte sich niemals vorstellen können, dass die umwerfende Enthüllung der Existenz von Replikanten und der Anblick ihrer fremdartigen Innereien sich als weniger verblüffend erweisen würden als Deucalions Verlassen dieses Raumes. Er, Ralph, Mason und sogar der wie gelähmt wirkende Burt schrien alle überrascht auf, als Deucalion sich von ihnen abwandte und nicht einfach hinausging, sondern spurlos verschwand.
12.
Zwei zusätzliche Kissen waren auf einen der Küchenstühle gelegt worden, damit die fünfjährige Chrissy Benedetto höher saß, da sie andernfalls kaum auch nur auf Kinnhöhe mit der Tischplatte gewesen wäre.
Das Mädchen brauchte beide Hände, um den Becher heiße Schokolade hochzuheben, und jedes Mal, wenn sie einen Schluck davon trank, wurden ihre Augen wie vor Freude über den Geschmack groß.
»Du machst sie anders«, sagte sie.
»Ich nehme Mandelmilch«, sagte Erika, die dem Kind am Tisch gegenübersaß.
»Mandel – so wie Nuss?«
»Ja. Genau.«
»Um da Milch rauszuholen, musst du ganz schön fest zudrücken.«
»Das Zudrücken überlasse ich anderen Leuten. Ich kaufe die Mandelmilch einfach im Laden.«
»Kann man aus einer Erdnuss auch Milch rausquetschen?«
»Ich glaube nicht.«
»Kann man Milch aus einer Käsch-juh rausholen?«
»Aus einer Cashewnuss? Nein, das glaube ich nicht.«
»Du bist sehr hübsch«, sagte Chrissy.
»Danke, meine Süße. Du bist auch sehr hübsch.«
»In der Vorschule war ich die kleine Meerjungfrau. Du weißt schon, beim letzten Halloween.«
»Ich würde wetten, dass du sämtliche Jungs bezaubert hast.«
Chrissy schnitt eine Grimasse. »Jungs. Die wollten alle gruselig sein. Sie waren richtig igitt .«
»Hübsch ist besser als gruselig. Irgendwann kommen die Jungs von selbst dahinter, aber sie brauchen lange dafür.«
»Dieses Jahr werde ich eine Prinzessin sein. Oder vielleicht ein Schwein, wie Olivia in diesen Büchern.«
»Ich würde lieber Prinzessin sein, wenn ich du wäre.«
»Na ja, Olivia ist ein hübsches Schweinchen. Und sie ist wirklich komisch. Außerdem sagt Daddy, wie man von außen aussieht, spielt keine Rolle. Was zählt, ist, wie man innen ist. Du backst auch gute, ganz andere Plätzchen.«
»Ich nehme nicht nur Schokoladenstückchen, sondern auch Pekannüsse und Kokosnuss.«
»Kannst du das meiner Mommy beibringen?«
»Klar. Und dir könnte ich es auch beibringen.«
Das letzte Talent, das Erika Fünf – jetzt Swedenborg – an sich selbst hätte entdecken sollen, war eine Begabung dafür, Beziehungen zu jungen Menschen herzustellen und ihnen zu geben, was sie brauchten. Da sie
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