Die tote Stadt: Frankenstein 5: Roman (German Edition)

bereithielt. Nun ja, nicht direkt für Notfälle wie diesen . Die Art von Notfällen, an die Mason dabei gedacht hatte, gingen eher in die Richtung von unerwartetem Durchfall, während er auf Sendung war. Alle außer dem Fremden wirkten besorgt und verwirrt.
    In Sammys Abwesenheit war Warren Snyders Leiche von der Taille aufwärts entblößt worden, und seine Hose war weit genug heruntergezogen, um seinen Bauch vollständig freizulegen, vom Brustbein bis zu den Leisten.
    »Ich weiß nicht genau, was Sie zu sehen bekommen«, sagte Deucalion, »aber ich bin überzeugt, der Anblick wird ausreichende Beweise dafür erbringen, dass es sich hier nicht um den echten Warren Snyder gehandelt hat.«
    Der Riese kniete sich neben die Leiche und stieß das Messer hinein, direkt unterhalb des Brustbeins.
    Mason Morrell keuchte, wenn auch wahrscheinlich nicht, weil ihn die gewaltsame Öffnung des Leichnams schockierte, sondern nur aus Effekthascherei, um anzudeuten, er, ein begabter Moderator, sei von Natur aus sensibler als diejenigen, die sich hinter den Kulissen seiner Sendung abrackerten. Sammy mochte Mason, obwohl der Typ immer eine Show abzog, mal mehr und mal weniger, ob er nun am Mikrofon saß oder nicht, und manchmal war er ermüdend.
    Ein schmales Rinnsal Blut schlängelte sich vom Heft des Messers über den blassen Bauch, und einen Moment lang erschien die Leiche trotz allem menschlich. Aber dann schlitzte Deucalion sie bis zum Nabel und noch tiefer auf und zerstörte so jegliche Illusion von Menschlichkeit. Die Ränder der Wunde klafften auf, und es stellte sich heraus, dass sich das Blut – falls es überhaupt Blut war – auf das Oberflächengewebe beschränkte.
    Tiefer drinnen war alles eigenartig, nicht die Eingeweide eines menschlichen Körpers. Einige der Organe hatten die Farbe von Milchglas, andere waren weiß und wiesen wie das Fleisch bestimmter Fische ungleichmäßige schwache graue Streifen auf, und einige wenige waren weiß mit einer kaum wahrnehmbaren Andeutung von Grün. Manche waren glatt und glitschig, andere von einer gekörnten Konsistenz wie Hüttenkäse, alle bizarr geformt und asymmetrisch. Eine Doppelhelix aus schillernden Röhren wand sich durch den Rumpf, und eine cremige Flüssigkeit sickerte aus denen, die eingeschnitten oder durchtrennt worden waren. In der ganzen Bauchhöhle lag ein feines Netz aus phosphoreszierenden Fasern, die weniger biologisch als elektronisch wirkten, und sie schimmerten schwach, obwohl dieser Replikant mit ebenso großer Sicherheit tot war wie der echte Warren Snyder, den er ersetzt hatte.
    Deucalion ließ das Messer in der Leiche stecken, als er sich zu seiner vollen Größe aufrichtete.
    Mit einem Schauer des Ekels und mit bestürzender Furcht in seiner Stimme fragte Sammy Chakrabarty: »Was ist das für ein Ding?«
    »Es wurde in einem Labor hergestellt«, sagte der Riese. »Hunderte oder sogar Tausende von ihnen sind gerade dabei, die Kontrolle über diese Stadt an sich zu reißen.«
    »In was für einem Labor?«, fragte Ralph Nettles. Er schüttelte ungläubig den Kopf. »Unsere Wissenschaft ist noch nicht weit genug fortgeschritten, um das zu bewerkstelligen.«
    »Sie haben den Beweis vor Ihren Augen«, rief ihm Deucalion in Erinnerung.
    Burt Cogborn starrte nicht den Kadaver an, sondern seine Armbanduhr, als gestattete seine Welt der Werbe spotvermarktung keinen Raum für eine Entwicklung dieser Größenordnung und als könnte er ankündigen, der Anzeigenannahmeschluss rückte drohend näher und er müsste in sein Büro zurückkehren, um Werbetexte zu schreiben.
    »Vielleicht in einem Labor«, räumte Ralph ein. »Aber nicht auf diesem Planeten.«
    »Auf diesem Planeten, in diesem Land, diesem Bundesstaat«, beteuerte ihm Deucalion mit verstörender Bestimmtheit. »Wer ich bin und wer diese Geschöpfe fabri ziert hat, werde ich bald erklären. Aber erst müssen Sie Vorbereitungen treffen, um den Sender zu verteidigen, und Sie müssen andere warnen, sowohl in Rainbow Falls als auch außerhalb. Die Leute müssen wissen, was hier vorgeht.«
    »Womit sollen wir den Sender verteidigen?«, fragte Mason Morrell. »Mit ein paar Küchenmessern? Gegen Hunderte – vielleicht Tausende – von diesen ... diesen Dingern? Und sie sind stärker als wir. Das ist kein Film, Mann, wir haben hier keinen Leinwandsuperhelden, der im dritten Akt alles in Ordnung bringt. Ich kann die Welt nicht retten. Ich kann nichts anderes als meinen eigenen Arsch retten und sehen, wie ich hier