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Die Tote vom Johannisberg

Die Tote vom Johannisberg

Titel: Die Tote vom Johannisberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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Sie was«, sagte Satorius. »Ich bin auch ab Montag eine Woche lang mit Proben und Aufnahmen beschäftigt und muß mich noch darauf vorbereiten. Kommen Sie doch bitte, wenn es Ihnen möglich ist, morgen um vierzehn Uhr in die Universität. Ich halte da eine Gastvorlesung. Sie dauert eine gute Stunde, und im Anschluß können wir uns unterhalten.«
    »Das paßt prima. Gern.«
    »Wollen Sie auch Fotos machen?«
    »Nein, nein«, sagte ich. »Sie können mir sicher ein paar Künstlerfotos von sich zur Verfügung stellen. Jetzt geht es erst mal nur um den Text.«
    »Gut. Dann bis morgen. Ich bin gespannt, was Sie für Fragen haben.«
    Das bin ich auch, dachte ich und verabschiedete mich höflich dankend.
    Die Katze kam in gleichmäßigem Trab vom Wohnzimmer herüber. Mit einem Satz sprang sie auf den Schreibtisch und sah mich herausfordernd an: Machst du jetzt Feierabend, oder muß ich noch länger auf dich warten? Ich streichelte sie ein bißchen am Rücken, aber sie entwand sich, maunzte kurz, hüpfte wieder auf den Fußboden und warf sich auf den Rücken. Ich stand auf. Sie stellte sich ruckartig wieder auf die Beine und rannte in meinen Wohnbereich hinüber, daß die Pfoten nur so auf dem Boden trommelten. Als ich hinterhergekommen war, sah ich, daß sie ein Spielzeug entdeckt hatte. Es war ein Bleistiftstummel. Sie machte ihre linke Vorderpfote krumm, schoß das Holzstückchen einen Meter vor sich her, stürzte sich kämpferisch auf das flüchtende »Opfer« und biß hinein. Dann setzte sie sich brav hin und sah mich an.
    Ich wußte, was zu tun war. Ich nahm das Spielzeug und warf es in die Ecke. Sofort raste die Katze hinterher, fing es ab, schubste es weg und stürzte sich wieder darauf.
    »Ich wußte gar nicht, daß auch Katzen Stöckchen nachlaufen«, wunderte ich mich. Und so spielten wir noch eine Weile, bis sie keine Lust mehr hatte.
    Fünf Tage war es jetzt her, seit sie das erste Mal zu mir gekommen war, und ich hatte immer noch keinen Namen für sie. »Vielleicht sollte ich dich ›Madämchen‹ nennen?« überlegte ich laut. »Ja, ›Madämchen‹ ist gut.« Sie sah mich aufmerksam an und legte das Köpfchen schief. Offenbar hatte sie verstanden. »Madämchen«, sagte ich feierlich. »Du gehörst jetzt zur Familie. Und als älteres Familienmitglied muß ich dir jetzt leider sagen: Ich muß noch arbeiten.«
    Ich ging hinüber ins Büro. Madämchen faßte das als Affront auf und war sofort beleidigt. Es war für sie wohl selbstverständlich, daß sie jetzt die Regeln bestimmte. Mit einem Satz war sie auf der Fensterbank und wollte hinaus. Ich öffnete das Fenster. Sie verschwand auf dem Flachdach.
    Dann suchte ich die Karte von diesem Kripomann Krüger. Als er sich meldete, dachte ich unwillkürlich an seine stahlblauen Augen.
    »Guten Tag, Herr Krüger«, sagte ich jovial. »Na - haben Sie Ihre tausend Zeugen durch?«
    Ich merkte gleich, daß ich den falschen Ton angeschlagen hatte. Krüger war kein Mann für Späße. Außerdem war er unangenehm kurz angebunden.
    »Eintausenddreihundertzweiundfünfzig«, sagte er. »Was kann ich für Sie tun, Herr Rott?«
    »Nun ja - Sie hatten mich gebeten, Sie anzurufen, wenn mir noch etwas Nützliches einfällt.«
    »Und das wäre?«
    »Eine Information über Regina Mallberg. Etwas, das Sie wahrscheinlich noch nicht wissen.«
    »Sonst würden Sie mich ja kaum anrufen. Soll ich jemanden schicken, der Ihre Aussage entgegennimmt, oder wollen Sie mir am Telefon sagen, was sie mitzuteilen haben?«
    »Also eigentlich«, druckste ich. »Eigentlich …«
    »Ja?« bellte es aus dem Hörer.
    »Ich wollte Ihnen ein kleines Geschäft vorschlagen.«
    Krüger atmete hörbar aus und bremste seine Ungeduld. Es verging mindestens eine Sekunde, bevor er reagierte. »So, so - ein Geschäft«, sagte er nur.
    »Ich gebe Ihnen eine nützliche Information«, wandte ich ein.
    »Und was geben wir Ihnen?«
    »Nichts Besonderes. Sie gewähren mir nur einen Blick auf ein gewisses Dokument.«
    »Darf ich raten?«
    »Dürfen Sie. Aber vorher zeige ich Ihnen, daß ich es ernst meine: Es gibt einen Kontakt zwischen Regina Mallberg und einer unbekannten Person. Sie könnten mit Ihren polizeilichen Methoden diese Person leicht ausfindig machen.«
    »Und das sollen wir auch noch für Sie tun?«
    »Nein. Das verlange ich überhaupt nicht«, sagte ich, obwohl das natürlich ideal gewesen wäre.
    »Sehr freundlich von Ihnen«, sagte Krüger sarkastisch. »Haben Sie heute eigentlich schon die Zeitungen

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