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Die Tote von Buckingham Palace

Die Tote von Buckingham Palace

Titel: Die Tote von Buckingham Palace Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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Gott nie jemand erfahren. Es ist ohne Weiteres möglich, dass sie ein beliebiges Mordopfer jener Nacht war.«
    »Das zufällig genau auf die gleiche Weise umgebracht wurde wie die Hure in Afrika?«, fragte Narraway sarkastisch. »Wer zum Teufel hat die Leiche gebracht?«
    »Das weiß ich nicht.«
    Narraway hob die Brauen. »Sie wüssten es aber vermutlich gern?«
    »Unbedingt. Zuerst aber möchte ich Sorokine die Freiheit zurückgeben.« Pitt lächelte. »Ich an Ihrer Stelle würde mir für die Festnahme von Dunkeld Helfer mitnehmen. Er ist sehr kräftig und äußerst leicht erregbar.«
    Narraway sah ihn kalt an. »Ich habe nicht die Absicht, allein zu ihm zu gehen! Halten Sie mich für dumm?«
    An der Tür wandte sich Pitt an Gracie. »Zu wem möchtest du mitkommen?«, fragte er. »Du hast es verdient, dir das aussuchen zu dürfen.«
    »Danke«, sagte sie verlegen. »Ich denke, ich geh mit Ihnen, um Mr Sorokine zu sagen, dass er frei is’. Er war wirklich nett zu mir. Hat mich in ’nem Buch von Oscar Wilde lesen lassen, wie
wenn ich ’ne richtig gebildete Dame wär, die was davon versteht.«
    »Das bist du auch«, sagte Pitt. »Wie scharfblickend von ihm. Wenn wir wieder zu Hause sind, kaufe ich dir ein Exemplar.«
    »Danke, Sir«, sagte sie.
    Sie gingen gemeinsam nach unten und ließen sich von Mr Tyndale den Schlüssel zu Sorokines Zimmer geben. »Ich bin sehr froh, Sir«, sagte Mr Tyndale ernst. »Mr Sorokine hat sich jederzeit äußerst höflich verhalten.« Auf Gracie warf er nur einen flüchtigen Blick, weil er nicht wusste, wie er ihre Rolle einschätzen sollte.
    Auch sie wich seinem Blick aus, um es ihm nicht unnötig schwer zu machen.
    Oben klopfte Pitt an Sorokines Tür, öffnete und trat ein.
    »Ihre Höflichkeit ist ausgesprochen angenehm, wenn auch eine Spur absurd«, sagte Sorokine gelassen. Sein Gesicht war grau. Er war vollständig angekleidet. Im Bemühen, seine Haltung zu wahren, presste er die Hände an die Seiten und stand so starr, dass er ein wenig schwankte.
    Pitt hielt ihm den Zimmerschlüssel auf der offenen Handfläche hin. »Ich bitte um Entschuldigung, Mr Sorokine. Ich bin jetzt völlig sicher, dass Sie uns die Wahrheit gesagt haben, und bedaure aufrichtig, was wir Ihnen haben antun müssen.«
    Sorokine sah erst auf Pitt, dann auf den Schlüssel in dessen Hand. Langsam griff er danach, nahm ihn und fuhr mit den Fingern darüber, als wolle er sich vergewissern, dass er wirklich da war. Dann hob er erneut den Blick zu Pitt.
    »Cahoon?«, fragte er mit belegter Stimme. »Warum? Er ist doch der Einzige von uns, der die arme Frau nicht umgebracht haben kann.«
    Mit wenigen Worten legte ihm Pitt den Fall in groben Zügen dar.
    Sorokine setzte sich auf sein Bett. »Großer Gott im Himmel!«, stieß er hervor. Es klang wirklich wie eine Anrufung des Höchsten.

    »Bitte entschuldigen Sie, Sir, aber ich muss jetzt Mr Narraway bei Mr Dunkelds Festnahme zur Hand gehen. Das wird möglicherweise nicht einfach. Sofern Sie etwas brauchen, wird Gracie dafür sorgen.«
    Sie trat vor. »Ja, Sir«, sagte sie mit tiefer Befriedigung in der Stimme. »Wie wär’s mit ’ner frisch gebrühten Tasse Tee und ’nem Stück Teegebäck mit Rosin’ und Butter?«
    Sorokine lächelte unter Tränen. »Danke«, sagte er gerührt. »Ich muss zugeben, dass das Mittagessen nicht besonders üppig ausgefallen ist. Ja, gern … bevor ich … wieder zu den anderen gehe.«
    Sie eilte nach unten und kümmerte sich selbst um die Zusammenstellung des Tabletts, wählte das Teegebäck aus, das die meisten Rosinen enthielt, und sparte nicht mit der Butter. Als sie ihm alles nach oben brachte, aß und trank er so begierig, als sei es seit vielen Tagen das Erste, was er mit Appetit zu sich nahm.
    Sie warf einen Blick zum Nachttisch hinüber und sah das Buch von Oscar Wilde offen darauf liegen.
    Er folgte ihrem Blick. »Hätten Sie es gern?«
    »Das könnte ich nie annehmen«, sagte sie und errötete, weil er sie bei ihrem heimlichen Blick ertappt hatte.
    »Aber ja«, gab er zur Antwort. »Ich kann mir ohne Weiteres wieder eins besorgen. Ich möchte gern, dass Sie es nehmen. Ich habe Grund zu feiern. Gestatten Sie, dass ich es Ihnen schenke.« Er streckte die Hand aus, sah dann die Butter auf seinen Fingern und lächelte trübselig. »Nehmen Sie es sich einfach. Bitte.«
    Sie nahm es und drückte es fest an sich. »Vielen Dank, Sir.«
    Er lächelte noch immer.
     
    Da sich Cahoon Dunkeld beim Kronprinzen befand, mussten Pitt und

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