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Die Tote von Buckingham Palace

Die Tote von Buckingham Palace

Titel: Die Tote von Buckingham Palace Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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Portweinflaschen gefragt, hatte ihm die Köchin erklärt, Mr Dunkeld habe Portwein als Geschenk für den Prinzen mitgebracht. So etwas sei viel zu gut zum Kochen, man serviere das nach Tisch den Herren. Das Blut hatte er ihr gegenüber nicht erwähnt. Er hätte sie noch so eindringlich ermahnen können, den Mund zu halten, sie hätte das bestimmt umgehend weitergetratscht.
    Auch hatte er versucht, Erkundigungen über das zerbrochene Porzellan einzuziehen – ergebnislos. Alle Befragten hatten so getan, als wüssten sie nichts davon, so wie zuvor alle gesagt hatten, die Laken der Königin könnten äußerstenfalls aus Versehen in die Wäschekammer gelangt sein. Empört hatte jeder die Möglichkeit bestritten, dass jemand darin geschlafen haben könnte.
    Als er endlich einschlief, suchten ihn wirre Träume heim. In
ihnen vermischte sich der Prunk des Palasts mit dem Gestank und dem Grauen der Gassen von Whitechapel, wo man die anderen fürchterlich zugerichteten Frauenleichen gefunden hatte.
    Gegen Morgen fuhr er mit laut schlagendem Herzen hoch und saß eine Weile im Bett, ohne zu begreifen, wo er sich befand. Dann merkte er, dass jemand wild gegen seine Tür hämmerte. Bevor er hingehen und sie öffnen konnte, taumelte Cahoon Dunkeld herein. Im Schein der Gaslampe, die auf dem Gang brannte, sah Pitt, dass sein Gesicht aschfahl war.
    Er stand auf und sah sich den Mann näher an, der vor einem Zusammenbruch zu stehen schien. Dann schob er ihn zu dem einzigen Stuhl, der im Raum stand.
    Mit hängenden Schultern vergrub Dunkeld das Gesicht in den Händen. Auch wenn Pitt nicht wusste, was geschehen war, konnte er doch sehen, dass der Mann am Ende war.
    Er machte Licht, drehte die Flamme der Gaslampe hoch und wartete, bis sich Dunkeld gefasst hatte.
    Als Dunkeld sich nach einer Weile aufsetzte, wirkte sein Gesicht geschwollen. Seine Augen flackerten fiebrig. Etwas schien ihn so sehr zu beschäftigen, dass er die Arme nicht still halten konnte, als habe er das Bedürfnis, etwas zu tun, ohne zu wissen, was oder wie.
    Er fuhr sich mit der Hand vom Gesicht zum Hinterkopf. Seine Fingerknöchel waren abgeschürft; einer blutete.
    »Das war meine Tochter«, sagte er mit rauer Stimme. »Sie hat sich den ganzen Tag sonderbar benommen, aber ich habe mir nichts weiter dabei gedacht und angenommen, dass sie damit wie üblich lediglich die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich lenken wollte. Sie … hat das Bedürfnis, bewundert zu werden, möchte im Mittelpunkt stehen. Ihr Mann ist …« Die Muskeln seines Unterkiefers schienen sich zu verkrampfen, und eine ganze Weile brachte er kein weiteres Wort heraus.
    Pitt überlegte, ob er den Satz für ihn beenden sollte, wartete dann aber lieber. Die Sache war zu schwerwiegend, als dass er es sich leisten konnte, in die falsche Richtung zu spekulieren.

    Dunkeld holte tief Luft und zitterte dabei am ganzen Leibe. »Beim Abendessen ist sie immer wieder auf die Leiche in der Wäschekammer zu sprechen gekommen. Ich habe ihr ziemlich unmissverständlich zu verstehen gegeben, dass sie den Mund halten soll. Ich fürchtete, sie würde aus Angst die Selbstbeherrschung verlieren. Großer Gott!« Seine Brust hob sich, und alle Muskeln seines Oberkörpers schienen sich anzuspannen.
    Allmählich erfasste Pitt tiefe Besorgnis. »Was ist geschehen, Mr Dunkeld?«, wollte er wissen.
    Langsam hob dieser den Kopf und sah ihn an. »Ich habe lange wach gelegen und über das nachgedacht, was sie gesagt hat. Immer wieder bin ich die Sache durchgegangen und habe mich dann gefragt, ob sie wohl etwas weiß. Sie hatte mir klipp und klar gesagt, dass sie den Dienstboten viele Fragen gestellt und herausbekommen hat, was sie wissen wollte. Ich … ich habe ihr nicht geglaubt.« Er schien großen Wert darauf zu legen, dass Pitt ihn verstand. »Ich dachte, sie wollte sich nur interessant machen.«
    »Was ist geschehen, Mr Dunkeld?«, fragte Pitt eindringlich und beugte sich leicht vor. Dieser Abenteurer und Forschungsreisende, der es gewohnt war, anderen zu befehlen, stand erkennbar am Rande eines Nervenzusammenbruchs. Als einige Tage zuvor die Leiche in der Wäschekammer aufgefunden worden war, hatte er sogleich das Kommando übernommen, entschieden, was zu tun war, und den Kronprinzen nach Kräften beruhigt und getröstet. Was auch immer ihn in diese Verzweiflung getrieben hatte, es musste etwas sein, was ihn bis ins tiefste Mark getroffen hatte. Ob ihm seine Tochter gesagt hatte, wer der Täter war? War es jemand, der ihm

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